Tiffany Duo Band 0162
glauben, was ich ganz bestimmt nicht tue, würde ich mir wahrscheinlich überlegen, ob ich nicht auf der Stelle zur Rendezvous-Ranch rüberrenne, um Wade einen dicken Kuss dafür zu geben, dass er mir den größten Gefallen meines Lebens getan hat.”
Zacks Gesicht wurde vollkommen ausdruckslos, und sie glaubte, in seinen goldgrünen Augen Verletztheit zu sehen. Einen grässlichen Moment lang musste sie gegen den Drang ankämpfen, sich bei ihm zu entschuldigen. Als ob sie in diesem ganzen schrecklichen Durcheinander irgendetwas zu bereuen hätte.
“Halt dich von ihm fern”, brummte er schließlich. “Ich traue dem Kerl nicht über den Weg. Und du solltest ihm auch nicht trauen.”
Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verließ unter Mitnahme aller zärtlichen Gefühle, die sie ihm eine Sekunde lang törichterweise entgegengebracht hatte, ihr Büro.
Wütend über den verflixten Mann und über sich selbst griff sie nach dem Briefbeschwerer in Form einer Kochmütze, den Lucy ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Mit aller Kraft und der Technik, die Alvin Jeppson ihr beim Softballtraining beigebracht hatte, schleuderte sie den Briefbeschwerer gegen den Türrahmen, wo eben noch Slater gelehnt hatte.
Er prallte mit einer großen hässlichen Kerbe und einem lauten Krach ab und fiel scheppernd zu Boden.
Als Cassie hinging und ihn aufhob, sah sie, dass an einer Ecke etwas abgesprungen war. Obwohl man es kaum sah, brannten hinter ihren Lidern Tränen. Sie blinzelte sie weg. Sie weigerte sich, wegen einem blöden kleinen Briefbeschwerer zu weinen, auch wenn er ein Geschenk von ihrer geliebten Nichte war.
Und wegen Zack Slater würde sie erst recht nicht weinen.
Er hatte hier nichts verloren.
In Star Valley nicht, auf der Lost Creek nicht und hier draußen auf der Veranda von Cassies Hütte erst recht nicht. Die Ketten der Verandaschaukel ächzten, als er sich anders hinsetzte, während er beobachtete, wie der zum Haupthaus führende, mit Kies bestreute Hauptweg im Mondschein wie Perlmutt aufleuchtete.
Warum war sie nicht zu Hause? Der Speisesaal war schon seit über einer Stunde geschlossen, und die Gäste hatten sich entweder zu einem Ausritt um den See aufgemacht, spielten im Aufenthaltsraum des Haupthauses Brettspiele oder entspannten sich in ihren Hütten.
Während Zack so dasaß, über seine Situation nachgrübelte und an Cassie dachte, lehnte er den Kopf zurück, schaute auf den Weg, ob er irgendein Anzeichen von ihr entdeckte und lauschte dem Zirpen der Grillen, dem Rauschen des Flusses hinter den Hütten, dem weit entfernten Wiehern eines Pferdes …
Er musste eingedöst sein. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber als er aufwachte, sah er, dass Cassie mit vor der Brust verschränkten Armen an der Verandabrüstung lehnte und ihn beobachtete.
“Hi.” Er hörte die Verlegenheit in seiner Stimme mitschwingen, weil er in einem verletzlichen Moment ertappt worden war, und räusperte sich. “Du kommst spät.”
Der Mond schlüpfte hinter einer Wolke hervor, sodass Zack sehen konnte, wie Cassie eine Augenbraue hob. “Ich wusste nicht, dass ich zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein muss.”
“Du hattest einen langen Arbeitstag. Ist das immer so?”
“Normalerweise nicht. Sonst hilft mir Claire Dustin immer bei den Frühstücksvorbereitungen, aber sie ist diese Woche in Bozeman, weil ihre Schwester heiratet.” Sie hielt einen Moment inne. “Ich kann mir vorstellen, dass sie ein guter Ersatz für mich wäre. Ich werde mit ihr sprechen, wenn sie am Montag zurückkommt. Falls sie einverstanden ist, könnte ich gleich anfangen, sie einzuarbeiten.”
“Du kannst es wohl gar nicht mehr abwarten, endlich von hier wegzukommen.”
Cassie erwiderte nichts und hüllte sich eine Weile in Schweigen, dann straffte sie die Schultern und sagte: “Ich bin müde, Slater. Du hast recht, es war wirklich ein langer Tag. Und um ganz ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich noch genug Energie habe, mich heute Abend schon wieder mit dir herumzustreiten.”
“Ich streite nicht. Ich will nur mit dir reden. Ein paar Dinge erklären.”
“Dass ich dafür die Energie aufbringe, glaube ich auch nicht.”
Er sollte sie einfach ins Haus gehen und schlafen lassen. Aber er wollte nicht, dass diese scheußlichen Dinge weiterhin zwischen ihnen standen. Nicht, wenn er sie ausräumen konnte. “Bitte. Setz dich.”
Sie schwieg eine lange Weile und schaute ihn nur an, während der Wind kühl über sie beide
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