Tiffany exklusiv Band 19
er wusste, der erotische Zauber war zerstört.
„Verdammt!“, zischte er. Wenn die beiden nicht geklopft hätten … Wenn er ein bisschen schneller gewesen wäre, dann …
Er hielt inne, als ihm bewusst wurde, was er gerade dachte.
War er verrückt? Melody war doch keine Eroberung! Er bekam keine Punkte dafür, wenn er sie ins Bett zerrte! Außerdem gab er sich doch eigentlich gar nicht mit Frauen wie ihr ab, und er hatte auch nicht vor, das zu ändern! Sie war auf der Suche nach einem Ehemann!
Er musste aufpassen.
Archer ging hinüber zu den Glastüren und trat auf die Veranda. Während er die Bäume und die Farne betrachtete, die um das Haus herum wuchsen, dachte er an seine Vergangenheit.
Fünfzehn Jahre hatte es gedauert, bis er es in seinem Beruf so weit gebracht hatte. Es war ein langer, harter Kampf gewesen, der in einem heruntergekommenen Wohnwagenpark in Atlantic City begonnen und ihn schließlich zu seinem Studio und Apartment auf der East Side von New York gebracht hatte.
Es hatte mit einem Straßenfotografen angefangen, der ihn unter seine Fittiche genommen hatte, als er elf Jahre alt gewesen war. Unter der Anleitung des älteren Mannes hatte er hart daran gearbeitet, seinen Beruf zu erlernen. Er hatte die Kameras aufgestellt, viele Fotos von Menschen gemacht, die den Boardwalk, die berühmte Uferpromenade von Atlantic City, entlangbummelten, und mit einem gewinnenden Lächeln, einem Augenzwinkern und mit Komplimenten verkauft, die ihm, auch wenn es Lügen waren, mühelos von den Lippen gekommen waren.
Stolz hatte er das Geld kassiert, meist von älteren Damen, und es Mr Lemon überreicht, als wäre es ein großer Schatz. Und der alte Mr Lemon hatte gelächelt und ihm ein weiteres Geheimnis über das Fotografieren verraten.
Als er siebzehn war, hatte er das Geschäft geleitet. Seine Leidenschaft war das Fotografieren der romantischen Figuren gewesen, die an der Uferpromenade entlangspazierten. Frauen mit Stil und Grazie, alte Damen mit langärmligen Kleidern und breitkrempigen Hüten, junge Mädchen, die in ihren pastellfarbenen Kleidern von Geschäft zu Geschäft flanierten. Mit seinen Fotos hatte er einen Teil ihrer Persönlichkeit und Schönheit eingefangen, die sie vielleicht noch nie zuvor bemerkt hatten.
Als Archer neunzehn war, starb Mr Lemon an einem Herzanfall. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, hatte er die Kameras genommen und war per Anhalter in die Hauptstadt der Modefotografie getrampt.
In New York angekommen, hatte er in einer schäbigen Absteige gelebt und für einen Fotografen gearbeitet, der nur halb so viel wusste wie er. Während er seinen Chef unterrichtete, hatte er seine eigene Technik verfeinert.
Zwei Jahre später hatte die Firma einen Auftrag für einen kleinen Versandkatalog erhalten. Er hatte das Potenzial erkannt und sich auf den Weg gemacht, um weitere Aufträge dieser Art an Land zu ziehen. Sechs Monate später hatten sie bereits diverse Aufträge. Und ein Jahr später schwammen sie im Geld.
Zu dem Zeitpunkt hatte er seinen Vornamen abgelegt und nur noch seinen Nachnamen benutzt. Und es hatte geklappt. Innerhalb von acht Jahren stand der Name Archer für exzellente Modefotos, die fristgerecht geliefert wurden.
Archer galt als talentiert, ein bisschen exzentrisch zwar, aber professionell.
Als sein Partner die Firma verließ, nahm er einen Großteil des Geldes, das sie verdient hatten, mit, doch das war Archer recht gewesen. Er hatte das riesige Studio unterteilt, nutzte einen Teil als Wohnung und hatte härter als je zuvor gearbeitet. Statt das Geld für sich auszugeben, investierte er es in seine Ausrüstung.
Und es hatte sich bezahlt gemacht. Die Versteigerung war der Beweis dafür, dass er in die höheren gesellschaftlichen Kreise aufgestiegen war. Denn Heart Books hatte nur fünfzig Junggesellen akzeptiert, und zwar alles erfolgreiche, aufstrebende Männer, für die die jungen Ladys der Oberklasse den geforderten Preis zu zahlen bereit waren.
Er war einer der Ersten gewesen, der gefragt worden war. Nicht schlecht für einen Jungen aus Atlantic City, der es nicht durch exklusive Schulen, sondern durch Verstand und Talent so weit gebracht hatte.
Archer hörte Melodys Schritte, kurz bevor er den Duft ihres Parfums wahrnahm. Sie stellte sich neben ihn und schaute auf die Bäume, auf die auch er gedankenverloren geblickt hatte.
Sie atmete den Kiefernduft ein und meinte: „Ich wusste gar nicht, dass unser Haus an einer Schlucht liegt.“ Sie beugte
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