Tiffany Duo Band 77
beunruhigt. „Was ist mit Charlie?"
Es war das erste Mal, daß sie wieder miteinander sprachen, seitdem er am Montag nachts ihr Apartment verlassen hatte. Gestern war sie ihm aus dem Weg gegangen. „Keine Ahnung. Niemand weiß, wo er steckt."
Sie sah aus, als hätte sie wenig geschlafen. Entweder hatte sie sich Sorgen um ihre Sicherheit gemacht, oder - auch das faßte er ins Auge - sie hatte die Nacht nicht allein verbracht. Beides konnte möglich sein.
Wieder erinnerte er sich daran, wie sie in dem kurzen Männerhemd ausgesehen hatte. Fast stand sie so vor ihm, ungeachtet dessen, daß sie im Moment Jeans und ein Sweatshirt trug.
„Was hast du vor?" fragte sie, als sie sah, daß er aufstand.
„Ich gehe ihn suchen."
Und wenn er ihn gefunden hatte, würde Charlie ihm einige Fragen zu beantworten haben.
„Kann ich irgend etwas tun?"
Brian hätte sich am liebsten davor gedrückt, ihr zu sagen, was der nächste Schritt war. Doch ihm blieb keine andere Wahl. Das Büro war einfach zu klein, um etwas über längere Zeit hinweg geheimhalten zu können. Wenn er sie nicht damit beauftragte, müßte es anderer tun, und sie würde es sehr bald erfahren.
„Sein Auto steht auf dem Parkplatz. Das bedeutet, daß er gestern einen Firmenwagen genommen hat. Ich denke, es wäre das Beste, du würdest der Polizei die Nummer durchgeben und fragen, ob sie etwas wissen. Vielleicht hat er ja einen Unfall gehabt."
„Brian?" begann sie, beendete den Satz jedoch nicht.
Die Art, wie sie seinen Namen aussprach, ging ihm durch und durch. Es erinnerte ihn an früher. Früher, zu einer Zeit, da sie ihm noch vertraut hatte.
Er würde sich ihr Vertrauen wieder erkämpfen.
„Ich werde ihn finden, Shelly", versprach er ihr und mußte sich dazu zwingen, sie nicht zu berühren.
Etwas herauszufinden dauerte bei weitem nicht so lange, wie Brian angenommen hatte. Als er unten im Haus durch die Lobby ging, hielt ihn der Pförtner an. Ein Polizeibeamter in Uniform stand neben ihm. „Mr. Sandelle, der Officer hat eine Frage."
Brian wandte sich erstaunt nach dem Mann um.
„Ich bin Brian Sandelle", stellte er sich vor und hielt dem älteren Mann die Hand hin, während er sich bemühte, nicht daran zu denken, was möglicherweise passiert sein konnte. „Was kann ich für Sie tun?"
„Sie arbeiten bei Williams Engineering?" Der Mann schüttelte ihm die Hand.
„Ja, Sir."
„Der Boss?"
„Nein, sein engster Mitarbeiter."
Der Deputy nickte. „Aha. Wir haben heute morgen einen weißen Pick-up auf der U.S. 41 gefunden, ungefähr fünfzehn Meilen östlich von hier. Er trug die Firmenaufschrift von Williams Engineering. Deshalb bin ich hier."
Er las die Wagennummer von einem Zettel ab. „Ist das eines Ihrer Autos?"
„Ich vermute es. Aber unsere Autonummern habe ich natürlich nicht im Kopf. Lassen Sie uns nach oben gehen und in den Unterlagen nachsehen, dann wissen wir es ganz genau." Brian war sich bereits jetzt schon sicher, doch es konnte nichts schaden, die Sache korrekt abzuklären. Die U.S. 41 war die Straße gewesen, die Charlie sich in seinem Terminkalender notiert hatte. „Haben Sie sonst noch etwas gefunden?"
„Das Auto stand vor einer Brücke wir haben dort Taue gefunden. Sahen aus wie Absperrseile oder sowas, die jemand entfernt hatte, warum auch immer. Sie hingen in den Geländerverstrebungen. Es erschien uns verdächtig."
Brian fluchte.
„Vermissen Sie jemanden aus Ihrem Büro?" fragte der Deputy.
„Charlie Williams, der Eigentümer, ist gestern nachmittag mit einem der Firmenwagen weggefahren, um die Brücke an der von Ihnen genannten Straße zu inspizieren. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen."
„Oh - dann sind das ja keine besonders guten Nachrichten." Stark untertrieben, dachte Brian. „Wissen Sie sonst noch etwas?"
„Nein, bisher noch nicht. Hat der Mann Angehörige? Irgend jemanden, den wir befragen könnten?"
„Lassen Sie uns hinaufgehen." Brian zerbrach sich den Kopf, wie um alles in der Welt er Shelly die katastrophalen Neuigkeiten am schonendsten beibringen könnte.
Es war ein ungewöhnlich kalter und regnerischer Tag. Genau das richtige Wetter für ein schreckliches Ereignis.
„Ich kann mir das alles irgendwie überhaupt nicht vorstellen." Shelly stand mit hochgeschlagenem Mantelkragen frierend neben Brian auf der zweispurigen Brücke.
Nachdem Shelly im Büro dem Beamten alles gesagt hatte, was sie wußte, hatte Brian sich entschlossen, mit dem Deputy zu der Stelle zu fahren, wo man das Auto
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