Tiffany Duo Band 0162
auf.
“Na, wie war die Show?”, fragte sie ätzend. “Spannend?”
Er lehnte sich grinsend zurück. “Von hier aus kam es mir ehrlich gesagt nicht so vor. Aber ich hatte ja auch nicht meine Zunge in deinem Hals.”
Der Laut, den sie ausstieß, war irgendwo zwischen einem Knurren und einem Fluchen angesiedelt. “Was tust du hier, Slater?”
Er zuckte die Schultern. “Ist es verboten, an einem warmen Sommerabend auf der Veranda zu sitzen und die Nacht zu genießen?”
“Du hast kein Recht, mir nachzuspionieren.”
“Nachspionieren?”, fragte er scheinbar gekränkt. “Warum sollte ich dir denn nachspionieren?”
“Genau das frage ich mich auch. Warum tust du das alles? Warum bist du überhaupt nach Star Valley zurückgekommen? Was soll der ganze Aufwand, warum willst du unbedingt die Lost Creek kaufen? Warum zwingst du mich zu bleiben und für dich zu arbeiten?”
Weil ich nach zehn Jahren immer noch verrückt nach dir bin, schoss es ihm durch den Kopf.
“Weil es mir hier gefällt”, brummte er. “Es hat mir immer gefallen.”
“Nein. Es ist mehr als das. Du bist doch auf irgendetwas aus. Warum gibst du es nicht einfach zu und sagst mir, was es ist?”
Was würde passieren, wenn er sie einfach auf seinen Schoß zöge und ihr zeigte, was ein richtiger Kuss war, im Gegensatz zu dem laschen Ding, das Lowry ihr verpasst hatte?
Da er sich mehr als sehr sicher war, dass ihr das nicht gefallen würde, beschloss er, das Thema zu wechseln. “Wie war dein Abend?”
Cassie schwieg einen Moment und musterte ihn aus misstrauisch verengten Augen. “Schön. Das Musical war gut.”
“Und die Gesellschaft?”
“Das geht dich nichts an, Slater.”
Obwohl er wusste, dass er gut daran tat, seine Zunge im Zaum zu halten, sagte er: “Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass es keine gute Idee ist, mit Lowry auszugehen.”
“Und ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass es mir völlig schnuppe ist, was du willst. Gute Nacht, Slater.”
Nach diesen Worten wirbelte sie herum, doch bevor sie die Treppe hinuntermarschieren konnte, packte Zack sie am Arm. “Aber sei vorsichtig mit ihm, okay? Ich glaube nämlich nicht, dass er der nette Junge von nebenan ist, wie alle zu denken scheinen.”
Sie riss sich von ihm los. “Du warst zehn Jahre fort, Zack. Du kennst Wade doch überhaupt nicht. Und mich auch nicht.”
Er schaute ihr nach, wie sie in ihre Hütte ging, wo sie mit einem entschlossenen Ruck alle Vorhänge schloss.
Die Eule schrie wieder, aber diesmal kam keine Antwort.
Die Stille machte, dass er sich so einsam wie nie fühlte.
6. KAPITEL
Am nächsten Nachmittag war Cassie gerade dabei, Radieschenrosetten zu schneiden, als Jean in die Küche kam. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, und das Haar hatte sie sich wie üblich zu einem straffen Zopf geflochten.
“Na, wie ich gehört habe, warst du gestern mit Wade Lowry in Jackson. Wie war das Musical?”
Cassie seufzte. Diese Frage hatte sie heute schon ein halbes Dutzend Mal beantwortet. Warum konnte sie sich nicht einmal eine neue Zahnbürste kaufen, ohne dass es gleich alle Welt erfuhr?
“Sie haben dieses Jahr wirklich eine talentierte Truppe, obwohl es scheint, dass diese Collegekids von Mal zu Mal jünger werden.”
“Die Zeit geht vorbei, ob wir es wollen oder nicht.”
Wohl wahr. Gerade heute Morgen hatte sie sich rücksichtslos ein graues Haar ausgerissen. Vielleicht schaffte sie es ja deshalb nicht, diese miese Laune abzuschütteln. Die hatte bestimmt nichts mit ihrem neugierigen Nachbarn zu tun oder dem verrückten Drang, ihm das süffisante Grinsen aus dem Gesicht zu küssen, der sie letzte Nacht überfallen hatte.
“Auf jeden Fall war es sehr professionell gemacht”, sagte sie eilig, um den gefährlichen Gedanken zu verdrängen. “Und wie geht es dir? Alles okay?”
Jean zuckte die Schultern. “Ja, sicher. Gut.”
“Und wie fühlst du dich wirklich?”
Die ältere Frau schwieg einen Moment, und Cassie fühlte Mitgefühl in sich aufsteigen, als sie den Ausdruck müder Frustration sah, der über Jeans Gesicht huschte. “Ich will dich nicht anlügen. Es gibt eben bessere und schlechtere Tage. Ohne diese verdammte Arthritis würde ich mich nur halb so alt fühlen.”
Cassie lächelte die Freundin ermutigend an. “Denk einfach dran, dass du in ein paar Wochen bei deiner Tochter in San Diego sein wirst. Dann lässt du dir den Seewind um die Nase wehen und tust einfach nur noch, wozu du Lust hast.”
Die Gesichtszüge der
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