Tiffany Duo Band 0162
eilte, um – ganz der Gentleman – Cassie die Tür zu öffnen. Zack umklammerte unwillkürlich die Armlehnen des Schaukelstuhls, um sich davon abzuhalten, die Treppe hinunterzugehen und dem Dreckskerl einen Kinnhaken zu verpassen.
Cassie sprang – ein bisschen zu eilig, wie er fand – aus dem Pick-up, fast so, als sei sie froh, endlich wieder zu Hause zu sein.
Aber vielleicht war das ja auch nur Wunschdenken.
Nein. Alles an ihrer Körperhaltung deutete darauf hin, dass sie nicht erpicht darauf war, den Abend zu zweit fortzusetzen. Sie schob ihre Hände in ihre Taschen und ging forschen Schritts den Weg zu ihrer Hütte hinauf.
“Vielen Dank für die Einladung, Wade”, sagte sie, als sie an der Treppe zu ihrer Veranda angelangt waren. “Es war ein netter Abend.”
Lowry pirschte sich ein bisschen näher an sie heran, und Zack hielt die Luft an, um seine nächsten Worte verstehen zu können.
“Das sollten wir wirklich öfter machen”, sagte Lowry.
“Also, gute Nacht dann”, gab sie irgendwie ein bisschen gehetzt zurück. “Und noch mal danke.”
Als sie gleich darauf fast fluchtartig die Treppe zu ihrer Veranda hinaufeilte, konnte Zack sich ein süffisantes Grinsen nicht verkneifen. Als ob sie nicht schnell genug so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Lowry bringen könnte. Sein Grinsen verblasste jedoch, als Lowry ihr nachkam.
Zack konnte im Schein des Verandalichts sehen, dass Cassie verunsichert war. Ihre Schultern waren gestrafft, und sie streckte bereits die Hand aus, um die Tür aufzuschließen.
Vielleicht hätte sie es ja geschafft, wohlbehalten ins Haus zu kommen. Er würde es nie erfahren, weil in dem Moment, in dem er sich leicht vorbeugte, um besser sehen zu können, unter dem Schaukelstuhl ein lockeres Brett knarrte.
Es war nur ein leises Geräusch in der Nacht, nicht lauter als der Wind, der in den Bäumen rauschte, aber Cassie wirbelte sofort in seine Richtung herum und starrte in die dunkle Ecke, in der er saß.
Als sie sich wieder zu Lowry umdrehte, lächelte sie ihn – ganz anders als vorhin – fast übertrieben freundlich an. “Es war wirklich ein wunderschöner Abend, Wade. Ich habe gehört, dass die Applewood Players diesen Sommer in Jackson auftreten. Es soll eine tolle Show sein. Vielleicht können wir irgendwann hingehen.”
Wade schaute sie überrascht an. “Ja, sehr gern.”
Nach einem kurzen verlegenen Schweigen senkte er leicht den Kopf, und Zack hielt den Atem an, weil er wusste, was gleich passieren würde. Und natürlich passierte es auch. Der Dreckskerl beugte sich zu Cassie herunter und küsste sie mitten auf den Mund.
Es war kein langer Kuss, aber immerhin so lang, dass Zack sich zwingen musste, nicht aufzuspringen und die beiden zu erwürgen.
Der rote Schleier, der sich über seine Augen gelegt hatte, verhinderte, dass er sehen konnte, wer den Kuss beendete. Er konnte erst wieder klar sehen, als Cassie sich anschickte, in Windeseile ihre Tür aufzuschließen.
“Gehen wir nächste Woche essen?”, fragte Lowry.
“Ich weiß noch nicht”, sagte sie, und Zack fragte sich, ob sie wegen dem Kuss so atemlos klang oder ob es Nervosität war. “Ich habe im Moment ziemlich viel zu tun. Jean will, dass alles perfekt ist, weil … wegen dem neuen Besitzer, außerdem muss ich meine Nachfolgerin einarbeiten.”
“Wann hast du deinen freien Tag? Ich kann es mir einrichten.”
“Ich sage dir noch Bescheid. Also dann, gute Nacht, Wade”, sagte sie schließlich in entschiedenem Ton, dann schlüpfte sie schnell ins Haus und ließ nur einen Hauch von ihrem Wildblumenduft in der Luft zurück, den der Wind zu Zack herübertrieb.
Lowry blieb noch einen Moment auf der Veranda stehen, dann ging er beschwingt die Treppe nach unten und stieg, fröhlich vor sich hinpfeifend, in seinen Pick-up. Gleich darauf heulte der Motor auf, und einen Augenblick später fuhr er weg.
Zack saß immer noch in seiner dunklen Ecke, als sich Cassies Tür erneut öffnete und sie vorsichtig den Kopf herausstreckte.
“Du kannst beruhigt rauskommen. Er ist weg”, rief Zack leise. Er hatte sie nur ein bisschen aufziehen wollen, aber er erkannte sofort, dass er die Situation falsch eingeschätzt hatte.
Eine Katze sollte man eben nur dann am Schwanz ziehen, wenn man bereit war, sich ein paar Kratzer einzuhandeln.
Sie schob mit beiden Händen ihre Fliegengittertür ganz auf, dann marschierte sie ihre Treppe nach unten und seine hinauf und baute sich fuchsteufelswütend vor ihm
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