TIFFANY EXKLUSIV Band 02
übernehmen wir das Kerrigan in jedem Fall, und Sie gehen leer aus.“
Sofort erhob sich im Raum ein empörtes Gemurmel. Alle redeten durcheinander. Robert hätte Monica am liebsten erwürgt. Schon als sie sich heute Morgen in der Lobby getroffen hatten, herrschte eine unbehagliche Spannung zwischen ihnen. Monica war wütend, weil er sie versetzt hatte, und wartete nur auf die Gelegenheit, ihren Ärger loszuwerden.
„Bitte, meine Damen und Herren“, rief Robert beschwichtigend, „glauben Sie mir, dass Winchester Hotels einen fairen Handel möchte.“ Er warf Ruthie einen Blick zu, der um Vertrauen bat, um eine Chance, alles zu erklären. „Wir machen Ihnen ein äußerst großzügiges Angebot und hoffen, dass Sie es in Erwägung ziehen werden. Es gibt keine geheimen Absprachen, und Sie brauchen nichts zu befürchten.“
Ruthie schnaubte verächtlich. „Mr. Ehrenwert hat gesprochen.“
„Wir sollten uns anhören, was die beiden vorzutragen haben“, mischte sich Henry Sinclair ein. „Bitte beruhigt euch und lasst uns weitermachen.“
Robert war kein eiskalter Typ, dem Verhandlungen dieser Art Spaß machten. Diesmal kam noch dazu, dass er eine Frau, die er vor wenigen Stunden noch geküsst hatte, in die Defensive brachte. Nicht dass sich Ruthie einschüchtern ließ. Sie ignorierte ihn weitgehend, und als es an die Details ging, war sie eine ihm vollkommen ebenbürtige Kontrahentin. Sie stellte kluge Fragen, wies auf einige Punkte hin, die er gar nicht bedacht hatte, und wenn ihre persönliche Situation nicht so kompliziert gewesen wäre, hätte es ihm direkt Spaß gemacht, mit ihr zu diskutieren. Er bewunderte ihren Scharfsinn und ihre Schlagfertigkeit. Celeste war ebenfalls jemand, mit dem man rechnen musste. Sie war intelligent und kannte das Geschäft. Henry Sinclair dagegen hielt sich zurück, und der Rest der Familie hörte nur zu, ohne sich einzumischen.
Robert war beeindruckt von Ruthie. Und er begehrte sie, selbst wenn sie scharfe Antworten gab und ihn ansah, als wolle sie ihn vergiften. Er spürte, dass seine heile, langweilige Welt durch diese Frau innerhalb von vierundzwanzig Stunden auf den Kopf gestellt worden war.
Ruthie musste sich während des ganzen Meetings extrem zusammenreißen, um nicht laut zu schreien. Sie hätte Robert am liebsten etwas an den Kopf geworfen. Vielleicht einen dieser Blumentöpfe, die im Konferenzraum herumstanden?
Stattdessen ballte sie die Fäuste und hörte sich an, wie sich die Winchester-Kette den Ruin der Sinclair-Familie vorgestellt hatte. Danach nahm sie all ihren Grips zusammen, um Roberts Argumente eins nach dem anderen zu zerpflücken.
Sie durften Kerrigan Towers nicht verlieren.
Es war undenkbar, dass das Kerrigan irgendwann einmal nicht mehr von einem Sinclair geleitet wurde. Sie hatten den schönen alten Kasten nicht umsonst Generationen über bewirtschaftet. Wenn er von einer Hotelkette übernommen wurde, würde er kaputt renoviert werden und jeglichen Charme, jegliche Individualität verlieren.
Ruthie sah in die Runde, um herauszufinden, was die übrigen Familienmitglieder über das Angebot dachten. Henry und Elise wirkten einfach nur verblüfft. Tante Lila schaute abweisend, doch Ruthie hatte gesehen, wie die Augen der alten Dame zu funkeln begannen, als Zahlen genannt wurden. Ebenso Denise und Chuck. Celeste dagegen bildete mit Ruthie ein Bollwerk. Tante Flossie zählte sowieso nicht. Sie wühlte zufrieden in ihrer großen Taschen. Wer wusste schon, was sie noch alles abgeräumt hatte?
Das hieß also, Tante Lila, Denise und Chuck waren unsichere Kandidaten. Die anderen nicht. Entfernte Verwandte und Ruthies heiratslustige Mutter hielten zu wenig Anteile, um ins Gewicht zu fallen. Wenn es ihr gelang, die anwesenden Sinclairs davon zu überzeugen, dass ausharren besser war als verkaufen, hatten sie eine echte Chance, das Unheil abzuwenden.
Es war nicht nur das Gebäude, an dem sie hing. Fast alle Kindheitserinnerungen hatten irgendwie mit dem Kerrigan zu tun. Vor allem nach dem Tod ihres Vaters war Ruthies Beziehung zu dem Hotel noch enger geworden.
Ihre ersten Geburtstagspartys hatten im Spielsalon des Hotels stattgefunden. Man sagte, sie habe ihre ersten Schritte draußen im Garten beim Swimmingpool gemacht. Ihr Vater habe sie geschnappt, ehe sie ins Wasser plumpsen konnte.
In den Sommerferien war sie ein ständiger Gast in der Küche gewesen. Zuerst nur, um Süßigkeiten zu schnorren, später dann, um dem Koch zuzuschauen und von ihm zu
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