TIFFANY EXKLUSIV Band 04
Wahrscheinlich würdest du eine ganze Menge an mir nicht wiedererkennen.“
Jamie spürte wieder die gleiche Angst wie in dem Moment, als Dr. Hampton sie gefragt hatte, was sie tun würde, wenn Kell sich änderte. Instinktiv suchte sie nach einem harmloseren Gesprächsthema. „Und warst du mit deinem Freund Jeff in geheimer Mission unterwegs, als er verwundet wurde?“
„Du weißt, dass ich nicht sagen darf, ob ich dabei war und ob es überhaupt eine solche Mission gegeben hat.“
Was natürlich bedeutete, dass sie richtig getippt hatte. Aber die ungewohnte Traurigkeit in seiner Stimme beunruhigte sie: „Kell, bist du okay?“
„Ja, mir geht’s gut.“
„Du klingst aber nicht so.“ Gestern war er ihr dünner erschienen. Sein gut aussehendes Gesicht war schmaler und kantiger als früher, und jetzt fiel ihr auch ein, dass sein Gang seltsam steif gewesen war. Um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, wechselte sie das Thema. „Bist du denn immer noch die Nummer eins in Mac Dill?“
Er belohnte sie mit noch einem Lachen, das sie so gut kannte und liebte. Unbewusst streichelte sie den Hörer in ihrer Hand, als ob sie so Kells glatt rasiertes Kinn und seine Wangen spüren könnte. „Ironischerweise“, sagte er, „bin ich es jetzt sogar noch mehr als vorher, wie es aussieht. Und wie ist es mit dir, Dr. Winslow? Ich bin wirklich sehr stolz auf dich. Was man mir gestern wohl nicht unbedingt ansehen konnte, was?“
„Ach, vergiss es, Kell. Wir haben uns beide unreif benommen. Wahrscheinlich war es der Schock des Wiedersehens. Es macht nichts.“
„Schön, aber es tut mir trotzdem leid. Wirst du eine Praxis eröffnen?“
Jamie atmete heftig aus. Wann würde sie allen die Wahrheit sagen können? „Nein, nicht sofort. Warum? Brauchst du eine Therapeutin?“
„Man hat es mir jedenfalls schon öfters geraten.“
Jamie lachte. „Das kann ich mir vorstellen.“ Aber sie wusste natürlich, dass die Männer der Spezialkommandos regelmäßig psychologischen Tests unterzogen wurden, weil ihre Arbeit ausgesprochen nervenaufreibend war.
„Wie kommt es, Jamie, dass es keinen neuen Mann in deinem Leben gibt?“
Das war kein gutes Thema, aber Kell hatte nur freundlich geklungen. „Woher willst du wissen, dass es keinen gibt? Ich könnte ja trotzdem weiter meinen Mädchennamen benutzen.“
„Das stimmt.“
Sie lächelte. „Ich kann dir nichts vormachen, was?“
„Ich fürchte, nein.“
Und danach schien das Gespräch ins Stocken zu geraten. Jamie fiel nichts ein, was sie sagen könnte, und Kell blieb auch stumm und wartete. Sie fragte sich, warum er eigentlich angerufen hatte. „Bist du verheiratet, Kell?“, platzte sie plötzlich heraus.
„Ach, was. Die Heiratslust hast du mir ein für alle Mal ausgetrieben.“
Und wieder setzte unbehagliche Stille ein.
„Sieh mal, Jamie“, sagte Kell dann abrupt. „Wollen wir zusammen etwas trinken gehen oder vielleicht an den Strand fahren, wenn du keine anderen Pläne hast?“
Er bat sie, mit ihm auszugehen? „Nein.“
„Was heißt hier nein? Du hast keine anderen Pläne, oder willst du nicht mitkommen?“
Er war immer so direkt, und er gab ihr die Gelegenheit zu dem Treffen, das Dr. Hampton ihr so dringend empfohlen hatte. Jamie fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Plötzlich kam es ihr schäbig vor, ihn für ihre Zwecke zu benutzen. Besonders da er doch so deprimiert war.
„Hallo? Jamie?“
Sie zuckte zusammen. „Oh, entschuldige, Kell. Ich bin nur überrascht, mehr nicht.“
„Aber was sagst du?“
Er schien wirklich mit ihr reden zu wollen. Das war richtig beängstigend, so wenig sah es Kell ähnlich. Jamie schluckte nervös. Warum war sie in Gesprächen mit Patienten so gut, aber so ungeschickt in ihrem eigenen Leben? „Nein, Kell. Ich kann nicht mit dir ausgehen. Ich möchte, aber ich kann nicht.“
„Kannst du nicht, oder willst du nicht?“ Seine Stimme verriet keine Gefühlsregung.
Jamie stöhnte innerlich auf. Sie wollte ihn nicht abweisen. Sie wollte sich mit ihm treffen, aber sie hatte Angst, dass es aus den falschen Gründen geschehen würde. Wenn Kell ernsthafte Sorgen hatte, dann verdiente er, dass sie ganz aufrichtig zu ihm war. „Ich kann nicht. Es tut mir ehrlich leid.“
Die Stille, die folgte, zeigte Jamie, dass er diese Antwort nicht erwartet hatte. Gerade als sie ihre Meinung ändern wollte, sagte er: „In Ordnung. Wenn du nicht kannst, kannst du eben nicht. Es tut mir
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