Tiffany Duo Band 0162
“Ich habe den Schlüssel.”
Sie kramte in ihren Taschen herum, und wenig später hielt sie dem Polizeichef den Schlüssel unter die Nase. “Aber Sie werden doch nicht … auf ihn schießen, oder?”
Jesse beugte sich zu ihr herunter und nahm ihre kleine Hand zusammen mit dem Schlüssel in seine großen Hände. “Willst du, dass ich es mache, Süße?”
“Nein”, sagte sie ernst. “Er hat mir nichts getan. Nur ein bisschen Angst gemacht.”
“Klingt ganz danach, als ob du es ihm heimgezahlt hättest.”
Dylan kicherte, den Tränen nahe, dann übergab sie den Schlüssel, und Jesse verschwand auf dem Flur.
Stunden später saß Ellie in ihrem dunklen Wohnzimmer und schaute zu, wie die Flammen in ihrem Kamin tanzten.
Dylan war endlich eingeschlafen, aber erst nachdem sie ihrer Mutter die Zusage abgerungen hatte, dass sie morgen zur Schule gehen und allen von ihrem schlimmen Abenteuer und davon, wie sie sich selbst gerettet hatte, erzählen durfte.
Ellie hatte Dylan die Hand gehalten, bis ihrer Tochter endlich die Augen zugefallen waren, und auch dann war sie noch lange Zeit unfähig gewesen, sich zu bewegen und hatte nur auf der Bettkante gesessen, Dylans gleichmäßigen Atemzügen gelauscht und ihrem Schutzengel gedankt.
Und dann war sie irgendwann ins Wohnzimmer gegangen. Es war kaum zu glauben, dass noch vor kurzer Zeit in dem alten Haus eine hektische Aktivität geherrscht hatte, mit aufgeregten Leuten, die kamen und gingen, und einem ununterbrochen klingelnden Telefon. Aber jetzt war alles still. Zum Glück, weil sie so ungestört über alles, was heute passiert war, nachdenken konnte.
Jedes Mal, wenn sie an Steve und das, was er getan hatte, dachte, begann ihr Magen zu rebellieren, und sie hätte am liebsten irgendetwas kaputtgeschmissen. Der Mann hatte versucht, Ellie auf jede nur mögliche Weise zugrunde zu richten. Finanziell, beruflich, emotional. So eine Feindseligkeit hatte sie noch nie in ihrem Leben zu spüren bekommen, und das Erschreckendste daran war, dass sie so blind gewesen war.
Als Steve aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war und die Polizisten gesehen hatte, die um ihn herumstanden, hatte er zuerst versucht, sich aus allem herauszureden. Doch nachdem man ihn mit den überwältigenden Beweisen konfrontiert hatte, hatte er sofort alles zugegeben.
Er war verzweifelt gewesen und hatte Ellie die Schuld für alle seine Probleme gegeben, weil sein Onkel seine Praxis ihr und nicht ihm überlassen hatte, obwohl sie ihm seiner Meinung nach zugestanden hätte. Steve hatte viele Jahre dort gearbeitet und schon als Junge die Käfige gereinigt und andere Drecksarbeiten gemacht, wie er erzählte. Und er hatte gehofft, dass sich sein Onkel irgendwann einmal revanchieren würde.
Und dann hatte Ben alles kaputtgemacht, indem er sich geweigert hatte, seinem Neffen die Praxis zu überlassen. Daraufhin hatte Steve sich eine eigene Praxis aufgebaut, doch dann waren ihm die Schulden über den Kopf gewachsen.
Er war es gewesen, der den Katzenkadaver mit dem Drohbrief in Ellies Auto hinterlegt hatte. Und dann hatte er, um sie in Verruf zu bringen, die Pferde infiziert, die sie behandelt hatte.
Und nachdem es trotzdem immer noch ein paar Leute gab, die ihre Dienste in Anspruch nahmen, war ihm klar geworden, dass er zu noch drastischeren Mitteln greifen musste. So war er dann auf die verrückte Idee mit der Entführung verfallen.
Alles andere konnte Ellie ihm verzeihen, aber nicht, dass er ihr kleines Mädchen in Angst und Schrecken versetzt hatte.
Ein leises Klopfen an der Haustür riss sie aus ihren Gedanken. Sie bekam sofort einen Schreck, doch dann fiel ihr ein, dass jetzt alles gut war. Ihre Tochter lag wohl behütet in ihrem Bett und schlief tief und fest.
Als sie Matt auf der Schwelle stehen sah, war sie nur mäßig überrascht. Er trug seinen warmen Schaffellmantel mit hochgeschlagenem Kragen und schaute ernst drein. Er wirkte stark und zuverlässig, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sich in seine Arme zu werfen und sich die ausgestandene Angst von der Seele zu weinen.
Aber das konnte sie nicht, deshalb sagte sie nur: “Matt! Was tust du hier? Ich dachte, du wärst schon seit Stunden wieder auf der Ranch.”
“Das war ich auch. Aber ich habe es nicht ausgehalten.” Er war innen neben der Tür stehen geblieben und beobachtete sie aus Augen, die so seltsam glitzerten, dass sie so nervös wurde wie eine Maus, die versehentlich zwischen zwei raufende Kater geraten ist.
Ellie
Weitere Kostenlose Bücher