TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Arbeit gehen? Sie hatte keine Zeit für solche albernen Trainingsprogramme. Aber wenn du dir nicht die Zeit dafür nimmst, musst du dir einen anderen Job suchen, rief sie sich ins Gedächtnis. Seit sie Kyle Sanders kennengelernt hatte, gingen ihr ständig solche Gedanken durch den Kopf.
In der Hoffnung, dass Harris seine Meinung noch ändern würde, wenn er merkte, dass sie mit Kyle auskam, war sie die ganze Woche über äußerst freundlich zu ihrem Konkurrenten gewesen. Das war nicht leicht gewesen, da sie ständig darauf achten musste, aufgrund ihrer verrückt spielenden Hormone nicht zu freundlich zu ihm zu sein. Am Ende umarmte sie ihn ständig, so wie ihre Mitstudentinnen früher auf der Uni, ob sie sich nun fünf Minuten oder fünf Stunden nicht gesehen hatten. Dummerweise erinnerte sein freches Grinsen sie jedes Mal daran, dass er keine Studienkollegin war.
Denk an etwas anderes, ermahnte sie sich. Denk daran, wie viel Arbeit noch im Büro auf dich wartet, nachdem du Harris beschwichtigt und dich mit Kyle zusammengerauft hast.
Zusammenraufen. Das war eine unglückliche Formulierung, die ihre Fantasie schon wieder auf Abwege brachte.
Sie stellte sich den Eingangskorb in ihrem Büro vor und ordnete in Gedanken die anstehenden Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit. Langweilige Arbeiten hatten zumindest den Vorteil, dass sich Lauras innere Anspannung schon nach wenigen Minuten legte. Zum ersten Mal seit Harris’ Strafpredigt hatte sie das Gefühl, sich völlig im Griff zu haben. Doch dann tauchte in ihrem Rückspiegel bedrohlich groß ein vertrauter Oldtimer, ein blauer Austin Healey, auf. Sie sah Kyle winken und lächeln, was nicht gerade darauf hinwies, dass er sich seiner fast unanständigen Nähe zum Heck ihres Wagens bewusst war.
Sie würde einfach auch so tun, als bemerke sie es nicht. Auf keinen Fall würde sie mehr Gas geben. Vielleicht sogar eher etwas weniger, nur um nicht zu schnell zu fahren. Noch während sie darüber nachdachte, rauschte Kyle an ihr vorbei, obwohl man hier nicht überholen durfte. Das Letzte, was sie im Rückspiegel sah, bevor er sie hinter sich ließ, waren die hervorstehenden Scheinwerfer seines Wagens. Es war genau das richtige Auto für Kyle, der fest davon überzeugt war, dass er sich dank seines entwaffnenden Grinsens alles erlauben konnte.
Bevor es ihr bewusst wurde, klebte sie mit ihrem Toyota an seiner Stoßstange und sagte sich, dass es keine Möglichkeit gab, ihn zu überholen. Doch im gleichen Moment brauste sie schon an ihm vorbei und betete, dass kein Gegenverkehr kam. Aber die Straße war leer, und zu ihrem Ärger schien Kyle ihr Überholmanöver nicht einmal zu registrieren. Stattdessen sah er aus, als suche er auf dem Sitz nach einer CD.
Einige Minuten später entdeckte Laura ein mit geschmackvollen Schnitzereien verziertes Holzschild mit der Aufschrift „Serene Dynamics“. Die Fahrt zum Haus entsprach ganz den Bildern aus der Broschüre. Herrliche alte Laubbäume und Blumen mit dunkelrosa Blüten säumten die Straße, und die rote Erde hier bildete ein weiteres charakteristisches Merkmal dieser Landschaft. Wie erwartet war die Hütte allerdings um einiges schäbiger als in der Broschüre. Aber sie war auch viel größer, als Laura erwartet hatte. Sie war eindeutig für zwei Personen gebaut.
Kyle hatte ein paar Meter neben ihr geparkt und nahm eine grüne Leinentasche aus dem Wagen. Entweder hatte er noch nicht gemerkt, dass sie sich die Unterkunft teilen mussten, oder es kümmerte ihn nicht. Wieso sollte es auch? Männer mussten sich abends ja auch nicht abschminken, ihre Beine rasieren und sich darum sorgen, ob ihr Po im Pyjama zu dick aussah.
Trug Kyle überhaupt einen Pyjama? Er schien ihr nicht der Pyjama-Typ zu sein. Eher ein Mann, der nur mit seinem Slip bekleidet ins Bett ging. Sofort verdrängte sie die Vorstellung von Kyle im Slip. Sie würde ihm eben ihren Baumwollbademantel leihen und ihre Sportshorts unter dem Baumwollnachthemd tragen. Und einen BH. Sie würde einfach ihre Kleider anbehalten und Kyle dazu bringen, das ebenfalls zu tun.
Sie sah ihn nicht mehr in der kleinen unbefestigten Auffahrt und stellte fest, dass er bereits auf dem Weg in die Hütte war. Von wegen!, dachte sie, sprang aus dem Wagen und holte ihn ein. Bei Kyle konnte bereits ein zwei Sekunden-Vorsprung darüber entscheiden, wer auf der Matratze schlief und wer auf dem Holzfußboden.
In der Hütte wurden sie von einem schlanken Mann in einem purpurfarbenen Polohemd mit dem
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