Tiffany Duo Band 77
Erwachsensein zu tun. Und nichts mit ihren für ihre Größe unverhältnismäßig langen, atemberaubenden Beinen. Das dünne Mädchen, das er früher gekannt hatte, war längst verschwunden und hatte einer Frau, zwar knabenhaft schlank, aber doch mit weichen Rundungen, Platz gemacht.
Er hätte sein Monatsgehalt verwetten mögen, daß sie im Moment keinen BH trug. Und er konnte nur hoffen, daß das Hemd nicht überhaupt das einzige war, was sie am Leibe trug.
„Brian?" Eine tiefe Röte stieg ihr in die Wangen.
Entweder war sie sehr verärgert oder verlegen, weil er sie so lange angestarrt hatte. Brian sah sich außerstande zu entscheiden, was es war. Oder... Ein Gedanke, der ihm ganz und gar nicht behagte, durchzuckte ihn plötzlich.
„Bist du allein?" fragte er, ein bißchen zu scharf, zu fordernd. Es interessierte ihn plötzlich brennend, was das für ein Mann war, dem dieses Hemd gehörte.
„Was?" fragte sie erstaunt.
„Dieses Hemd." Er wußte, gleich würde er Probleme bekommen, irgend etwas lief falsch, er hatte sich verrannt, doch es war zu spät. Und schließlich wollte er doch wirklich wissen, woher sie dieses verdammte Hemd hatte. „Es ist ein Männerhemd."
Sie kreuzte die Arme vor der Brust, und das Hemd rutschte dadurch noch ein Stückchen höher. Es war sicherlich nicht das, was sie bezweckt hatte, doch die Wirkung war umwerfend.
„Ja", gab sie zu. „Ist es." Und dann wartete sie. Wartete und schwieg.
„Also sag' schon, wem gehört es?"
„Keine Ahnung. Hab's vergessen."
Vor ein paar Jahren noch hätte er keine andere Antwort von ihr erwartet. Damals war sie absolut schlagfertig gewesen, um nicht zu sagen frech. Vor ein paar Jahren hätte er darüber nur gelacht.
Jetzt allerdings stieß er stattdessen einen lauten Fluch aus. Das, was sie da sagte, fand er wirklich nicht besonders witzig. Und die Situation, in der er sich befand, erst recht nicht.
Und er wußte nicht, wie sie unter ihrem Hemd aussah, obwohl, wenn er die Augen schloß und sich an diese verdammte Nacht zurückerinnerte, war ihm so, als könne er ihre Haut und die Konturen ihres Körpers unter seinen Fingerspitzen spüren.
Alles Unsinn, sie lügt, entschied er dann. Sie kann sich nicht mehr erinnern. Was für ein Blödsinn! Als ob sie die Frau wäre, durch deren Schlafzimmer Scharen von Männern stolzierten und ihre Kleidungsstücke zurückließen.
Er überlegte, was der Mann, dessen Hemd sie trug, wohl für sie be deutet haben mochte. Oder noch bedeutete. Ob er sie auch so verletzt hatte wie er, und ob das womöglich der Grund dafür war, daß sie ihn aus ihrem Gedächtnis gestrichen hatte? Dann sann er darüber nach, wie sehr er, Brian, ihr wehgetan hatte, während seine Augen ihr Apartment nach irgendwelchen verräterischen Anzeichen, die auf die Anwesenheit eines anderen hindeuteten, absuchten.
Zwei Gläser? Zwei Teller? An der Garderobe ein Sakko, das aussah, als sei es ihr zu groß? Nein, da war nichts. Dieser Umstand allerdings vermochte auch nicht dazu beizutragen, daß er sich besser fühlte.
„Ist er noch da?" Brian konnte einfach nicht aufhören. Er mußte es wissen. Alles. Jetzt.
„Wer?" fragte sie.
„Der Typ, dem das Hemd gehört."
„O Himmel, wir sind allein, kapiert? Bist du nun zufrieden? Das Hemd gehört mir. Ich benutze es als Nachthemd, weil es weit und bequem ist. Alles klar? Außerdem geht dich das überhaupt nichts an, aber wenn du es unbedingt wissen willst: Der Mann, dem das Ding mal gehörte, ist schon längst wieder aus meinem Leben verschwunden."
Brian musterte sie und entdeckte an ihrer rechten Halsseite zwei Finger breit über dem Schlüsselbein einen violetten Fleck.
„Dann muß ich der Mann gewesen sein, der das da hinterlassen hat", stellte er fest, hob die Hand und fuhr leicht mit einer Fingerspitze über die verräterischen Spuren der Leidenschaft.
„Verflucht noch mal!" Sie zuckte zurück. „Was hast du dauernd mit diesem Mann? Brechen deine Urinstinkte durch, oder was? Du hast dich niemals für mich interessiert, doch die Idee, daß ich einen anderen haben könnte, läßt dir keine Ruhe. Spinnst du eigentlich?"
Was erwartete dieser Mann denn nach allem, was vorgefallen war, noch von ihr? Was konnte er noch wollen, nachdem er doch schon alles bekommen hatte?
„Shel..."
„Geh, Brian. Geh jetzt."
Es sah so aus, als wollte er sich weigern.
„Shelly, ich schwör' dir, ich wollte dich niemals..."
Das Telefon klingelte, und noch nie in ihrem Leben war sie so er
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