Tiffany Duo Band 0162
große Wahl. Dank dir und Melanie gab es ja außer mir niemanden, oder?”
Der fragile Augenblick geteilter Intimität zerschellte wie ein Vogelei, das aus einem hohen Baum auf die Erde fällt. “Cassie, ich … Ich konnte keine andere Frau ansehen und kann es immer noch nicht.”
Sie zog scharf den Atem ein, und einen Moment lang verhakten sich ihre Blicke. In den blauen Tiefen ihrer Augen erblühte Bewusstheit.
Er wollte sie küssen.
Er musste sie küssen.
Er erbebte unter dem Drang, auf sie zuzugehen und sie in die Arme zu nehmen, der mit mehr Wucht über ihn hinwegfegte als eine stampfende Herde aus hundert brüllenden Herfordrindern. Doch bevor er Luft holen und sich bewegen konnte, kündigten zwei streitende Stimmen die Rückkehr der beiden energiegeladenen Wonneproppen an.
“Wir haben das Wasser, Miss Harte”, verkündete Maddie strahlend und hielt Cassie mit zitterndem Arm ihre Emaillekanne hin.
Cassie, die knallrot geworden war, riss ihren Blick von Zack los. “Danke”, sagte sie zu den Zwillingen. “Ihr habt mir wirklich sehr geholfen.”
“Max hat ein bisschen was auf dem Weg verschüttet, aber ich nicht. Keinen einzigen Tropfen”, berichtete Maddie triumphierend.
“Doch, du hast auch was verschüttet”, widersprach ihr Bruder.
“Gar nicht! Ich hab viel mehr aufgepasst als du.”
Weil Maddie aussah, als ob sie ihrem Bruder gleich das Wasser überschütten würde und weil Zack das Gefühl hatte, dass Cassie ihm am liebsten die andere Kanne über den Kopf hauen würde, schritt er ein. “Ich wollte eben nachschauen, ob die Fische anbeißen. Hat jemand Lust, mitzukommen und die Würmer am Angelhaken zu befestigen?”
“Och, das ist doch babyleicht!”, prahlte Max und zeigte beim Grinsen zwei große Zahnlücken. “Das hat mir mein Dad schon gezeigt, als ich noch klein war.”
Zack verkniff sich ein Grinsen und sagte: “Schön, dann hast du den Job. Fünfzig Cents für jeden Wurm, den du an meinem Angelhaken befestigst.”
“Halt!”, rief Maddie, entschlossen, sich von ihrem Bruder nicht beiseite schieben zu lassen. “Ich kann die Würmer auch festmachen.”
Zack gab vor zu überlegen. “Also, ich weiß nicht. Ich glaube, einer reicht.”
Das Mädchen machte so ein enttäuschtes Gesicht, dass er sich erweichen ließ. “Na, meinetwegen, ihr könnt euch ja abwechseln. Und wenn wir zurückkommen, grillt Cassie uns unsere Forelle, okay?”
Cassie schnaubte verächtlich, aber er glaubte, den Anflug eines Lächelns in ihren Augen erhascht zu haben. “Heute Abend gibt es Hähnchen und Kartoffelsalat. Wenn ihr Fisch wollt, müsst ihr ihn euch schon selber grillen.”
Er pfiff leise in sich hinein, während er den beiden kleinen aufgeregt plappernden Gestalten folgte. Er machte Fortschritte mit Cassie, das spürte er deutlich. Auch wenn der Weg ziemlich holprig war.
7. KAPITEL
Stunden später saß Cassie auf einem umgestürzten Baumstamm am Seeufer und lauschte in die Dunkelheit. Nachtgetier raschelte, piepste und zirpte, das Wasser schwappte in einem gleichförmigen beruhigenden Rhythmus über das mit kleinen Kieselsteinen übersäte Ufer, und durch die Kronen der Fichten pfiff ein kalter Wind. Das alles wurde von einem gelegentlichen leisen Platschen untermalt, wenn ein Fisch auf der Suche nach einem Mitternachtsimbiss hochsprang.
Sie verkroch sich tiefer in ihre Jeansjacke, weil sie immer noch nicht bereit war, in ihren warmen Schlafsack zu schlüpfen, obwohl sie wusste, dass es verrückt war, noch länger hier draußen in der Kälte sitzen zu bleiben.
Alle anderen hatten sich schon längst in ihre Zelte zurückgezogen. Vor mindestens fünfzehn Minuten hatte sie gesehen, wie die letzte Taschenlampe ausgegangen war.
Nur sie saß immer noch hier.
Aber sie wusste, dass sie nicht würde schlafen können. Weil sie ständig an den Mann denken musste, der hundert Schritt von ihr entfernt schlief. Weil sie immer wieder daran denken musste, wie sie sich hier in den Bergen zum ersten Mal geliebt hatten. Er war so behutsam gewesen, so sanft, so zärtlich. Obwohl er vor Erregung gezittert hatte, hatte er sich eisern im Griff gehabt.
Auch wenn sie keinerlei Erfahrung gehabt hatte, war sie doch in Bezug auf das, was sich zwischen Frauen und Männern abspielte, gewiss nicht unwissend gewesen, aber auf Zack Slater und seine eiserne Selbstkontrolle war sie nicht vorbereitet gewesen. Er hatte sich unendlich viel Zeit gelassen, süße Zeit, die er genutzt hatte, um jeden Quadratzentimeter
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