TIFFANY EXKLUSIV Band 05

Restaurants oder einer Tankstelle. Er hörte das Klirren von Metall, das raue Lachen eines Mannes und das Piepen eines Computers, der gestartet wurde.
    „Tja, also, ich bin …“
    „Wo? Wo bist du?“, drängte Kyle sie.
    Laura räusperte sich. „Also, ich fürchte, ich sitze im Gefängnis.“

7. KAPITEL
    Laura hatte noch nie einen Strafzettel für Geschwindigkeitsübertretung bekommen. Nicht einmal wegen Falschparkens. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nicht einmal eine Mahnungsgebühr in der Bibliothek für zu spät zurückgebrachte Bücher zahlen müssen.
    Folgendes war passiert: Sie hatte bereits ein Drittel der Strecke nach Hause zurückgelegt, als sie sich entschloss, umzukehren und den Bericht zu holen, bevor Kyle oder Harris ihn lesen konnten. Nein, nicht den Bericht, den konnten sie ruhig lesen. Vielmehr ging es ihr um den Brief, den sie dazugelegt hatte. Also drehte sie mit quietschenden Reifen mitten auf dem zweispurigen Highway um. Etwa eine Meile später wurde ihr klar, wie töricht das war. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, wieso sollte sie nicht damit leben? Sie drehte erneut und fuhr wieder Richtung Atlanta.
    Aber dann überlegte sie, wie feige es war, sich nicht von Kyle zu verabschieden, auch wenn sie sich nicht sicher war, welche Art von Beziehung zwischen ihnen bestand. Nur weil es für sie die schönste Romanze ihres Lebens gewesen war, hieß das noch lange nicht, dass er ebenso empfand. Anzunehmen, dass es für ihn mehr als nur ein kurzes Abenteuer war, erschien ihr höchst unrealistisch. Trotzdem war das kein Grund für sie, sich so zu verhalten. Sie steuerte Rands Wagen auf den grasbewachsenen Mittelstreifen und fuhr wieder Richtung Küste.
    Ausgerechnet dieses verkehrswidrige Wendemanöver sah der Cop. Laura hatte sich immer vorgestellt, dass sie sich mustergültig benehmen würde, sollte sie je von einem Polizisten eines Vergehens beschuldigt werden. Stattdessen stritt sie mit ihm darüber, dass sie nirgends Verbotsschilder gesehen hätte.
    Die Situation wurde noch komplizierter durch die Tatsache, dass sie weder Führerschein noch Zulassungspapiere für den Wagen vorweisen konnte. Und als der Cop dann herausfand, dass der eigentliche Besitzer des Wagens ihr nicht gerade die Erlaubnis zur Benutzung gegeben hatte, wurde sie ohne Umschweife in den Polizeiwagen verfrachtet. Zwischen Theorie und Praxis lagen eben manchmal Welten.
    Der Polizist, ein Mann im Alter ihres Vaters, hatte auf dem Weg zur Polizeiwache nicht mehr mit ihr gesprochen. Er war der schweigsame Typ, genau wie ihr Vater. Wie zum Beweis für das alte Sprichwort, dass Frauen immer ihre Väter heiraten, hatte Lauras Schwester Kate tatsächlich einen wortkargen Mann geheiratet. Er war ein sympathischer Ingenieur, der keine zwei Sätze ohne Mühe hintereinander herausbrachte. Laura hätte geschworen, dass sie ebenfalls diese Sorte Mann mochte, wenn sie sich nicht gerade das Gegenteil bewiesen hätte, indem sie sich in den wortgewandten, charmanten Kyle verliebte.
    Denn verliebt war sie, das ließ sich nicht leugnen. So sehr, dass ihre Gefühle für Kyle ihrem jahrelangen inneren Kampf zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und dem Verlangen, ihre Talente auch einmal woanders auszuprobieren, ein Ende bereitet hatten. Kyle wollte die Position eines Vizepräsidenten bei Harris Associates. Und Laura wollte diesen Posten tief in ihrem Herzen nicht. Sie hatte ihn nur deshalb angestrebt, weil ihr Vater ihr so ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit anerzogen hatte.
    Den überwiegenden Teil des Vormittags hatte sie damit verbracht, mit Kunden von New Horizon zu sprechen und sich ein Bild über das Geschäftsgebaren des Unternehmens zu verschaffen. Dabei hatte sie herausgefunden, dass Walt und Bill zwar viel erzählt, aber wenig gehandelt hatten. Sie verfügten noch immer über einen großen Kundenstamm, doch waren sie ziemlich achtlos mit der Zeit und dem Geld ihrer Kunden umgegangen. Ja, das Unternehmen war die berühmte Katze im Sack, wie Harris es ausgedrückt hatte. Damit befanden Kyle und sie sich wieder genau dort, wo sie angefangen hatten: im Konkurrenzkampf um den gleichen Posten bei Harris Associates.
    Nur hatte Laura sich jetzt entschlossen zu kündigen. Das letzte Dokument in dem Umschlag für Harris war ihr Kündigungsschreiben. Sie stellte sich vor, dass ihr Chef ihren Weggang sicher ein wenig bedauern würde. Andererseits löste sie damit auch einige seiner Probleme. Sorgen machte sie sich nur um Kyle. Sie hatte keine