Tiffany exklusiv Band 0018
auch angezapft, genau wie meines, aber es wird nicht weiter auffallen, wenn ein Mann sich mit seiner Tante über Frauen unterhält. Demnächst wirst du also über Maria von mir hören. Bitte versprich mir, dass du das tun wirst, was ich dir sage.“
„Ich verspreche dir, sehr sorgfältig zuzuhören und alles genau zu erwägen. Mehr kann ich nicht tun.“
Vincent Antonelli nickte, dann blickte er auf die Uhr. Er lehnte sich zurück und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre. „Ein schöner Tag, was, Nicky?“
Nick Mondavi betrachtete den blauen Himmel. „Allerdings, ein wunderschöner Tag.“
„Genau das Wetter, um sich zu verlieben“, sagte Vinny und boxte Nick leicht in die Seite.
„Kann schon sein.“
Vincent Antonelli seufzte und erhob sich. Auch Nick stand auf und ergriff die Hand, die der alte Mann ihm hinstreckte.
„Wer weiß“, sagte Vinny. „Vielleicht stellt sich noch einmal heraus, dass dies ein Glückstag war.“ Er ging langsam den Pfad entlang in Richtung seines Autos. Er strahlte nicht mehr dieselbe Vitalität aus wie früher, aber er war immer noch beeindruckend, ein typischer Antonelli.
Und dennoch wirkte er irgendwie gefühlvoll, ja beinahe sentimental. Nick musste lächeln. Trotz aller undurchsichtiger Geschäfte, an denen Vincent maßgeblich beteiligt war, schien ihn jetzt diese Einwanderungssache am meisten zu beschäftigen, eine merkwürdige Ironie des Schicksals.
Nick setzte sich wieder auf die Bank. Er starrte vor sich hin, hörte die Kinder auf dem nahen Spielplatz und dachte an Gina und das kleine Mädchen, das schon vor seiner Geburt mit ihr gestorben war. Das war jetzt acht Jahre her, und dennoch hatte er das Gefühl, als habe er Gina erst gestern kennengelernt.
Auf einer Reise nach Italien war sie ihm von seinem Onkel Adolpho Antonelli vorgestellt worden. „Hier ist jemand, den du heiraten solltest“, hatte Adolpho in seinem gebrochenen Englisch gesagt. Und merkwürdigerweise hatte Nick genau das getan, er hatte das Mädchen mit dem rabenschwarzen Haar und den großen dunklen Augen geheiratet.
3. KAPITEL
In den nächsten Tagen wurde der rundliche Arzt aus Pacific Heights nicht mehr erwähnt, aber Felicia bemerkte, dass ihr Vater mehr Schwung hatte. Drei Tage hintereinander war er schon früh im Restaurant, was er seit dem Herzanfall nicht mehr getan hatte. Er summte bei der Arbeit sogar fröhlich vor sich hin.
Als sie am Mittwochmorgen das Restaurant betrat, war ihr Vater bereits dabei, das Gemüse zu schneiden, obgleich das offiziell nicht seine Aufgabe war.
Nach seinem Herzanfall hatte Carlo Mauro versprochen, weniger zu arbeiten und sich mehr auszuruhen. Aber hin und wieder brauchte er die Beschäftigung in der Küche, das wusste Felicia, und außerdem hatten sie am Vormittag Zeit für ein Gespräch zwischen Vater und Tochter.
„Du bist heute aber früh dran, selbst für deine Verhältnisse“, sagte sie und gab ihm einen Kuss.
„Heute Morgen beim Aufwachen hatte ich das Gefühl, ich könnte die ganze Welt erobern. Und so kam ich herunter, um wenigstens schon einmal das Gemüse in Angriff zu nehmen“, sagte er und lachte.
„Ich freue mich zu sehen, dass du bald wieder der Alte sein wirst.“
„Ein Mann ist nie zu alt, um nicht das Leben zu lieben, mein Kind.“
Felicia stellte den Herd an. Wie ihre beiden Eltern kochte auch sie ausgezeichnet. Die Mauros gehörten zu den Familien mit großer kulinarischer Tradition, und „Carlo’s“ war das beste italienische Restaurant in San Francisco.
Felicia konnte beinahe alles zubereiten, aber ihre Spezialität waren raffinierte Desserts. Als Erstes musste sie überprüfen, ob die bestellten frischen Früchte auch angeliefert worden waren. Je nach Jahreszeit verwendete sie unterschiedliche Früchte für ihre Desserts und ihre Obsttorten mit Kiwi, Blaubeeren, Erdbeeren, Brombeeren und Pfirsichen waren berühmt.
Felicia wollte gerade den Teig vorbereiten, als jemand an die Hintertür klopfte.
„Erwartest du noch eine Lieferung?“
„Nein, die Bestellungen sind schon alle gekommen.“ Carlo wischte sich die Hände an der Schürze ab, schob den Riegel zurück und öffnete die Tür einen Spalt. Felicia hörte eine Männerstimme.
„Mr Mauro, ich möchte mit Ihnen sprechen, wenn Sie ein paar Minuten Zeit für mich haben. Mein Name ist Louie.“
Der Name sagte ihr nichts, aber wer es auch immer war, er sprach mit einem New Yorker Akzent wie ihr Vater.
„Kennen wir uns?“, fragte Carlo
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