Tiffany exklusiv Band 0018
wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Was gibt es da zu erzählen? Noch eine schöne Frau, noch eine unglückliche Geschichte. Ende.“ Er stellte das leere Glas hart auf die Theke, stand auf und legte seinem Vater die Hand auf die Schulter. „Es war ein langer Tag, Dad. Bis morgen.“
Danach ging er durch die Schwingtür in die Küche und in sein Apartment im ersten Stock hinauf. Ausnahmsweise war er froh, dass sein Vater ihm nicht folgen konnte. Wegen dieses Gedankens kam er sich zwar mies vor, aber er ließ sich trotzdem einfach auf sein Sofa fallen.
Er saß in dem dunklen Raum, in dem es ungelüftet roch, doch es war ihm zu mühevoll, aufzustehen und eine Lampe einzuschalten oder ein Fenster zu öffnen. Er streifte die Schuhe ab, schloss die Augen und versuchte zu schlafen, doch er sah immer wieder diese große schwarze Limousine vor sich.
Das Fenster senkte sich langsam und gab den Blick auf das schwarze Haar frei, das er gestern Morgen geküsst hatte, und auf die blauen Augen, in die er geblickt hatte. Und er hatte geglaubt …
Ruckartig setzte er sich auf, blinzelte und versuchte sich zu orientieren. Er sollte sich an die schwarze Stretch-Limousine erinnern, an sonst nichts.
„Pah!“ Er hatte recht behalten, was Catherine anging. Sie war nichts weiter als ein verwöhntes, verhätscheltes, selbstsüchtiges, reiches Miststück. Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er sie vielleicht irgendwann vergessen. Doch die innere Stimme fragte ihn, wem er etwas vormachen wollte.
Jake wankte ins Schlafzimmer, sank auf das Bett und zog sich mit dem letzten Rest Energie aus. Warum konnte er nicht einfach die ganze Geschichte vergessen?
Die Sonnenstrahlen fielen durch die einst weißen Vorhänge und weckten Jake. Er schwang die Beine über die Bettkante, streckte sich gähnend und stolperte ins Bad.
Nach der Dusche und zwei Tassen Kaffee sah er sich in seinem schäbigen Apartment um. Abgesehen von den Kleidern, die er am Fußende des Bettes auf den Boden geworfen hatte, war es sauber und ordentlich. Alles befand sich an seinem Platz. Mehr gab es darüber nicht zu sagen, außer, dass es groß war und sich über den gesamten ersten Stock des Alley Cat erstreckte.
Einige Teppiche lagen auf dem Holzfußboden, den er schon vor Jahren hatte schleifen und neu streichen wollen. Wahrscheinlich würde er das nie machen. Der graue Klapptisch erfüllte noch seine Funktion, aber die Sessel mit dem zerrissenen roten Plastikbezug hatten bessere Zeiten gesehen. Das abgewetzte braune Sofa war lang und hatte an genau den richtigen Stellen Erhebungen und Einbuchtungen. Kein Sofa konnte sich jemals so bequem anfühlen wie dieses.
Jake trank noch eine halbe Tasse Kaffee und begutachtete die große Küche mit den grünen Hähnen und dem abgeschabten Linoleumboden. Plötzlich stellte er die Tasse so heftig auf die Theke, dass Kaffee herausspritzte.
Wieso spielte es eine Rolle, wie es hier aussah? Er wollte schließlich niemanden einladen. Hier schlief und aß er – wenn überhaupt. Ein paar Tage harter Arbeit, und er konnte die Limousine vergessen, die sich wieder in seine Gedanken drängte.
Um sich abzulenken, holte er aus dem Schreibtisch einen Aktenordner. In Jamaika hatte er sich nicht mit Sallys Anwalt und den wachsenden Geldproblemen auseinandersetzen müssen. Dafür war alles viel zu weit entfernt gewesen. Jetzt hatte er keine Entschuldigung mehr.
Die ermüdende Diskussion mit ihren Eltern am Vorabend war für Catherine nur ein Vorspiel für die Herausforderungen gewesen, die bei der Arbeit auf sie warteten.
Während der Fahrt mit dem Aufzug glaubte sie, dass alle sie ansahen. Und wo immer sie auftauchte, meinte sie, die Leute flüstern zu hören. Kaum ein Mitarbeiter von Mason’s hatte nichts von ihrer Hochzeit gehört. Doch damit hatte sie gerechnet. Sie hielt den Kopf hoch und blickte nur nach vorne.
Es war kurz nach neun. Das Kaufhaus öffnete erst in einer Stunde. Die Angestellten rückten die Waren auf den Regalen zurecht, packten neue Lieferungen aus, zählten Geld in den Kassen und taten, als würden sie Catherine nicht bemerken. Entschlossen ging sie in die Büros der Geschäftsleitung im zweiten Stock.
Der neue Präsident hatte eine Sekretärin mitgebracht, die bei der Marine Ausbildungs-Sergeant gewesen war und das Büro auch im entsprechenden Stil führte. Catherine blieb vor dem Schreibtisch der Sekretärin stehen und wartete, bis sie zur Kenntnis genommen wurde, was stets eine Weile
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