TIFFANY EXKLUSIV Band 02
eine ganz andere.“ Robert winkte dem Kellner und bestellte noch einen Drink.
Sie lachte amüsiert. „Immerhin ist es kein Verlobungsring. Was halten Sie davon, wenn wir ausprobieren, ob wir zusammenpassen?“
„Normalerweise finden Paare das heraus, indem sie zusammen ausgehen, sich einen Film im Kino angucken oder gemeinsam kochen.“
„Ich verschwende meine Zeit nicht mit einem Mann, der im Bett nicht mein Fall ist.“
Robert nahm dem Kellner das Glas, das er brachte, einfach aus der Hand und trank einen großen Schluck.
„Ich habe Sie tatsächlich überrascht.“ Monicas nachsichtiges Lächeln machte ihn wütend. „Hören Sie, Robert. Ich muss noch ein paar Telefonate erledigen. Danach werde ich ein Schaumbad nehmen. Trinken Sie noch was, lassen Sie sich Zeit und kommen Sie, wenn Ihnen danach ist. Meine Zimmernummer steht auf dem Schlüsselanhänger.“
„Monica …“, begann er, als sie aufstand und ihre Handtasche nahm.
„Sagen Sie jetzt nichts“, hauchte sie. „Sie könnten es später bereuen.“
Trotz der Einladung in ihrer Stimme klang noch etwas anderes mit. Eine versteckte Drohung? Schlaf mit mir, oder ich sorge dafür, dass du gefeuert wirst?
„Wir sehen uns später“, sagte sie und beugte sich vor, um ihn kurz zu küssen. „Enttäuschen Sie mich nicht.“
Eine halbe Stunde später hatte Robert bereits den nächsten Drink gekippt, doch er wusste immer noch nicht, wie er sich aus der Affäre ziehen sollte. Monicas Einladung würde er auf keinen Fall annehmen. Schon deswegen nicht, weil er ihren Vater sehr schätzte. Er war seit acht Jahren Roberts Chef. Frisch von der Uni kommend, mit Ideen, aber ohne Erfahrung, war Robert dankbar gewesen für die Chance zu lernen und bald Verantwortung zu übernehmen. Er konnte zurückblicken auf erfolgreiche Jahre, in denen es ihm gelungen war, dazu beizutragen, Winchester Hotels zu einer der am schnellsten wachsenden Hotelketten des Landes zu machen.
Seine Eltern waren mit seiner Karriere zunächst nicht einverstanden gewesen. Konnten nicht verstehen, warum er North Carolina und seine Familie, zu der noch fünf Geschwister zählten, verließ, um in New York sein Glück zu machen. Doch die Autoreparaturwerkstatt seines Vaters interessierte Robert nicht. Er war abenteuerlustig und träumte von größeren Dingen.
James Winchester, sein Boss, hatte seine Qualitäten erkannt und förderte ihn. Das konnte er ihm nicht vergelten, indem er mit Moncia, Daddys „kleinem Engel“, ins Bett ging.
Den „kleinen Engel“ allerdings zu versetzen bedeutete keine geringe Gefahr. Vor allem machte Robert das Meeting morgen früh zu schaffen. Er war hier, um, zunächst geheim, zu sondieren, ob das noble Kerrigan Towers in die Winchester-Hotelkette passte. Falls es Monica jedoch einfiel, morgen früh die beleidigte Primadonna zu spielen, würde sie die Sinclairs, denen das Hotel gehörte, verprellen. Noch wusste die Familie nichts von der geplanten Übernahme.
Robert seufzte und stand auf. Länger hier herumsitzen ging nicht. Er legte Trinkgeld auf den Tisch und verließ langsam die Lounge. Draußen in der Eingangshalle war kein Mensch. Robert blickte sich aufmerksam um. Er hatte genug Erfahrung, um rasch zu beurteilen, ob ein Hotel ordentlich geführt wurde oder nicht. Der blassblaue Teppich in der Lobby war sauber, aber abgenutzt. Der Stuck an der Decke war vergilbt und wies einige Sprünge auf, die notdürftig geflickt waren. Die Wände hätten einen neuen Anstrich vertragen können, und der nostalgische Aufzug ächzte und knarrte. Höchste Zeit außerdem, die altmodischen Zimmerschlüssel durch elektronische Karten zu ersetzen. Robert erinnerte sich an die beiden peinlichen Objekte in der Tasche seines sportlichen Sakkos.
Kerrigan Towers war ein Nobelhotel, aber nicht mehr top in Schuss. Also reif für eine Übernahme durch Winchester Hotels. Robert hatte vor, diese Übernahme in die Wege zu leiten.
Vorher wollte er sich jedoch unauffällig noch ein wenig umsehen. Die Eingangshalle war menschenleer. Robert wusste, wo er hinschauen musste, wollte er etwas über das Management erfahren. Die Küche gab Aufschluss über vieles. Er hatte schon einige Luxushotels besucht, in denen er Küchenherde vorfand, die dreckiger waren als ein Herd in einem Schnellimbiss.
Da er sich bisher nicht vorgestellt hatte, konnte er die Sinclairs kaum um eine offizielle Tour bitten. Bis zum Meeting morgen früh musste er unerkannt bleiben. Jetzt war es kurz nach Mitternacht.
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