Tiffany Duo Band 0162
hat gesagt, dass sie es doch nicht macht. Weil es sowieso nicht funktioniert.”
“Was? Was funktioniert sowieso nicht?”, bohrte Ellie nach.
Lucy presste einen Moment lang fest die Lippen aufeinander, dann stieß sie zusammen mit einem Schwall Luft heraus: “Das Weglaufen. Wir wollten zusammen weglaufen.”
“Weglaufen?”, wiederholte Ellie fassungslos. “Aber warum wolltet ihr denn weglaufen? Was ist denn so schrecklich, dass ihr auf so eine Idee kommt?”
“Wir wollten es ja nicht wirklich, sondern bloß so tun”, schniefte Lucy und schaute Matt an. “Weil Dylan gesagt hat, dass ihr beide, du und ihre Mom, bestimmt merkt, dass ihr euch gern habt, wenn ihr uns erst suchen müsst, und dass ihr dann heiratet und wir richtige Schwestern werden.”
Matt schaute wie vom Donner gerührt von seiner Tochter zu Ellie. Letzterer war bei Lucys Geständnis die Röte ins Gesicht gestiegen. Sie begegnete kurz seinem Blick, dann starrte sie auf dasselbe Tischtuch, das vorher Lucy schon mit so viel Interesse studiert hatte.
“Aber wir haben uns dann überlegt, dass es nicht klappt und dass ihr bestimmt schrecklich böse auf uns seid, wenn es rauskommt”, sprudelte Matts Tochter schuldbewusst heraus. “Und deshalb wollten wir uns was Besseres ausdenken, aber vielleicht hat sie es ja allein gemacht. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass sie irgendwas macht, ohne mir vorher davon zu erzählen”, schloss sie in einem Ton, aus dem hervorging, dass sie sich verraten fühlte.
“Aber wo könnte sie dann bloß sein?”, rief Ellie aus.
“Ich weiß nicht.” Lucy schniefte wieder. “Wir wollten uns irgendwo auf der Ranch verstecken.”
“Sie kann unmöglich zu Fuß hier rausgekommen sein”, wandte Cassie mit gerunzelter Stirn ein. “Sie muss irgendwo in der Stadt sein.”
Matt eilte zur Tür. “Ich sage unseren Leuten Bescheid, dass sie sich trotzdem umschauen sollen. Cassie, ruf Jesse an und erzähl ihm, was passiert ist. Ellie und ich fahren unterdessen in die Stadt und sehen nach, ob sie inzwischen zu Hause ist.”
Ihre Mom würde so böse sein.
Dylan versuchte nicht zu zittern, aber es fiel ihr wirklich schwer, nicht nur deshalb, weil es auf dem strohbedeckten Zementboden kalt und feucht war, sondern auch, weil ihr die Angst wie ein großer gemeiner Hund im Nacken saß.
Sie hatte keine Ahnung, wo sie war und wer sie hierher gebracht hatte. Aber sie wusste, dass sie in der Patsche saß.
Und das war alles ihre eigene Schuld, weil sie ungehorsam gewesen war. Ihre Mom hatte ihr eingeschärft, von der Schule immer direkt in die Praxis zu kommen, und normalerweise tat sie das auch. Nur heute hatte sie beschlossen, einen Umweg zu machen.
Weil Cheyenne Ostermiller ihr erzählt hatte, dass sie zum Geburtstag ein neues Pferd bekommen würde und dass ihr Dad vorhatte, ihr Pony zu verkaufen. Und dass Dylan, wenn sie es kaufte, wahrscheinlich ein gutes Geschäft machen würde.
Und sie wünschte sich doch so sehr ein Pony.
Nachdem Cheyenne ihr beim Mittagessen davon erzählt hatte, hatte sie anschließend an nichts anderes mehr denken können. Den ganzen Nachmittag hindurch, während Mathe und Musik und Englisch hatte sie nur noch davon geträumt, ein eigenes Pferd zu haben.
Und da es ganz und gar nicht so aussah, als ob ihre Mom Mr Harte in der nächsten Zeit heiraten würde, wollte sie wenigstens ihr eigenes Pferd. Es wäre schließlich nur gerecht.
Sie hatte bloß bei Cheyennes Haus vorbeigehen und sich das Pony kurz mal anschauen wollen. Sich schon mal ein bisschen mit ihm anfreunden vielleicht. Es war zwar ein ganz schön weiter Weg, aber sie hatte sich überlegt, dass sie, wenn sie sich beeilte, nur ein kleines bisschen zu spät in die Praxis kommen würde, sodass es vielleicht gar nicht auffiel.
Das Pony war wunderschön. Total süß und gut erzogen und alles. Sie hatte es eben gestreichelt und sich überlegt, wie sie ihre Mom am besten überreden konnte, es ihr zu kaufen, als sie gehört hatte, wie ein Auto vorgefahren war.
Sie hatte nicht weiter darauf geachtet, bloß gedacht, dass es wahrscheinlich Cheyennes Mom oder ihr Dad war. Das Nächste, an das sie sich erinnerte, war, dass sie jemand von hinten gepackt und ihr einen ekligen Lappen in den Mund geschoben hatte, der nach Medizin geschmeckt hatte. Es musste irgendein Schlafmittel gewesen sein, weil sie erst in diesem fensterlosen Raum, der sie an die Quarantänestation in der Praxis erinnerte, wieder aufgewacht war.
Das Mädchen erschauerte
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