TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Fragen geben und jede Menge Mitleid … und heimliche Schadenfreude über meinen Sturz.“
„Unsinn.“ Stuart wühlte in den Tüten. „Wir gehen zu der Party. Die versäume ich um keinen Preis der Welt. Erst kommt das Gesicht an die Reihe.“
Nora hielt es für das Beste, auf Ellie und Stuart einzugehen. Solange die beiden sich der Schönheitspflege widmeten, hatten sie keine Zeit, auf den Grund ihres Elends vorzudringen.
Stuart klatschte ihr eiskalte Creme ins Gesicht, und alle Gedanken an Pete wurden vom Geruch faulenden Obstes vertrieben. „Was ist das?“, fragte Nora und bemühte sich, nicht durch die Nase zu atmen.
„Graf Rudolfos Wundermaske“, erklärte Stuart. „Das europäische Geheimnis zarter Haut. Bei dem Preis sollte es allerdings besser riechen.“ Er tauchte den Finger in die grüne Paste und verstrich sie auf Noras Kinn.
Graf Rudolfo war ein Kosmetikladen zwischen den teuren Boutiquen am Union Square. Nora hatte ihn schon oft gesehen, sich aber nicht um die Versprechungen einer „völlig neuen Persönlichkeit“ und einer „unwiderstehlichen Haut“ gekümmert.
„Genau das brauchst du“, stellte Ellie fest.
„Extrakt aus tropischen Früchten“, las Nora von der Packung ab. „Ananas, Guaven, Mangos. Klingt nahrhaft. Wenn es im Gesicht nicht wirkt, kann ich es auf ein Brötchen streichen.“ Sie rückte das Handtuch, das sie um den Kopf geschlungen hatte, zurecht und schloss die Augen.
„Du wirst dich wie neu fühlen“, fuhr Ellie fort. „Dann wirst du ausgehen und Männer kennenlernen wollen. Merke dir meine Worte. In einigen Wochen wirst du nicht mal mehr wissen, wie Pete aussieht.“
Nora warf Ellie einen Blick zu. „Und wenn ich keine Männer kennenlernen will?“
Stuart schüttelte missbilligend den Kopf. „Du lässt dir doch von deiner albernen kleinen Affäre mit diesem Mann nicht dein zukünftiges Glück verderben, oder? Schließlich stand von Anfang an fest, dass ihr zwei nicht zueinander passt. Ellie hätte dich warnen sollen.“
„Das habe ich getan“, versicherte Ellie und wandte sich zu Nora.„Erinnerst du dich an den Waschraum bei Vic’s? Ich habe dir geraten, dich von ihm fernzuhalten.“
„Er ist ein Schuft“, behauptete Stuart.
„Ein elender Schuft“, fügte Ellie hinzu.
Stuart nickte. „Der untersten Stufe. Man muss doch nur sehen, wie er dich ausgenutzt hat, Nora.“
Sie wollte den Mund öffnen, doch die Maske war getrocknet, und sie konnte das Gesicht nicht mehr bewegen. „Er hat mich nicht ausgenutzt.“ Sie formte die Worte nur mit den Lippen. „Er hielt es für ein Spiel zwischen uns. Es war mein Fehler zu glauben, er hätte mich nicht erkannt. Ich kann nicht wirklich …“
„Ihm die Schuld geben?“, fragte Stuart. „Aber natürlich geben wir ihm die Schuld. Ihm ganz allein. Wenn du ihn im Leben nie wiedersiehst, ist das nur gut.“
„Sicher“, bestätigte Ellie. „Es ist mir egal, dass er Sams bester Freund ist. Ich werde nie mehr mit ihm sprechen.“
Mittlerweile war die Maske so hart geworden, dass Nora nicht mehr deutlich sprechen konnte. Sie musste sich schweigend anhören, wie Ellie und Stuart über Pete herzogen, und konnte ihn nicht verteidigen.
Wenn ihre beiden besten Freunde überzeugt waren, diese Beziehung wäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, wie konnte sie selbst dann etwas anderes annehmen?
„Du solltest dir sofort einen neuen Freund suchen“, riet Ellie. „Zögere nicht. Will deine Mutter dich nicht mit einem Chirurgen verkuppeln?“
„Nehmt das ab!“, versuchte Nora zu rufen und zeigte auf die Maske, die mittlerweile hart wie Beton war.
Stuart sah Ellie verwirrt an. „Wie bitte?“
Nora stand auf und verschwand im Bad. Sie brauchte fast fünf Minuten, um Graf Rudolfos Maske zu entfernen und wieder sprechen zu können. Aber sie musste zugeben, dass ihr Gesicht tatsächlich fantastisch wirkte. Mit einem sauberen Handtuch kehrte sie ins Wohnzimmer zurück.
Ellie und Stuart zählten weiterhin Petes Fehler auf. Nora setzte sich zwischen die beiden. „Ich weiß genau, was ihr versucht. Ihr wollt mich dazu bringen, Pete zu hassen. Aber ihr braucht euch nicht zu bemühen. Ich bin über ihn hinweg und denke so gut wie nicht mehr an ihn.“
Sie hatte noch nie gut gelogen und konnte nur hoffen, dass man ihr die wahren Gefühle nicht ansah. Sie wollte keinen Rat und schon gar kein Mitleid. Sie hatte einen Fehler begangen und litt jetzt unter den Folgen.
„Ihr solltet gehen“, sagte sie
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