TIFFANY EXKLUSIV Band 05
der Firma war, für den der Job nicht nur Routine darstellte.
Sie beobachtete Kyle, der gerade den Ball abgab, und dachte, wie wunderbar es sein musste, so sehr mit sich im Einklang zu sein, wie es bei ihm offenbar der Fall war. Seine Bewegungen ließen nicht im Mindesten auf seine seltsame Unbeholfenheit schließen, die dazu führte, dass er sie immer wieder anstieß oder ihr auf die Zehen trat. Dieser Mann fühlte sich unverkennbar wohl in seinem Körper.
„Wie stehen Sie zu der geplanten Übernahme?“, fragte Walt schließlich.
Laura hatte ewig darauf gewartet, dass sich einmal jemand nach ihrer Meinung erkundigte. Aber jetzt, wo sie nur Kyle beobachten wollte, empfand sie es als störend, dass Walt einfach keine Ruhe gab. Sie hörte Kyle jubeln und wusste, dass ihr etwas Drastisches einfallen musste, um ihn aus dem Spiel zu holen. Vielleicht sollte sie ohnmächtig werden. Nein, dann würde sie in die Feuerameisen fallen und höchstwahrscheinlich eine allergische Reaktion bekommen.
Apropos Allergie, dachte sie.
„Sie haben wirklich einen schlechten Zeitpunkt erwischt“, wandte sie sich an Walt. „Ich habe nämlich ganz vergessen, dass ich von Zitrusfrüchten manchmal Ausschlag bekomme. Glauben Sie, dass in den Margaritas echte Zitrone war?“
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf, was nicht besonders viel war. „Dies ist das Bellamy“, erklärte er. „Natürlich werden hier echte Zitronen verwendet.“
„Ich fühle mich schon ein wenig sonderbar.“
„Vielleicht sollten Sie lieber hineingehen.“
Na endlich schluckst du den Köder, schoss es ihr durch den Kopf. „Aber Kyle hat meinen Zimmerschlüssel. Ich sollte ihn wohl besser kurz unterbrechen.“
„Der Portier hat Zweitschlüssel“, beruhigte Walt sie. „Es gibt also keinen Grund, das Spiel zu unterbrechen.“
„Oh, ich möchte dem Portier keine Umstände machen. Ich werde einfach Kyle Bescheid sagen.“ Bevor ich mit purer Willenskraft Pusteln in mein Gesicht zaubern muss, fügte sie im Stillen hinzu.
„Trauen Sie mir etwa nicht zu, Sie sicher zu Ihrem Zimmer zu bringen?“
„Ach nein, das ist es nicht. Nur würde Kyle ein schlechtes Gewissen haben, wenn es mir nicht gut geht und er es nicht erfährt. Ich meine, weil wir doch jetzt eng miteinander verbunden sind.“ Diese Umschreibung wurde den Küssen nicht annähernd gerecht.
Laura ging etwas näher ans Spielfeld heran und beobachtete, wie Bill nach dem Ball hechtete und dabei knapp Kyle verfehlte. Dabei waren die beiden doch in der gleichen Mannschaft. Sie winkte Kyle vergeblich zu.
„Laura? Sie bekommen ja tatsächlich einen Ausschlag von den Margaritas“, stellte er verblüfft fest.
„Ja?“ Sie rieb sich den Hals, fühlte die ersten verräterischen Pusteln und begann sich zu kratzen. „Sie haben recht. Kyle!“, rief sie und winkte noch einmal.
Diesmal drehte er sich zu ihr um. Ein entsetzter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Laura hoffte, dass sie es nicht übertrieben hatte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt – dass Kyle sie wie ein Demonstrationsobjekt auf einem Kongress der Hautärzte betrachtete.
„Laura!“, rief er und hob die Hand, um das Spiel zu unterbrechen.
Sie wusste nicht, ob Bill es mitbekam oder nicht. Harris jedenfalls spielte schnaubend weiter. Er schlug einen Ball übers Netz, den Kyle getroffen hätte, wenn er nicht in Lauras Richtung gesehen hätte. Gerade in dem Bruchteil einer Sekunde, als Kyle sich nicht bewegte, sprang Bill nach dem Ball.
„Pass auf!“, schrie Laura.
Bill landete auf Kyles Knöchel, und das Knacken war sogar in mehreren Metern Entfernung hörbar.
Kyle machte ein verdutztes Gesicht und sackte im Sand zusammen.
6. KAPITEL
Kyle hörte keinen Engelschor singen und sah auch kein Himmelstor. Stattdessen hörte er Wasser plätschern und eine süße Stimme, die Lauras sehr ähnelte. Wo war er?
Die letzten Momente, an die er sich erinnerte, hatte er mit dem Gesicht im Sand verbracht, während sein Knöchel höllisch schmerzte und sich Laura mit rot geflecktem Gesicht über ihn beugte. Doch jetzt schien er in einem weichen Bett zu liegen, mit Kissen um ihn herum und einer Überdecke aus Baumwolle an seiner Wange. Der höllische Schmerz in seinem Knöchel hatte sich inzwischen in ein einigermaßen erträgliches dumpfes Pochen verwandelt.
Mühsam öffnete er die Augen und entdeckte Laura, die in einem verführerischen Strandkleid mit einem Telefon in der Hand im Hotelzimmer auf und ab ging. Ihre noch feuchten
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