Tiffany Duo Band 0162
besser schnell schnappen.”
Ein eingeschlagenes Fenster und ein mit Glasscherben übersäter Schreibtisch.
Sarah atmete schnell tief durch und schob die Erinnerung rigoros beiseite. Sie zwang sich zu einem Lachen, das ihr einen weiteren überraschten Blick von ihrer Kollegin einbrachte.
Jesse konnte es nicht gehört haben, aber er wandte dennoch den Kopf.
Als sich ihre Blicke begegneten, breitete sich auf seinem Gesicht ein langsames, nur für sie bestimmtes Lächeln aus.
Ein simples Lächeln sollte sie eigentlich nicht zum Erröten bringen, aber sie spürte, dass ihre Wangen glühten. Trotzdem schaffte sie es, das Lächeln zögernd zu erwidern, dann wandte sie sich schnell wieder Janie zu, die den Austausch mit lebhaftem Interesse beobachtet hatte.
“Wow! Was war denn das?”
Sarah errötete noch mehr. “Was?”
“Geht da zwischen Ihnen und unserem tollen Polizeichef etwas vor, von dem ich wissen sollte?”, scherzte Janie.
“Nein. Natürlich nicht! Ich kenne den Mann ja kaum.”
“Und warum ist Ihr Gesicht dann röter als Chucks? Na los, raus mit der Sprache. Erzählen Sie es mir.”
“Da gibt es nichts zu erzählen”, gab Sarah schärfer als beabsichtigt zurück. “Entschuldigen Sie mich. Ich muss in die Klasse.”
Janies vorsichtige Freundlichkeit verschwand, ihr Gesicht wurde kühl. “Verzeihen Sie meine Neugier.”
Sarah verspürte einen Stich. Dann fiel ihr ein, dass sie sich vorgenommen hatte, ein bisschen mehr auf die Leute zuzugehen, und ihr wurde klar, dass sie es verpatzt hatte. “Janie, es tut mir leid. Aber wirklich, da ist nichts. Chief Harte ist nur … wir sind nur …”
“Schon gut, Sie brauchen mir nichts zu erklären. Es geht mich ja nichts an.”
“Ehrlich, es gibt nichts zu erklären. Ich scheine mich nur immer wie eine Idiotin zu benehmen, wenn er in der Nähe ist”, gestand sie.
“Tun wir das nicht alle, Sweetheart? Wie schaffen es diese großen tollen Männer bloß immer, unsere Gehirnzellen zu killen?”
Sarah registrierte erleichtert, dass die Wärme in Janies Gesicht zurückkehrte. Sie wollte darin baden wie eine Katze in der Sonne.
Aber sie wusste, dass eine kurze Unterhaltung auf einem Schulflur nicht ausreichte, um Freundschaft zu schließen. Sie musste sich noch mehr Mühe geben. Deshalb nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und lächelte ihre Kollegin an. “Haben Sie diese Woche Pausendienst?”
“Nein, ich war letzte Woche dran.”
“Hätten Sie nicht vielleicht Lust, irgendwann in der Mittagspause für eine halbe Stunde mit mir rauszugehen und irgendwo eine Kleinigkeit zu essen?”
Falls Janie überrascht war, zeigte sie es nicht. “Ja, sicher. Sagen Sie einfach nur, wann.”
“Wie wär’s mit Freitag?”
“Klingt perfekt.”
Es ist ein Anfang, dachte Sarah, während sie in ihr Klassenzimmer ging. Und für den Augenblick erschien ihr das Wasser um sie herum nicht mehr ganz so kalt.
Jesse ging den Schulflur entlang, und der in der Luft hängende Geruch nach Kreide und frisch kopiertem Papier erinnerte ihn an seine eigene Schulzeit, auch wenn dies hier ein anderes Schulgebäude war.
Miss McKenzies Klassenzimmer war das letzte auf der rechten Seite. Er lächelte über das lustige Willkommensschild über der Tür, das einen Vogel zeigte, der an die Tür eines kunstvoll verzierten Vogelhäuschens klopfte.
Er konnte von drinnen ihre melodische Stimme hören und blieb einen Moment stehen, um zu lauschen. Offenbar nahm sie gerade die Bruchrechnung durch. Obwohl das Thema so trocken war, schaffte es ihre sanfte erotische Stimme irgendwie, sich wie wilder Wein um seine Innereien zu ranken.
Wie konnte es sein, dass ihn eine schüchterne Lehrerin, die ihrer Klasse erklärte, wie man mit Brüchen rechnete, derart antörnte?
Er beobachtete Sarah durch das kleine quadratische Fenster in der Tür und versuchte herauszubekommen, was ihren Reiz ausmachte. Sie sah in ihrem blassblauen kurzärmeligen Pullover und dem geblümten Rock weich und hübsch aus. Ihr hellblondes, im Nacken von einer Spange zusammengehaltenes Haar floss ihr lang und üppig über den Rücken, wie eine Einladung, die Finger durch die seidige Fülle gleiten zu lassen.
Und dieser Mund. Voll und üppig und so weich, dass vielleicht sogar ein Priester in Versuchung gekommen wäre, die Beichte noch ein paar Minuten hinauszuzögern.
Aber sie war viel zu unschuldig für einen wilden, wenn auch irgendwie geläuterten Unruhestifter wie Jesse Harte.
Entschlossen schob er seine
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