TIFFANY EXKLUSIV Band 04
leid, dass ich dich belästigt habe. Ich hätte nicht anrufen dürfen. Einen Moment lang habe ich mich wohl von der Erinnerung an die Vergangenheit mitreißen lassen. Es war nett, dich wiederzusehen. Ich habe nur gehofft … na ja, egal. Es wird nicht wieder vorkommen. Mach’s gut.“
Jamie wollte protestieren, aber er hatte schon aufgelegt.
3. KAPITEL
Der Ton des Wählzeichens drang fast störend an Jamies Ohr. Voller Enttäuschung und Hass auf sich selbst warf sie das kabellose Telefon auf ihr Sofa. „Jamie Lynn, warum bist du nicht mitgegangen?“, fragte sie sich laut. „Weil ich …“
Es klingelte wieder.
Verblüfft und mit rasendem Puls suchte Jamie in den Kissen nach dem Hörer und fand ihn erst beim vierten Klingeln. „Hallo? Kell? Es tut mir leid. Ich …“
„Jamie? Hier ist Dr. Hampton. Geht es Ihnen gut? Sie sind so atemlos.“
„Dr. Hampton? Oh, hallo. Nein, es geht mir gut.“ Die Enttäuschung war fast zu viel für sie. Es war nicht Kell. Natürlich nicht. Warum sollte er sich noch eine Absage einhandeln? „Habe ich eine Sitzung vergessen?“
„Nein, nein. Wir müssen eine festlegen, wenn Sie sich erinnern. Ich sagte Ihnen, ich würde Sie am Anfang der Woche anrufen. Wissen Sie noch? Und heute ist Montag.“
„Ich weiß, welcher Wochentag heute ist, Dr. Hampton. Meine Orientierung, was Ort und Zeit angeht, ist lückenlos.“
„Aber natürlich, Jamie.“
Und da ging es ihr auf. Er hatte recht – heute war Montag. Warum war Kell also nicht auf seiner Basis? Wieso hatte er Zeit, an den Strand zu fahren? Das ergab einfach keinen Sinn. Er nahm sich nie frei. Jamie runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte hier nicht.
„Jamie?“
„Oh, entschuldigen Sie, Dr. Hampton. Wann wollten Sie mich sehen?“
„Das hängt von Ihnen ab. Hatten Sie schon eine Gelegenheit, mit Mr. Chance zu sprechen?“
„In gewisser Weise. Ich meine, ich bin ihm zufällig gestern am Flughafen begegnet. Und er hat mich gerade eben angerufen.“
„Oh. Das erklärt, warum Sie glaubten, dass ich Kell wäre.“
Ertappt. „Ja, Entschuldigung. Aber unser Gespräch verlief nicht besonders gut. Wie üblich.“
„Das tut mir leid. Ich nehme an, wir konnten nicht erwarten, dass es gleich beim Start des Rennens ein Kinderspiel sein würde.“
Jamie hob erstaunt die Augenbrauen. Was für eine seltsame Ausdrucksweise! Es war wirklich Montag. „Nein, das konnten wir wohl nicht.“
„Darf ich fragen, weswegen es nicht gut verlief?“
„Klar. Sie sind schließlich derjenige mit der Zulassung.“ Sie fragte sich, warum sie sich bei Dr. Hampton ständig in der Defensive befand.
„Sie sind wieder in der Defensive, Jamie.“
Sie atmete heftig aus. Dem Mann entging aber auch gar nichts. „Ich weiß. Irgendwie scheine ich bei Ihnen nicht anders zu können.“
„Entspannen Sie sich, und lassen Sie mich helfen. Wir machen am besten einen Termin ab. Wie wäre es mit nächsten Donnerstagnachmittag?“
Als ob sie etwas anderes zu tun hätte! „In Ordnung.“
„Gut. Das gibt Ihnen weitere drei Tage, um mit Mr. Chance zu reden. Legen Sie sich inzwischen einen Plan zurecht. Seien Sie aktiv in dieser Sache. Setzen Sie sich Ziele, damit Sie sehen können, ob Sie Fortschritte machen. Ich denke, das wird Ihnen helfen.“ Dr. Hampton hielt inne. Als er wieder sprach, klang seine Stimme väterlich freundlich. „Ich würde Sie nicht bitten, es zu tun, Jamie, wenn es nicht wichtig wäre. Ich bin zwar nur Ihr Therapeut, aber ich habe Sie auch sehr gern. Sie sind eine wunderbare junge Frau mit einer glänzenden Zukunft. Ich war immer stolz darauf, Sie zu meinen Studenten zu zählen … und jetzt hoffentlich zu meiner Kollegin und Freundin.“
Sie spürte, wie es ihr die Kehle zuschnürte vor Rührung. So hatte Dr. Hampton noch nie zu ihr gesprochen. „Danke“, brachte sie nur erstickt hervor.
„Gern geschehen.“ Dann wurde er wieder sachlich. „Ist es Ihnen immer noch recht, sich mit Mr. Chance zu treffen?“
Nein, dachte sie. „Ja, aber wissen Sie, er scheint wegen irgendetwas sehr bedrückt zu sein, Dr. Hampton. Ich möchte ihn nicht für meine Zwecke benutzen, wenn er selbst Probleme hat.“
„Das ist anerkennenswert, Jamie. Aber Sie nutzen ihn ja nicht aus, nur weil Sie ihm zuhören und ihm eine Freundin sein wollen. Warum setzen Sie sich das nicht als Ziel? Seien Sie einfach seine Freundin. Sie werden ihm vielleicht sogar helfen können mit seinem Problem. Immerhin sind Sie ein Profi.“
„Ja, sicher. Danke
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