Tiffany exklusiv Band 0018
auch zurückziehen. Es war besser, sie wichen einander eine Weile aus. Er konnte Bernard an der Bar besuchen und dann vielleicht im Schatten ein Nickerchen machen.
Je mehr Abstand er heute zu Catherine hielt, desto besser.
An diesem Abend stand Catherine um halb acht vor ihrer Zimmertür und lauschte, ob sie Jake drinnen hören konnte. Den ganzen Tag über war sie ihm aus dem Weg gegangen und hatte trotz des schwierigen Beginns eine Menge produktiver Dinge erledigt.
Zuerst hatte sie sich mehr Klarheit über ihre Ziele verschafft. Danach war sie zum Reiten gegangen und hatte endlich den Mut gefunden, ihren Vater anzurufen. Von ihm hatte sie genau das erfahren, was sie hören wollte, nämlich, dass sie gar nicht verheiratet war.
Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass Jake nicht da war, betrat Catherine das Zimmer. Tagsüber hatte sie ihm leicht ausweichen können. Abends würde das schwieriger sein. Bestimmt kam er in den Speisesaal, und sie war schon so hungrig, dass sie das Essen nicht mehr aufschieben konnte.
Nachdem sie schnell geduscht und sich umgezogen hatte, ging sie zum Hauptgebäude. Die Reggae-Musik wurde immer lauter. Es gefiel ihr, dass es an zwei Seiten keine Wände gab. Dadurch konnte sie unbemerkt irgendwo eintreten. Da zahlreiche Gäste anwesend waren, bemerkte Jake sie vielleicht gar nicht. Catherine fand einen leeren Tisch ziemlich weit außen und ging schnell hin.
Sehr bald entdeckte sie Jake. Er saß zwei Ebenen tiefer in der Nähe der Tanzfläche und applaudierte der Band. Und da er dem Buffet den Rücken zuwandte, wollte sie das ausnützen.
Eine Dreiviertelstunde später aß sie den letzten Bissen Käsekuchen. Jake hatte noch immer nicht zu ihr herübergesehen. Jetzt sollte sie in ihr Zimmer zurückkehren. Dann konnte sie im Bett lesen, bis sie ihn hörte, das Licht ausschalten und so tun, als würde sie schlafen. Das war eine sehr gute Idee – bis sie die silikonverstärkte Blondine entdeckte, die sich über Jakes Tisch beugte.
Catherines Verstand sagte: „Geh!“ Trotzdem konnte sie sich nicht bewegen. Also stimmte es doch. Diese Person war gestern Abend hinter Jake her gewesen. Die hatte vielleicht Nerven! In den Augen aller Gäste war Jake ein verheirateter Mann auf Hochzeitsreise! Diese Frau war schlicht und einfach unverschämt! Catherine musste sich gewaltig zusammennehmen, um nicht schnurstracks hinzugehen und ihr einen gewaltigen Tritt in den Hintern zu geben.
Und dann stand Jake auch noch auf und folgte der Silikon-Puppe auf die Tanzfläche! Als die Frau ihre prallen Rundungen gegen seine Brust presste, schmiss Catherine die zerknüllte Serviette auf den Tisch, warf noch einen letzten Blick auf die beiden und verließ den Speisesaal. Auf dem Weg zum Strand trat sie nach allem, was ihr vor die Füße kam.
Der Reggae verfolgte sie bis zum Meer hinunter. Der langsame, gleichbleibende Rhythmus berührte eine Saite in ihr so stark, dass sie verwirrt nach Luft rang. Sie sank in einen Liegestuhl, schloss die Augen und sah Jake und diese Frau vor sich.
Während sie die Schläfen massierte, versuchte sie, vernünftig zu denken. Warum sollte er nicht mit einer anderen tanzen? Er war nicht ihr Ehemann. Er war nicht ihr Liebhaber. Er war ja nicht einmal ihr Freund! Warum störte es sie trotzdem? Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie glatt angenommen, eifersüchtig zu sein.
Langsam öffnete sie die Augen, blickte auf das vom Mond beschienene Meer und fühlte sich beim Klang der Steeldrums traurig und einsam. Eine warme Brise hob das Haar von ihrem Nacken und den Schultern und jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Als sie am Nachmittag von ihrem Vater erfahren hatte, dass sie nicht Mrs Miller war und es auch nie sein würde, hatte sie sich erleichtert gefühlt. Jetzt, so allein am Strand, kam sie sich einsam und verloren vor.
Und wieder sah sie T.J. in seinem Frack vor sich, wie er wertlose Schwüre von sich gab. Und sie erlebte noch einmal Zorn, Verrat, Verlegenheit und Schock. Aber ein Gefühl fehlte, wie sie schon am Vorabend festgestellt hatte – der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen.
Zornig über ihr albernes Verhalten, sprang sie auf und wollte zu ihrem Zimmer zurückkehren. Statt am Strand entlangzugehen, folgte sie dem Weg, der an den Gebäuden vorbeiführte, und ermahnte sich unterwegs, daran zu denken, dass das ganze Leben noch vor ihr lag. Darauf musste sie sich konzentrieren. Es war höchste Zeit, T.J. zu vergessen und einen neuen Plan
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