Tiffany Duo Band 0162
erklärt das immer noch nicht, warum du beschlossen hast abzuhauen. Warum bist du nicht zur Polizei gegangen? Irgendjemand hätte dir mit Sicherheit geholfen.”
Oh, ja. Die Polizei von Salt River hätte ihm bestimmt geholfen, okay. Man hätte geholfen, ihn wegen Drogenschmuggel hinter Gitter zu bringen. Er bezweifelte, dass Cassie ihm glauben würde, wie korrupt die kleine Polizeibehörde von Salt River war oder zumindest damals gewesen war. Himmel, er hatte es selbst kaum glauben können.
Während er nach einer Antwort suchte, schaute er auf den schmalen Streifen Mondlicht, der über den kiesbestreuten Weg fiel, und die tiefen Schatten dahinter. Sie ist noch nicht bereit für die ganze Wahrheit, dachte er. Deshalb musste er ihr etwas vorsetzen, das für sie leichter zu schlucken war. “Nenn es von mir aus Zynismus oder was auch immer, aber damals traute ich im Gegensatz zu dir keiner Uniform über den Weg. Vermutlich hätte ich mich tatsächlich irgendwo hinwenden sollen, aber ich war fest überzeugt, dass mir niemand glauben würde.”
“Warum nicht?”
“Ich wusste, was die Leute hinter meinem Rücken über mich redeten. Dass ich nur versuchen würde, mir deinen Anteil der Ranch unter den Nagel zu reißen.”
“Das hat doch kein Mensch wirklich gedacht.”
Zack fixierte seine Hand, die auf der Armlehne der Schaukel lag, und schwieg, weil er Cassie ihre letzten Illusionen nicht auch noch rauben wollte. Sie war eine süße loyale Achtzehnjährige gewesen, die sich gegenüber dem, was hinter ihrem Rücken getratscht wurde, taub gestellt hatte.
Plötzlich vermisste er dieses Mädchen schrecklich.
“Vielleicht nicht. Vielleicht habe ich mir das alles ja auch nur eingebildet. Wahrscheinlich war ich, wie schon gesagt, zu zynisch. Ich hatte Angst, ich könnte im Gefängnis landen, wenn ich mit der Sprache herauskomme.”
Nicht dass diese Befürchtung aus der Luft gegriffen gewesen wäre. Diese Warnung hatten die vier maskierten Polizisten klar und deutlich rübergebracht, nachdem sie ihn mit ihren Schlagstöcken und Pistolengriffen grün und blau geprügelt hatten.
Entweder du verlässt auf kürzestem Weg die Stadt oder wir stecken dich wegen Drogenschmuggel ins Gefängnis.
Was für eine Wahl hatte er gehabt?
“Und deshalb hast du beschlossen, dass es einfacher ist zu verschwinden, und zum Teufel mit mir und all unseren Plänen.” Ihre Stimme klang tief und bitter und zerfetzte ihm das Herz.
“Ich dachte mir, dass du mich so oder so hasst, egal ob ich weggehe oder ob ich bleibe und im Gefängnis lande. Und deshalb kam ich zu dem Schluss, dass du besser dran bist, wenn ich weggehe.”
“Wie aufmerksam von dir.”
Diesmal zuckte er zusammen, als er die Bitterkeit in ihrem Ton hörte. “Cassie …”
“Warte, nur noch eine Frage. Warum um Himmels willen wolltest du eine Frau heiraten, von der du so wenig hieltest?”
“Ich hielt unheimlich viel von dir! Ich habe dich geliebt!”
Sie war das einzige Licht gewesen in einem Leben, das grau und farblos gewesen war, bevor sich ihre Wege gekreuzt hatten.
“Du kannst mich nicht geliebt haben. Du kanntest mich ja offenbar nicht einmal richtig.”
“Aber natürlich kannte ich dich.”
“Dann hättest du wissen müssen, dass es nicht nötig gewesen wäre, wegzulaufen – vorausgesetzt natürlich, dass das was du erzählt hast, wirklich stimmt. Ich hätte zu dir gehalten, egal was passiert wäre. Egal was irgendwer über dich gesagt hätte.”
Er versuchte im schwachen Licht der Verandalampe Cassies Gesichtsausdruck zu entziffern, aber ihr Gesicht war nur ein verschwommener Fleck. “Ich glaubte, das Richtige zu tun. Ich wollte dir die Schmach ersparen, dass man deinen Verlobten eine Woche vor der Hochzeit verhaftet.”
“Was glaubst du, was schlimmer für mich gewesen wäre?” Ihre Stimme ertrank fast im Seufzen des Windes. “Die Schmach, dass man dich aufgrund von gefälschten Beweisen verhaftet, die ein guter Anwalt mit Leichtigkeit vom Tisch fegen kann, oder die Schmach, mit der ich seit zehn Jahren lebe, weil ich glaube, dass du die Frau meines Bruders mir vorgezogen hast?”
Ah, zum Teufel. Er schloss wieder die Augen, um den Schmerz abzuwehren, der in seiner Brust wütete.
“Wenn ich auch nur eine einzige Sekunde angenommen hätte, dass du glaubst, ich sei mit Melanie weggegangen, wäre ich zurückgekommen, ohne mich darum zu kümmern, was es für Konsequenzen nach sich zieht. Es tut mir leid, dass du das durchmachen
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