Tiffany Duo Band 0149 (German Edition)
anfühlen würde, und wie sehr er sich danach sehnte, die Arme um sie zu legen und den süßen Duft ihrer Haare einzuatmen.
“Aber wissen Sie, was mir am besten gefallen hat?” Ihre Stimme war leise und wurde fast vom Quaken der Frösche am Seeufer übertönt. “Wenn ich allein mit einem Buch dort lag. Wenn alles ganz still um mich war. Nach einer Weile hatten die Tiere meine Anwesenheit vergessen. Vögel kamen auf die Hängematte – nahe genug, dass ich sie hätte anfassen können! Eichhörnchen turnten darauf herum. Und einmal ist ein Hase samt Kindern auf die Wiese gekommen …”
McCall hatte das Gefühl, sie wirklich zu verstehen. Sie ist so nahe, dachte er, wenn ich nur ein bisschen rücken würde, könnte ich sie anfassen.
Fast ohne zu atmen, sagte er in beherrschtem Tonfall: “Sie hatten also schon immer etwas für Tiere übrig.”
“Oh ja, schon immer.”
“Wollten Sie also schon immer eine Tierhandlung haben?”
Sie warf ihm einen unerklärlich schuldbeladenen Blick zu und lachte. Ein heiseres Lachen, das seine sensibilisierten Nerven zu streicheln schien. “Nein. Ich wollte immer Tierärztin werden. Großtiere, wissen Sie? Ich hatte nie geglaubt, Iowa jemals zu verlassen.”
Kleine, du bist weit, weit weg, dachte McCall. Laut aber sagte er: “Und warum haben Sie es getan?”
Ellie zuckte mit den Achseln und schaute ihn an. “Universität. Auf einmal gab es eine neue Welt zu erforschen, sie zu verbessern.”
Die Welt verbessern!
Von Weltverbesserungsplänen zu Tierschmuggel, ohne mit der Wimper zu zucken. McCall hätte sie am liebsten an den Armen gepackt und geschüttelt.
Er wollte sie in die Arme nehmen und sie zur Vernunft
küssen
.
Stattdessen jedoch verschränkte er die Arme und wusste nicht, was er sagen sollte. Er sah sie an, und Ellie erwiderte seinen Blick, der sich allmählich in der zunehmenden Dunkelheit verlor. Es wäre so einfach zu vergessen, wer sie war. Wer er war …
Nein, McCall. Du machst so etwas nicht. Tu es nicht.
“Ich gehe schwimmen”, verkündete Ellie plötzlich, stand auf und lief in Richtung See. “Beim Hotel-Pier sind noch Lichter an. Kommen Sie?”
Ohne auf ihn zu warten, flüchtete sie mit zitternden Knien. Das war nicht das Einzige, was an ihr zitterte. Ihr ganzer Körper schien ihr auf einmal nicht mehr zu gehorchen.
Kommen Sie?
Warum um Himmelswillen habe ich ihn gefragt, dachte sie. Das war das Letzte, was sie wollte. Im Gegenteil – je weiter weg er sich befand, desto besser. Sie musste sich erst einmal abkühlen!
Doch es gab auch einen Teil in ihr, der ihn bei sich haben wollte. Direkt neben sich. Ellie malte sich aus, wie sie zusammen im kühlen Wasser schwammen, wie ihre Körper einander berührten, miteinander verschmolzen. Sie stellte sich vor, wie seine Wärme sie durchfloss … Sie lief schneller, denn sie fühlte sich hilflos und frustriert.
Wieder überkam sie das seltsame Gefühl, weinen zu müssen.
Als sie am Pier angelangt war, legte sie das Tuch um ihre Hüften ab und sprang ins Wasser. Es war kühl und brachte sie augenblicklich wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie schwamm ein paar Minuten und konzentrierte sich auf Dinge, auf die sie gewöhnlich nicht achtete: auf das Spielen ihrer Muskeln, den Rhythmus ihres Herzschlags und ihren Atem. Als sie sich schließlich auf der Oberfläche treiben ließ und sich das funkelnde Himmelszelt über ihr anschaute, fühlte sie sich etwas ruhiger.
Es kann nicht wahre Liebe sein, dachte Ellie und versuchte, sich ihre Gefühle rational zu erklären. Wahrscheinlich war es ganz normal, auf jeden Fall verständlich. Die Umstände, das romantische Fleckchen Erde hier, ihr Retter …
Normal. Völlig verständlich.
Aber warum gerade jetzt? Gerade jetzt, wenn sie sich auf ihren Verstand verlassen musste und keinerlei Verunsicherung gebrauchen konnte?
Sie schwamm langsam zum Pier zurück und versuchte sich zu sammeln. Als sie in der Nähe der Leiter aufsah, stand McCalls dunkle Gestalt vor ihr auf dem Steg. Wie immer trug er seinen Panamahut, den Ellie allmählich als sein Erkennungszeichen betrachtete. Ihr Herz fing heftig zu pochen an, und eine Hitze breitete sich wie flüssige Lava in ihr aus.
“Was machen Sie hier?”, fragte sie und schwamm zur Leiter. Ihre Stimme klang atemlos, aber sie gab sich Mühe, locker zu wirken.
“Ich habe Ihnen ein Handtuch gebracht”, sagte McCall und ging langsam zur Leiter.
“Ich glaube nicht, dass ich es brauche”, erwiderte Ellie und stieg aus dem
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