TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Kyle und ich in derselben Hütte wohnen sollen?“, unterbrach sie ihn kurzerhand.
Rand hielt in seinem Vortrag inne. „In einem Intensivprogramm wie diesem soll das Zusammenleben den Abbau anfänglicher Hindernisse fördern.“
Kyle sah Laura verblüfft an. „Wir sollen uns näher kommen“, erläuterte sie für ihn.
„Wie wissenschaftlich“, meinte er grinsend. Sie erwiderte sein Lächeln, ein wenig erstaunt über ihre plötzliche Kameradschaft.
Die Freude währte nicht lange. „Nur zu, verbünden Sie sich in Ihrer Abneigung gegen mich“, ermutigte Rand sie. „Das ist ein wichtiger erster Schritt. In fünfzehn Minuten müssen Sie im Haupthaus sein. Dort gibt es einen Begrüßungsdrink und anschließend Mittagessen. Danach werde ich Ihnen den Ablauf des Nachmittages erklären.“ Er klopfte auf sein Klemmbrett. „Wie ich bereits sagte, ich brauche Ihre Papiere, Handys und Terminkalender. Außerdem Ihre Autoschlüssel und Brieftaschen.“
„Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie das gesagt haben“, entgegnete Kyle.
Rand wirkte verärgert. „Ich habe es gerade gesagt.“
„Ich habe nicht zugehört. Wieso sollte ich Ihnen meine persönlichen Sachen geben?“
„Es stand in der Broschüre“, erklärte Laura, der Kyles Blick verriet, dass sie nicht so naiv sein sollte, anzunehmen, er hätte sie gelesen. „Es soll Sie davon abhalten, ständig mit den Gedanken bei der Firma zu sein.“
„Und Sie sollen damit auf bestimmte Statussymbole innerhalb des Unternehmens verzichten“, fügte Rand hinzu.
„Ich bin nicht derjenige, der von solchen Zeichen der Macht besessen ist“, entgegnete Kyle trocken.
„Schon gut“, bremste Laura ihn. „Tun wir es einfach.“ Unter normalen Umständen hätte es sie gefreut, dass er sich störrisch gab, während sie zur Zusammenarbeit bereit war. Nur brachte ihr sein Verhalten diesmal keine Vorteile – wenn sie nicht beide kooperierten, würden sie beide ihren Job verlieren.
Kyle war anscheinend noch immer skeptisch. „Woher soll ich wissen, dass Sie nicht ein Betrüger sind, der sich fälschlicherweise als Mitarbeiter von Serene Dynamics ausgibt? Oder jemand, der bloß mein Auto stehlen will?“
Wenn diese Bemerkung von ihr gekommen wäre, hätte Kyle sie damit aufgezogen, dass sie zu viele Krimis gesehen hätte. „Woher wissen wir denn, dass der echte Rand nicht eins auf den Kopf bekommen hat und in einen Schrank gestopft wurde?“, würde er sie necken. Und dann würde Laura einen Schreck bekommen und sich fragen, ob er vielleicht wusste, dass sie im Bett vor dem Einschlafen tatsächlich ab und zu ein paar Folgen einer Krimiserie sah. Sie musste unbedingt ihren Kabelanschluss kündigen. Außerdem musste sie Kyle dringend daran erinnern, dass sie Rand mit ihrer Bereitschaft, sich zu ändern, beeindrucken sollten und nicht mit ihrer Widerspenstigkeit.
„Kyle, meinen Sie vielleicht, ein Betrüger, der auch nur einen Hauch von Selbstachtung hat, würde freiwillig ein solches Hemd anziehen?“
Kyle musste unwillkürlich grinsen.
„Ich brauche Ihren Wagen nicht“, fügte Rand hinzu. „Ich habe selbst einen.“
„Na schön, dann mache ich den Anfang und gebe Ihnen meine Sachen“, verkündete Laura, bevor die beiden Männer sich auf ein neues Geplänkel einlassen konnten.
Sie verstand, dass sie Sachen, die mit dem Job zusammenhingen, abgeben mussten. Das kannte sie aus Filmen. Zuerst nahm man der betreffenden Person sämtliche Symbole der alten Identität. Dann ersetzte man diese durch eine neue Identität, mit neuen Symbolen. Und da sie diese Taktik durchschaut hatte und kannte, würde es bei ihr auch nicht funktionieren.
Nehmt ruhig meinen Terminkalender, dachte sie auf dem Weg zu ihrem Toyota. Aber glaubt ja nicht, dass ihr damit meine Seele bekommt.
„Verdammt!“, rief Kyle, als ein Dornenbusch sein Knie streifte.
„Sie hätten lieber keine Shorts für die Waldwanderung anziehen sollen“, meinte Laura, die sich irgendwo hinter ihm auf dem Pfad befand.
„Vielen Dank für den guten Rat.“
„Können wir einen Moment Pause machen?“
„Sehr gern.“
Er hatte keine Ahnung, wieso er so mürrisch war. Nein, das stimmte nicht. Er kannte den Grund dafür sehr wohl. Erstens waren da all diese idiotischen Regeln, wie zum Beispiel, dass man seine Sachen abgeben musste, auch wenn er Rand sein Radio mit Kopfhörern und zwei Schokoladenriegel vorenthalten hatte. Außerdem fühlte er sich unbehaglich bei der Vorstellung, sich eine Hütte mit Laura zu
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