Tiffany Exklusiv Band 06
tun. Also ging er in sein Büro, ließ sich in seinen Sessel fallen, atmete einmal tief durch und nahm den Hörer seines Apparates ab.
„Hallo, Dan. Ich habe gerade davon gehört und kann mich nur für das Verhalten meiner Leute entschuldigen. Sie werden morgen gleich als Erstes auf der Baustelle sein.“
„Durch Ihre Schuld sind wir jetzt anderthalb Tage im Verzug!“, schrie Dan Castle in den Hörer. „Ihretwegen können weder die Klempner noch die Elektriker mit ihrer Arbeit beginnen!“
Morgan sah auf seine Uhr, aber es war schon zu spät, um jetzt noch neue Leute zu schicken. „Sie werden morgen da sein, Dan.“
„Das würde ich Ihnen auch raten! Morgen steht mir nämlich auch noch eine Sicherheitsinspektion ins Haus, und ich kann keinen zusätzlichen Ärger gebrauchen, Price.“
„Ich verspreche Ihnen, dass die Männer Punkt sechs Uhr da sein werden und dass wir rechtzeitig fertig sein werden. Sie haben mein Wort darauf, Dan.“
„Im Moment scheint Ihr Wort ja nicht viel wert zu sein“, entgegnete Dan schroff.
Morgan zuckte zusammen. MasCon war ein äußerst wichtiger Auftraggeber. Es ging nicht nur um das Geld für die momentane Arbeit, sondern um eine Menge Anschlussaufträge, die seine Firma für die nächsten Jahre dringend brauchte. Wenn es sich herumsprach, dass Price Construction unzuverlässig war, wären sie in der Branche erledigt.
Die Leitung wurde unterbrochen und Morgan fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Diesen Ärger konnte er wirklich nicht gebrauchen.
Sylvia betrat das spärlich möblierte Büro. „Steve hat gerade angerufen. Sie haben Eddie auf Kaution freibekommen, aber er hat morgen um zehn Uhr einen Gerichtstermin.“
Morgan griff zum Telefon. Er musste unbedingt mit seinen Leuten sprechen, damit sie auf jeden Fall am nächsten Tag zur Arbeit erschienen.
„Regen Sie sich bitte nicht auf“, begann Sylvia, als sie Steves Telefonnummer heraussuchte, „aber er hat gesagt, dass sie morgen nicht zur Arbeit kommen würden.“
„Bitte? Ich brauche sie aber unbedingt.“ Wenn er sein Versprechen nicht einhalten würde, dann konnte er die Firma vergessen. Und nicht nur das. Er musste an all die Menschen denken, die von ihm abhängig waren. Von seinem Bruder und seiner Schwester einmal abgesehen, waren auch seine Angestellten mit ihren Familien auf seine Lohnzahlungen angewiesen.
„Ich habe versucht, Steve davon zu überzeugen, zur Arbeit zu gehen“, erzählte Sylvia. „Sie sind gerade auf dem Weg hierher. Steve meint, wenn Sie nicht wie versprochen einen Rechtsanwalt für Eddie besorgen, werden sie ihn morgen ins Gericht begleiten.“
„Und was wollen sie da machen? Die Schuld dafür auf sich nehmen, dass sie ihn betrunken gemacht haben?“
„Sie fühlen sich für ihn verantwortlich, Morgan.“
„Werden sie sich auch dafür verantwortlich fühlen, wenn wir alle arbeitslos werden?“, murmelte Morgan und griff nach dem Telefonbuch. Wie sollte er um diese Uhrzeit bloß noch einen Rechtsanwalt auftreiben?
Nach zwanzig Minuten warf er das Telefonbuch ärgerlich in die Ecke. Er hatte überhaupt nur zwei Anwälte erreicht, und diese hatten sich geweigert, einen so unwichtigen Fall zu übernehmen.
Das Bild von saphirblauen Augen und hellblondem Haar schlich sich in seine Gedanken. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen, und dabei war es wenig hilfreich, wenn er andauernd an diesen Engel im Anwaltsbüro denken musste.
Wunder geschehen immer dann, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnet, hatte ihre Urgroßmutter, Ethel Cassidy, ihr immer erzählt. Jill war sich sicher, dass ihr Wunder einsachtundachtzig groß war, leuchtende graue Augen hatte und einen Körper, der wie für die Sünde gemacht schien.
Sie fuhr an den Straßenrand und schaute noch einmal auf dem Stadtplan nach. Da sie meistens in Los Angeles und dem San Fernando Valley zu tun hatte, war ihr diese Gegend unbekannt. Aber schließlich fand sie die Straße, in der Morgan Price wohnte, und nach einer Stunde emsigen Suchens parkte sie endlich vor seinem Haus.
Die Einfahrt hatte sie zu einem unauffälligen, einstöckigen Haus mit gepflegtem Rasen geführt. Vor einer Garage stand ein älterer Ford, und im Wohnzimmer war Licht zu sehen. Ihr Wunder war also zu Hause. Es erleichterte Jill, dass sie nicht umsonst die weite Fahrt unternommen hatte. Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen und stieg aus.
Sie klingelte an der Tür und wartete. Sie konnte nur beten, dass Nick mit seiner Einschätzung
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