TIFFANY EXKLUSIV Band 05
wird schon wieder, wenn du erst angefangen hast, mich ernst zu nehmen, dachte er. Er schaute auf seine Uhr. Bill und Walt würden sie in einer Stunde in der Firma treffen. „Nein“, behauptete er so unbekümmert wie möglich. „Es ist nur mein Knöchel. Er tut ein bisschen weh.“ Das stimmte nicht, aber es war eine nette kleine Lüge, um ihr Mitgefühl zu wecken.
Laura verschränkte die Arme vor der Brust. „Kyle, du bist doch nicht etwa ein Hypochonder, oder? Sicher, dein Knöchel war wirklich verstaucht …“
Wie hatte er nur vergessen können, dass Laura nie auf die Mitleidsmasche hereinfiel? „Nein, ich bin kein verdammter Hypochonder“, entgegnete er brüsk. „Können wir endlich gehen?“
„Selbstverständlich“, erwiderte sie und schnappte sich ihre Handtasche.
Er legte Laura die Hand auf den Rücken und führte sie zu seinem Wagen. „Du gehörst aber doch hoffentlich auch nicht zu den Menschen, die einem nie glauben, dass man krank ist.
Wenn du verheiratet wärst und dein Mann hätte eine Grippe, würdest du ihm doch wohl eine heiße Tasse Tee nicht vorenthalten, oder?“
Ein rätselhaftes Lächeln umspielte ihre Lippen. „O nein! Wenn er dafür sorgt, dass die Katze nicht auf dem Bett schläft, falls sich herausgestellt haben sollte, dass ich allergisch gegen Katzenhaare bin.“ Nachdem sie in den Wagen gestiegen waren, sagte sie: „Wieso ist es eigentlich so wichtig, dass ich heute bei Harris Associates auftauche? Schwörst du, dass es keine Überraschungsparty geben wird?“
„Ich schwöre es.“
Laura schnippte mit den Fingern. „Ich hab’s!“
„Was hast du?“
„Ich weiß, was passieren wird. Ich werde dort ankommen, und alle werden so tun, als sei ihre Arbeit in totaler Unordnung, seit ich weg bin. Dann werde ich mich so sehr gebraucht fühlen, dass ich nicht widerstehen kann, den Job wieder aufzunehmen.“
„Nein. Ehrlich gesagt läuft alles bestens, seit du gegangen bist.“
„Oh.“ Sie sah aus dem Fenster.
„So meine ich das nicht. Das sollte nur heißen, dass ich besonders hart gearbeitet habe, um alles, was anlag, zu schaffen. Außerdem klingt das wie aus einer Folge von ‚Drei Jungen und drei Mädchen‘. Ha, es kommt sogar aus einer Folge. Und zwar aus der, in der alle so tun, als kämen sie nicht zurecht, damit Alice, die Haushälterin, bleibt.“
„Ich wusste gar nicht, dass du ein Fan der Serie bist“, entgegnete sie trocken.
Sie fuhren auf den Parkplatz von Harris Associates. Als Kyle sie durch den Haupteingang führte, schaute Laura sich misstrauisch um und wartete trotz aller Beteuerungen seinerseits auf die Überraschungsparty.
Sie gelangten in den Korridor, von dem die Büros abgingen, und Kyle nahm sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. Doch Laura klopfte bereits an die Tür von Harris’ Büro und öffnete sie.
In dem Raum saßen Harris, Walt und Bill.
„Hallo, Leute. Lange nicht gesehen.“ Laura drehte sich verwirrt zu Kyle um.
„Laura“, begann Kyle und nickte seinem Chef und den beiden anderen Männern zu. „Dank deines Berichtes und meiner nachfolgenden Auswertung werden wir New Horizon übernehmen.“
Ihre Miene drückte noch immer völlige Verwirrung aus. Aber das war ja klar. Sie hatte Zweifel an ihm gehabt, und er hatte ihr bewiesen, dass diese Zweifel unbegründet waren. „Tja, Freunde, das ist ja großartig. Kommt jetzt einer von Ihnen in die Firma?“
„Eigentlich nicht“, meinte Walt und zupfte seine rote Krawatte zurecht. „Kyle erzählte uns, Sie würden die Vizepräsidentin unserer Abteilung werden.“
Sie sah zu Kyle, der den Kopf schüttelte.
„Hast du mich hierhergebracht, um mir meinen alten Job wieder anzubieten?“
„Ich finde das ungeheuer romantisch“, meldete sich Walt zu Wort. „Sie kriegt Ihretwegen Ausschlag, und Sie besorgen ihr einen miesen Job.“
Kyle deutete zur Tür. „Raus, und zwar alle!“, befahl er.
Die drei Männer beeilten sich, den Raum zu verlassen. Nur Laura blieb fassungslos zurück.
„War das dein großes Geheimnis? Kyle, ich brauche keinen Job, weil ich nämlich schon einen habe. Ich bin gerührt, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast.“ Sie setzte sich in einen der Ledersessel. „Im Grunde genommen bin ich ein wenig beleidigt, dass du es mir nicht zugetraut hast, allein einen Job zu finden, und sogar die Firma umstrukturiert hast, damit ich wieder eine Stelle habe.“
Er presste die Lippen zusammen, und sein Blick wurde kühl. Nun, sie würde das
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