TIFFANY EXKLUSIV Band 05
befördert werden?“
Da muss es einen Haken geben, dachte Kyle.
„Unter einer Bedingung“, fügte Harris hinzu.
Aha, jetzt kam der Haken.
„Sie beide müssen lernen, als Team zusammenzuarbeiten. Ich weiß, dass Sie es können. Dazu ist es allerdings nötig, dass Sie einige schlechte Angewohnheiten ablegen.“
Was für schlechte Angewohnheiten?, dachte Kyle ironisch. Laura entspannte sich sichtlich. Er hingegen wurde noch nervöser. Wie sollte er denn beweisen, dass er und Laura zu Teamarbeit fähig waren? Selbst wenn sie es lernten, wie sollte er seinen Posten mit jemandem teilen, dessen Auffassung vom Beruf sich so sehr von seiner unterschied?
„Nächsten Donnerstag“, fuhr Harris fort, „fliege ich mit Walt und Bill nach Bellamy Island, um über den Deal zu reden.“
„Wir werden unser bestes Benehmen an den Tag legen“, versprach Laura.
Sprich nur für dich, ermahnte Kyle sie im Stillen. Der Rebell in ihm wollte nicht kooperativ sein. Der wollte seine Turnschuhe anziehen und durch die Nebenstraßen des Büroviertels joggen oder nach Hause fahren und mit dem Jungen von nebenan ein paar Körbe auf dem Basketballfeld seines Apartmentkomplexes werfen. Alles, nur nicht hier sitzen und Harris’ Schoßhund spielen.
Aber das war genau die Einstellung, die ihn dazu gebracht hatte, ständig den Job zu wechseln. Und es war die Einstellung, durch die sein Vater in den besten Jahren zum Hausmann geworden war. Daher gab er sich geduldig, als Harris erklärte: „Sie werden nicht mitkommen. Ich habe arrangiert, dass Sie beide in ein Camp in den Bergen fahren.“
In die Berge? Kyle dachte darüber nach. Spätfrühling in den Bergen mit einer wunderschönen Frau an seiner Seite. Dagegen war nichts einzuwenden. Nur dass diese wunderschöne Frau ihn nicht besonders leiden konnte. Außerdem musste Harris noch triftigere Gründe dafür haben, dass er sie in die Berge schickte.
„Was meinen Sie mit ‚Camp‘?“, wollte Laura wissen.
Kyle war in dem Sommer, als seine Eltern nach Mexiko gereist waren, in einem Ferienlager gewesen. Ein Dutzend Mal war er per Anhalter daraus geflohen, bis er gelernt hatte, das System zu seinem Vorteil zu nutzen. Danach hatte es ihm gefallen, so sehr, dass er im darauf folgenden Sommer wieder hingefahren war, um Bademeister zu spielen, während die weniger Glücklichen mit kleinen Kindern Ausflüge in die Wildnis machen mussten. Würde er es in diesem Fall ähnlich einrichten können? Würde er mit einem kühlen Bier am Pool faulenzen können, während Laura Bastelarbeiten aus Makkaronis anfertigte?
„Es heißt ‚Serene Dynamics‘, was so viel bedeutet wie ‚heitere Gelassenheit‘.“ Harris nahm eine Broschüre und schaute hinein. „Die hat Walt mir dagelassen. Das Camp bietet praktische Anleitungen zum Teamwork.“
„Ist das etwa einer von diesen Orten, wo man über Baumstämme balancieren und Felswände hinaufklettern muss?“ Laura klang entsetzt.
„Und Paintball spielen“, ergänzte Kyle.
„Ich kenne das Programm nicht im Einzelnen“, gestand Harris. „Aber man hat mir versprochen, dass Sie beide dort in weniger als einem Wochenende dazu gebracht werden können, wie eine Person zu denken.“
Laura stellte die Frage, die zu stellen Kyle sich gefürchtet hatte: „Und was ist, falls das nicht geschieht?“
„Sollte dieser Versuch nicht erfolgreich sein, werde ich Sie beide gehen lassen. Ihre Beförderung hängt somit ganz allein von Ihnen beiden ab.“
2. KAPITEL
Die Luft draußen war erfüllt vom Duft blühender Blumen, doch Laura hatte das Wagenfenster hochgekurbelt. Nach jeder Kurve schien sich eine neue malerische Landschaft zu entfalten, an der Laura jedoch nur vorbeiraste. Ihre Reise aus den Vororten Atlantas in die Berge Georgias erinnerte sie an die Reaktion ihrer Nichte auf die impressionistischen Gemälde im städtischen Kunstmuseum. „Ein Boot, ein Berg, ein Garten. Können wir jetzt gehen?“
Die böse Tante Laura hatte die fünfjährige Haley aber noch eine Weile länger durch das Museum geschleift, indem sie ihr für später ein leckeres Eis versprach. Jetzt konnte sie ihre Nichte verstehen. Blumen, Bäume, Natur. Sie hatte es gesehen und könnte getrost wieder nach Hause fahren.
„Arbeiten Sie mit Kyle zusammen, lernen Sie, ihm zu vertrauen, finden Sie heraus, ob Sie beide als Team bestehen können.“
Schön, sie hatte begriffen, was Harris wollte. Wieso konnten sie dann nicht einfach auf dieses Wochenende verzichten und wieder an die
Weitere Kostenlose Bücher