Tiffany Duo Band 0162
sich vorzustellen, wie es sein würde, für Zack zu arbeiten, ihn regelmäßig sehen zu müssen. Vor zehn Jahren war sie am Boden zerstört gewesen, nachdem er sie verlassen hatte. In den darauf folgenden Jahren hatte sie hart an sich arbeiten müssen, um dorthin zu kommen, wo sie heute war, und es hatte lange gedauert, bis sie wieder ihre Stärken sehen konnte, statt ständig darüber nachzugrübeln, woran es ihr mangelte und was den Mann, den sie liebte, in die Arme der Frau ihres Bruders getrieben hatte.
Ihn jetzt ständig um sich zu haben, für ihn zu arbeiten, würde ihr mühsam zurückgewonnenes Selbstvertrauen nur wieder untergraben. Das durfte sie auf keinen Fall zulassen. Nicht einmal Jean zuliebe.
“Es tut mir leid”, wiederholte sie.
Jean zuckte die Schultern und bewerkstelligte ein verkrampftes Lächeln. “Wir müssen eben einfach das Beste aus der Situation machen. Mehr können wir nicht tun. Das war wirklich ein schlimmer Tag heute. Was hältst du davon, wenn du schon mal zu dir rübergehst und ich den Rest mache?”
“Nein, ich bin fast fertig. Du ruhst dich aus.”
Jean berührte wieder ihre Schulter. “Na gut, dann gute Nacht”, sagte sie und humpelte aus der Küche.
Nachdem ihre Arbeitgeberin sie allein gelassen hatte, beendete Cassie schnell die Vorbereitungen für das Frühstück, dann schaltete sie das Licht aus und verließ die Küche, um in ihre Hütte am Fluss zu gehen.
Sie betrachtete ihr kleines Zuhause als einen echten Bonus für ihre Arbeit auf der Ranch. Es war eng, nur drei Räume – ein winziges Schlafzimmer, ein Bad und eine kombinierte Küche und Wohnzimmer –, aber alle drei Räume gehörten ihr.
Zumindest noch für ein paar Tage.
Die Hütte war für Cassie mehr als nur ein Schlafplatz. Sie repräsentierte Unabhängigkeit, die Chance, auf eigenen Beinen zu stehen, ohne dass ihre beiden älteren Brüder sie unter ihre Fittiche nahmen, so wie sie es fast ihr ganzes Leben lang getan hatten.
Sie war achtundzwanzig Jahre alt und lebte jetzt zum ersten Mal woanders als zu Hause. War das nicht erbärmlich? Sie hatte nie das aufregende Gefühl kennengelernt, sich auf dem College mit anderen ein Zimmer zu teilen oder gar den Rausch, von einem liebenden Ehemann über die Schwelle eines neuen Hauses getragen zu werden oder das Gästezimmer neu zu streichen, weil man es in ein Kinderzimmer verwandeln wollte.
Ihr gefiel die bittere Richtung nicht, die ihre Gedanken eingeschlagen hatten. Trotzdem kam sie nicht umhin, sich zu überlegen, dass ihr Leben möglicherweise gravierend anders verlaufen wäre, wenn Zack Slater nicht gewesen wäre.
Sie hatte gerade ihren Abschluss an der High School gemacht, als er in ihr Leben geplatzt war. Sie war jung und naiv und bis über beide Ohren verliebt gewesen in den tollen Cowboy mit dem unergründlichen Lächeln und den Augen, in denen goldene Pünktchen tanzten.
Zu ihrer Überraschung war es ihm anscheinend genauso gegangen wie ihr. Die helle Freude, die sich jedes Mal auf seinem Gesicht gespiegelt hatte, wenn er sie gesehen hatte, war für ein Mädchen, das bis dahin noch nicht einmal einen richtigen Freund gehabt hatte, geradezu überwältigend gewesen.
Von Beginn an hatten sie über Heirat gesprochen. Zack hatte gewollt, dass Cassie vorher erst einen College-Abschluss machte, aber sie hatte den Gedanken nicht ertragen, vier lange Jahre von ihm getrennt zu sein. Sie hatte ihn wochenlang bekniet, dass sie, wenn sie erst verheiratet waren, ja immer noch aufs College gehen könne.
Am Ende hatte er nachgegeben. Allein bei diesem Gedanken wurde ihr jetzt ganz heiß. Wenn sie ihn nicht so gedrängt und ihm mehr Zeit gelassen hätte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, hätte er ja vielleicht keinen Grund gehabt, auszubüchsen.
Aber er hatte es getan und hatte ihre Träume und die Frau ihres Bruders gleich mitgenommen. Sie, Matt und das Baby waren gleich im Dreierpack verlassen worden.
Und sie hatte keine andere Wahl gehabt als zu bleiben, um den Schaden zu reparieren und das Unglück, das sie über ihre Familie gebracht hatte, ein bisschen erträglicher zu machen. Cassie konnte sich nicht vorstellen, dass sie heute in der gleichen Situation anders handeln würde.
Seufzend schloss sie ihre Haustür auf. Als sie die Hütte betrat, fühlte sie sich von der vertrauten Umgebung sofort getröstet – da war die gemütliche Couch, der Schaukelstuhl ihrer Mutter, der Läufer vor dem kleinen Kamin. Sie hatte es sich in ihrem neuen Heim gemütlich
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