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Tiffany Exklusiv Band 06

Tiffany Exklusiv Band 06

Titel: Tiffany Exklusiv Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JAMIE DENTON JULIE KENNER STEPHANIE BOND
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hinreißend sie auch sein mochte. Neben der Firma und dem Ärger mit dem MasCon-Projekt musste er sich auch noch um seine beiden jüngeren Geschwister kümmern. Da blieb keine Zeit für irgendetwas anderes.
    Jill errötete leicht. „Meine Familie soll nicht merken, dass ich sie seit sieben Monaten anlüge.“
    „Ist das nicht ein wenig unmoralisch, sogar für eine Anwältin?“
    Jill musste grinsen. „Ich setze einfach mal voraus, dass Sie noch nicht davon gehört haben, dass Anwälte dafür berüchtigt sind, die Wahrheit zu verdrehen. Sagen wir mal, dass ich mich nur bemühe, meiner Familie Schwierigkeiten zu ersparen. Und wenn Sie mitkommen sollten, habe ich mein Ziel fast erreicht.“
    Er sah sie forschend an. „Was für Schwierigkeiten?“
    Jill atmete geräuschvoll aus. „Ich bin kein schlechter Mensch. Ich wollte meine Familie niemals anlügen. Aber es war leichter für mich, wenn sie dachten, dass es jemanden in meinem Leben gibt. Ich bin die Tochter eines Pfarrers, was wohl bedeutet, dass ich später in der Hölle schmoren werde, weil ich meine Eltern belogen habe. Ich bin die Erste aus unserer Familie, die ihren Heimatort verlassen hat, um der ‚Verlockung der Fremde zu folgen‘, wie mein Vater es so schön ausgedrückt hat. Eine weitere meiner vielen Verfehlungen. Ich bin eben nicht wie meine Schwestern.“
    Morgan fragte sich, ob dies tatsächlich etwas Schlechtes war. Vor seinen Augen entstand das Bild eines Mädchens, das in einer Familie aufgewachsen war, deren Leben von rigiden Regeln bestimmt wurde. „Das kommt in Familien häufiger vor“, meinte er. Seine Geschwister ähnelten ihrem Vater, der ein Kopfmensch gewesen war, während Morgan lieber mit den Händen arbeitete. Aber obwohl sie alle drei als Kinder unter der dauernden Abwesenheit ihrer Mutter gelitten hatten, weil ihre Karriere ihr wichtiger war als die Familie, hatte er doch ihre Arbeitsmoral geerbt.
    „Ich bin die sechste von sieben Töchtern, von denen alle außer Carly und mir verheiratet sind. Und Carly feiert in drei Wochen Hochzeit.“ Jill zupfte an ihrem Rocksaum und lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihre Beine. Wie gerne hätte er selbst überprüft, ob diese Beine sich so seidig anfühlten, wie sie aussahen. „Ich bin die Einzige von uns, die überhaupt keine Beziehung hat, weder eine ernsthafte noch sonst eine. Und für die Leute in Homer ist das wohl das größte Verbrechen.“ Sie verzog ihren Mund zu einem bitteren Lächeln. „Meine Familie hat immer wieder versucht, mich dazu zu überreden, dass ich nach Hause zurückkehre und meinen Beruf gegen einen Ehemann eintausche. Aber das passt nicht zu mir.“
    Jills Worte weckten Erinnerungen an seine Eltern in Morgan, doch er verdrängte diese Gedanken. An der Vergangenheit konnte er ohnehin nichts ändern.
    „Haben Sie nie daran gedacht, Ihrer Familie genau das zu erzählen, was Sie mir gerade gesagt haben?“
    „Ich habe es versucht. Es wurde auch allmählich besser, aber dann heiratete vor einem Jahr meine Schwester Alison. Danach nahm der Druck wieder zu, und nachdem Carly sich verlobt hatte, wurde es unerträglich. Mein Vater ist sehr darauf bedacht, jede seiner Töchter mit einer ‚Stütze der Gesellschaft‘ zu verheiraten.“ Bei den letzten Worten senkte sie ihre Stimme, um ihren Vater nachzuahmen.
    Es war nicht schwer, sich Jill als rebellischen Teenager vorzustellen, der darum kämpfte, sein eigenes Leben führen zu können. Sie war intelligent und hatte Humor – Eigenschaften, die ihr engstirniger Vater bestimmt nicht schätzte.
    „Was ist mit Ihrer Mutter?“, fragte Morgan. Sie musste auch eine weiche Seite haben. Als er am Nachmittag in Nicks Kanzlei gewesen war, hatte er geglaubt, so etwas wie echtes Mitleid in ihrem Blick zu erkennen.
    „Meine Mutter würde meinem Vater niemals widersprechen. Sie lebt sozusagen noch in den fünfziger Jahren.“
    „Sie sollten unbedingt mit ihnen darüber reden.“
    Jill sah ihn unbehaglich an und nestelte erneut an ihrem Rock. „Das ist nicht so einfach. Als ich bei Alis Hochzeit war, erzählten mir alle, was für ein gutes, anständiges Leben meine Schwestern führen. Es klang so, als ob ich durch meinen Lebenswandel nur noch einen Schritt von der ewigen Verdammnis entfernt wäre.“
    Morgan hatte sich auch schon höchst interessante Gedanken über ihren Lebenswandel gemacht, seit er sie das erste Mal gesehen hatte. Und genau seit diesem Nachmittag beherrschte sie seine Gedanken, ohne dass er etwas dagegen tun

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