Tiffany Duo Band 0162
musstest.”
“Und diese Entschuldigung soll mir jetzt nach all den vielen Jahren noch etwas bedeuten?”
“Ich weiß es nicht. Ich hoffe es.”
Sie stand auf und stellte sich vor ihn hin, ein schlanker Schatten in der Nacht. “Du hast mich trotzdem verlassen, Zack. Egal ob mit Melanie oder ohne sie. Du bist trotzdem ohne ein Wort oder einen Anruf oder sonst irgendein Abschiedszeichen weggegangen. Das musst du doch wenigstens zugeben.”
Sie hatte recht. In jenem ersten Jahr hatte er sie tausend Mal anrufen wollen, aber er hatte sich immer im letzten Moment wieder zurückgehalten. Ein klarer Bruch sei das Beste für sie, hatte er sich eingeredet. Sie würde ihr Leben weiterleben und ihn vergessen.
Einen Besseren finden.
In der Theorie klang es gut. Edel und selbstlos. Aber er hatte sich schon vor langer Zeit einigen traurigen Wahrheiten stellen müssen. Er hatte sich eben nicht aus edlen Motiven heraus nicht mit ihr in Verbindung gesetzt. Er war feige gewesen. Schlicht und ergreifend. Er hatte sich vor dem Moment gefürchtet, in dem er ihre sanfte Stimme hören würde, weil er genau gewusst hatte, dass er sich dann auf dem Absatz umdrehen und zu ihr zurückfahren würde, so sicher wie eine Kompassnadel die Himmelrichtung findet.
“Ich bin müde, Zack”, sagte sie schließlich in das Schweigen hinein. “Es war wie gesagt ein harter Tag.”
Sie ging an ihm vorbei zur Tür, und Zack spürte, wie ihm seine letzte Chance entglitt. Er stand auf und streckte die Hand aus, um sich an etwas – irgendetwas – festzuhalten, und erwischte ihren weichen nackten Unterarm.
“Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe, Cass”, sagte er leise. “Das habe ich nie gewollt. Ich wollte dich nur schützen.”
Jetzt, wo sie so nah beieinander standen, konnte er ihr erschöpftes Gesicht sehen, die violetten Ringe unter ihren Augen. Er wollte ihr mit einer Hand über diese zerzauste Haarkappe streichen. Sie auf seinen Schoß und ihren Kopf an seine Brust ziehen und ihren Atemzügen lauschen, während sie schlief.
Ihre Blicke trafen sich und hielten sich fest, und dann wurde ihm klar, dass sich seine Gefühle auf seinem Gesicht gespiegelt haben mussten. Ihr Mund öffnete sich ein bisschen, dann entschlüpfte ihr ein leiser atemloser Laut.
Er konnte sich genauso wenig davon abhalten, sich zu ihrem Mund hinunterzubeugen, wie er den Mond vom Himmel holen konnte.
Eigentlich hätte sie sich von ihm losreißen müssen, sobald sich sein Mund auf ihren legte. So wie er Cassie kannte, hätte er zumindest mit einer Ohrfeige oder einem Fußtritt in die Leistengegend rechnen müssen. Das alles und mehr hatte er schließlich weiß Gott verdient.
Aber sie wehrte sich nicht. Sondern stieß noch einen leisen Seufzer aus, und dann wurde ihr Mund unter seinem weich und anschmiegsam.
Sein Kuss war sanft. Behutsam und voller Zärtlichkeit. Weder fordernd noch bedrohlich. Ein flüchtiger Widerhall früherer Küsse.
Sie schmiegte sich für einen Moment an ihn – gerade lange genug, um sein Blut in Wallung zu bringen und sein Begehren zu wecken –. dann machte sie sich so abrupt von ihm los, dass sie mit den Ellbogen hart gegen den Türrahmen stieß.
5. KAPITEL
Cassie wusste nicht genau, wann sie in die Realität zurückgekehrt war.
Eben noch hätte sie am liebsten geweint, so zärtlich war Zacks Kuss, so unglaublich schön erschien es ihr, endlich wieder in seinen Armen zu liegen. Seine Lippen zu schmecken, seine Haut zu fühlen und seinen Duft einzuatmen, alles Dinge, von denen sie noch Jahre nach seinem Weggang bis in ihre Träume hinein verfolgt worden war.
Doch dann straffte sich auch schon ihr Rückgrat, ihre Muskeln spannten sich an, und sie löste sich von ihm. Als ihr Ellbogen schmerzhaft gegen den Türrahmen krachte, kehrte sie vollends in die Wirklichkeit zurück.
Und verfluchte diesen Mann dafür, dass er sie so geküsst hatte.
Und sich selbst, dass sie es zugelassen hatte.
“Fass mich nicht wieder an.” Sie hatte stark und entschlossen klingen wollen, aber sie hörte, dass ihre Stimme zitterte, und verwünschte sich für ihre Schwäche.
“Cassie …”
“Ich meine es ernst, Slater. Du willst, dass ich bleibe und für dich arbeite. Schön, ich werde bleiben. Wir haben ein Abkommen geschlossen, und ich halte mein Wort. Aber ich will nicht, dass du mir nahe kommst.”
Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern schloss schnell ihre Haustür auf und beeilte sich in die Hütte zu kommen, bevor sie noch irgendetwas
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