Tiffany Duo Band 0162
gerechnet, dass Cassie ihn bei seiner Ankunft in Empfang nehmen könnte. Er war davon ausgegangen, dass ihm ein bisschen mehr Zeit bleiben würde, um sich seelisch auf ihren Anblick vorzubereiten.
Sie hatte sich verändert.
Aber was hatte er nach zehn Jahren auch anderes erwartet? Die Zeit blieb nicht stehen, außer in seiner viel zu lebhaften Fantasie. Dort war Cassie Harte immer achtzehn geblieben, so alt wie damals, als sie ihm mit ihrem verschmitzten Lächeln, ihrer grenzenlosen Liebe und ihrer rückhaltlosen Loyalität das Herz gestohlen hatte.
Diese Cassie, die ihn zehn Jahre lang in seinen Träumen verfolgt hatte, hatte ihr Haar lang getragen, zu einem glatten glänzenden Pferdeschwanz frisiert, dessen Spange er so gern gelöst hatte, damit er seine Finger durch ihr Haar gleiten lassen konnte.
Irgendwann im Lauf der Jahre hatte sie sich das Haar offenbar abschneiden lassen. Er hätte gern gewusst, wann das gewesen war, und verspürte einen kleinen Stich des Verlusts, obwohl er wusste, dass er kein Recht dazu hatte.
Ihr Haar war immer noch so dunkel und voll wie vor zehn Jahren – so glänzend und dicht wie das Fell eines Nerzes –, aber jetzt trug sie es zu einer kurzen sexy Kappe geschnitten, die er bei jeder anderen Frau als jungenhaft bezeichnet hätte.
Doch Cassie Harte hatte nichts auch nur entfernt Jungenhaftes an sich. Angefangen von ihren hohen Wangenknochen über die vollen Lippen bis hin zu den weichen einladenden Kurven ihres Körpers war sie durch und durch weiblich.
Ihre Augen hatten sich nicht verändert. Leuchtend blau wie die erste Kolumbine des Frühlings, mit langen dichten Wimpern, die keine Wimperntusche brauchten, um ihre natürliche Schönheit zu betonen.
Vor zehn Jahren waren diese Augen sanft geworden, wenn er einen Raum betreten hatte, sie hatten aufgeleuchtet, aus reiner Freude, ihn zu sehen. Nun aber waren sie hart und wütend gewesen, erfüllt von dem Gefühl, schmählich verraten worden zu sein. Und dafür trug er die Verantwortung.
Sein Plan musste funktionieren.
Er drehte sich wieder zu den Bergen um und schaute mit derselben Sehnsucht darauf, die er verspürte, wenn er Cassie anschaute.
Es musste einfach klappen. Etwas anderes war nicht auszudenken.
Er hatte viele Fehler gemacht, daran konnte es keinen Zweifel geben. Aber er hatte einen hohen Preis dafür bezahlt. Würde er es ihr erklären können? Gab es eine Chance, dass sie ihm je verzieh?
Eine winzige bis gar keine, schätzte er.
Er fuhr sich mit der Hand über seine schmerzende Brust. Er würde alles tun müssen, was in seiner Macht stand. Egal wie schwer es auch werden mochte, wie unüberwindlich die Hindernisse schienen, er musste seine gesamte Kraft aufbieten, dass es klappte.
Und wenn die Chancen für ihn auch noch so schlecht standen, er musste es versuchen.
Um zu sehen, ob in dieser harten wütenden Frau immer noch ein Fünkchen des Feuers war, das früher ihre Leidenschaft für ihn genährt hatte.
2. KAPITEL
Es stimmte. Alles.
Zu Cassies tiefer Bestürzung stellte sich heraus, dass er diesmal die Wahrheit gesagt hatte. Irgendeine sadistische Laune des Schicksals wollte es, dass Zack Slater tatsächlich der Präsident eines der größten Konzerne des Westens war – und der Mann, der demnächst ihren Gehaltsscheck unterschreiben würde.
Was für eine Art von verschrobenem Humor musste jemand haben, um ihr Leben derart durcheinanderzuwirbeln? Und womit genau hatte sie das verdient?
Sie hatte sich immer bemüht, ein guter Mensch zu sein. Sie log nicht und hinterzog keine Steuern und fluchen tat sie auch nicht – nicht oft jedenfalls. Sie hielt sich an die goldenen Regeln, war freundlich zu älteren Menschen und kleinen Kindern und gab sich wirklich alle Mühe, so oft wie möglich in die Kirche zu gehen. War das jetzt der Lohn für ihre ganzen Anstrengungen?
Wahrscheinlich hätte sie besser bei passender Gelegenheit ein bisschen über die Stränge schlagen sollen.
Jean Martineau, die sich ihre grauen Haare wie üblich zu einem gnadenlos straffen Zopf geflochten hatte, schaute sie aus besorgt blinzelnden braunen Augen an. “Ich schwör es dir, Cassie, ich hatte wirklich keine Ahnung. Klar, der Mann hat die Papiere mit William Z. Slater unterschrieben. Aber woher hätte ich wissen sollen, dass er außer seinem Nachnamen noch mehr mit diesem Tunichtgut Zack Slater gemein hat?”
Um das Chaos in ihrem Innern in den Griff zu bekommen, schlug Cassie noch ein bisschen mehr auf den unglückseligen
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