Tiffany Exklusiv Band 06
Stunden nicht. Und das ertrug er nicht.
„Devin, was willst du?“
„Proben.“ Das war das Beste, was ihm einfiel. Und es stimmte ja auch irgendwie.
„Proben?“
„Richtig.“ Er stieß die Tür auf und ging an ihr vorbei. Es war recht unwahrscheinlich, dass sie sich die Kleider vom Leib reißen und sich in seine Arme werfen würde, aber sie sah auch nicht so aus, als ob sie vorhätte, ihn hinauszuwerfen. Das war immerhin ein kleiner Fortschritt. „Das Fernsehinterview heute Abend – hast du das vergessen?“
„Oh.“ Sie ging zum Bett, setzte sich darauf und lehnte den Kopf ans Kopfteil. Mit einem Finger tippte sie sich an die Lippen. „Hast du Lampenfieber?“
„Natürlich nicht.“
Sie zog eine Braue hoch. „Bist du so zuversichtlich?“
Zweifelte sie etwa an seinen Fähigkeiten? Glaubte sie nicht mehr, dass er die Rolle spielen konnte? Mittlerweile müsste sie es doch wirklich besser wissen. Er konnte Alexander sein. Er konnte alles sein, was sie von ihm verlangte, solange sie zum Schluss nur wollte, dass er Devin war.
Alexander war aalglatt, beherrscht und immer ein wenig arrogant. Das konnte er, Devin, auch sein. Er trat ans Fenster, richtete sich noch gerader auf als gewöhnlich und straffte die Schultern. Dann wandte er sich langsam um.
„Zuversicht ist die letzte Zuflucht der Narren“, zitierte er mit britischem Akzent und verneigte sich höflich wie ein Gentleman alter Schule, ohne den Blick von Sylvia zu lösen. „Und ich versichere Ihnen, Madam, dass ich in Bezug auf Sie ein Narr bin.“
„Sind Sie so sicher, dass Sie mich auf meinem eigenen Terrain besiegen werden?“, zitierte Sylvia weiter.
Sie spielte mit, und er empfand es als ermutigend, dass er ihr ein Lächeln entlockt hatte. Nur schade, dass er erst in Alexanders Rolle schlüpfen musste, um das zu erreichen.
Mit zwei großen Schritten war er bei ihr, nahm ihre Hand und strich ganz leicht mit den Fingerspitzen über ihre Handfläche. Sylvia schloss die Augen, und er spürte förmlich den Kampf, den sie mit sich ausfocht. Er wünschte, er könnte die steile Falte zwischen ihren Brauen wegküssen und den angespannten Zug um ihren Mund.
Stattdessen kniete er sich aufs Bett. Als sie die Augen öffnete, streckte er die Arme aus und zog sie an sich. Das Lächeln, mit dem sie sich an ihn schmiegte, war schüchtern, fast dankbar. Er hätte den ganzen Tag so sitzen können. Es fühlte sich schlichtweg herrlich und richtig an, sie so zu halten. Sie gehörte zu ihm. Er hatte es von Anfang an gewusst. Jetzt musste er nur noch einen guten Weg finden, es auch ihr klarzumachen.
„Sylvia“, murmelte er und strich mit den Lippen über ihre Schulter, in einer stummen Bitte, ihm zu sagen, was sie quälte, und seine Hilfe anzunehmen.
Sie zitterte und schmiegte sich noch fester in seine Arme. Er küsste ihren Scheitel, atmete den frischen Duft ihrer blonden Locken ein und zitierte wieder Alexander: „Ich verspreche dir, dass alles gut wird. Manchmal bringt die katastrophalste Niederlage den süßesten aller Siege mit sich.“
Sie versteifte sich und richtete sich auf, ohne sich ihm jedoch völlig zu entziehen. Sie hatte nur wenige Zentimeter Distanz zwischen sie gebracht, aber ihm war, als erstreckte sich der Grand Canyon zwischen ihnen. Er wusste nicht, was das verursacht hatte, und hatte keine Ahnung, wie er die Kluft überbrücken sollte.
„Sylvia?“
„Du machst es gut. Du brauchst nicht zu proben. Montgomery Alexander hat es nicht nötig, dass man ihm Verhaltensregeln für ein Fernsehinterview gibt.“
Und plötzlich ging ihm nicht nur ein Licht, sondern gleich eine ganze Batterie von Neonröhren auf. Sie war neidisch! Wie dumm von ihm, es nicht schon längst bemerkt zu haben!
Sie wollte nicht ihn, Devin. Noch nicht jedenfalls. Alexander war derjenige, der sie getröstet, sie gestreichelt und ihr Haar geküsst hatte. Sie suchte Trost in Alexanders Armen, nicht in seinen.
Aber obwohl sie wollte, dass aus ihm Alexander wurde, grollte sie ihm. Sie ärgerte sich über die Publicity, die mit seiner Rolle einherging. Der Rolle, die sie ihn selbst zu spielen gebeten hatte.
Er spannte sich an. Die Situation ging ihm allmählich an die Nieren.
Er stand auf und trat zum Fenster. Er träumte davon, dass am Ende dieser Promotiontour eine glückliche Beziehung stand, doch er wusste beim besten Willen nicht, wie er dieses Ziel erreichen sollte. Für Sylvia war er immer noch ein kleiner mieser Betrüger. Sie würde sich mit aller
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