Tiffany exklusiv Band 19
lange. Aber gegen Mittag wird sie mit dem übrigen Schauspielervolk vom Broadway sicher auftauchen.“
„Es hat so viel Spaß gemacht, wie wir drei uns ausgedacht haben, dich in eine Femme fatale zu verwandeln. Und du hattest Erfolg damit!“
„Ab heute vergessen wir die Sache aber. Ich habe dieses Spiel nur veranstaltet, um mit Garrett eine verbotene Fantasie auszuleben. Das habe ich geschafft, und jetzt ist es vorbei.“
„Du musst eiserne Nerven haben.“
„Die setze ich lieber heute bei Dylan ein. Warte nur, bis er herausgefunden hat, dass ich meinen Apartmentschlüssel mit einem Schlüsselanhänger der ‚Beanery‘ verloren habe. Das ist selbst für den blödesten Einbrecher die reinste Einladung. Hinzu kommt noch das viele Geld, das ich bei der Versteigerung ausgegeben habe. Es wurde einfach immer wilder geboten, Tracy. Ich habe dreißigtausend aus der Erbschaft von Tante Lucille verprasst.“
„So viel?“, rief Tracy.
„Tante Lucille hätte sicher gut gefunden, was ich mir da ersteigert habe, aber Dylan würde einen Anfall bekommen.“
„Zweifellos. Das Geld war für die Renovierung des Cafés gedacht. Er erwartet, dass du davon einen teuren Innenarchitekten bezahlst. Was willst du jetzt machen?“
Shari kuschelte sich tiefer in ihren Bademantel. „Vielleicht einen Schnellkurs belegen, um die Renovierung selbst durchzuführen?“
4. KAPITEL
Dylan Johnson stürmte Punkt zehn in die „Beanery“ und schloss die Glastür zur West Forty-Fifth Street auf. „Sie kommt zu spät, und das an einem Sonntag!“
Tracy lachte. „Beruhige dich. Shari ist mit mir zusammen durch den Hintereingang gekommen. Sie musste nur noch mal rasch in ihre Wohnung, um sich umzuziehen.“
Dylans Miene wurde noch finsterer. „Wo war sie letzte Nacht überhaupt?“
Tracy grinste und erklärte, was sie sich während der U-Bahn-Fahrt zurechtgelegt hatten. „Sie hatte ein Rendezvous.“
„Die ganze Nacht? Meine unschuldige kleine Schwester?“ Er dachte einen Moment über die Tragweite dieser unerfreulichen Neuigkeit nach. „Ich brech’ dem Kerl sämtliche Knochen.“
„Es wurde nur ein bisschen später, das ist alles“, beruhigte Tracy ihn wie besprochen. „Sie waren in irgendeinem Nachtclub in Greenwich Village. Shari wollte gerade nach Hause, als sie feststellte, dass sie ihren Schlüssel verlegt hatte. Und da ich in der Nähe wohne, hat sie in meinem Gästezimmer übernachtet.“
„Wieso ist sie nicht zu mir gekommen?“, bohrte Dylan. „Ich wohne gleich auf der anderen Seite des Gangs und habe Schlüssel für jede Tür in diesem Gebäude.“
„Ich wollte dich nicht stören.“
Beim Klang von Sharis Stimme wirbelte Dylan herum. „Na endlich“, knurrte er. „Sei gewarnt, Tracy hat mir alles wegen letzter Nacht erzählt.“
Das bezweifelte Shari und grinste, während Dylan sie musterte. Sie hatte sich wieder in die brave kleine Schwester verwandelt, die ihr Bruder sich wünschte.
In ihrem Innern jedoch erwachte unerwartetes Bedauern. Zu sehr hatte sie es genossen, die unwiderstehliche, wilde Flame zu sein. Verschwunden waren die provozierend roten Haare, das Make-up und die grünen Kontaktlinsen. Selbst ihre Rundungen waren verborgen, denn ihr weites grünes T-Shirt und die Jeans ließen nichts von ihnen erahnen.
Sie war wieder so, wie Dylan sie haben wollte: nett, unauffällig. Seit ihre Eltern sich vor zwei Jahren in Miami zur Ruhe gesetzt hatten, betrachtete Dylan sich als ihr Beschützer und Aufpasser. Und da Shari viel zu sehr damit beschäftigt war, das Café in einen angesagten Treffpunkt für junge Singles zu verwandeln, hatte sie gar keine Zeit gehabt, Dummheiten zu machen. Bis letzte Nacht. Das hatte sie für all die Arbeit und Mühen der letzten Monate entschädigt.
„Haben wir nicht abgemacht, samstagabends auf Rendezvous zu verzichten?“
„Dylan, du stellst zu viele Regeln auf. Mom und Dad haben dieses Café jahrzehntelang ohne solche Regeln geführt.“
„Das mag bei ihnen ja auch funktioniert haben“, verteidigte er sich. „Aber wir wollten mehr, als einen Sandwich-Imbiss führen.“
„Sie haben auch hart gearbeitet und hatten trotzdem Zeit, ab und zu mal ins Kino zu gehen.“
„Am Wochenende ist nun einmal viel los wegen unseres ‚Club Wed‘.“
Shari seufzte frustriert. Dylan war ständig von seinem unternehmerischen Ehrgeiz getrieben, sodass sie es manchmal bereute, mit ihm diesen anstrengenden Partnervermittlungsservice aufgezogen zu haben.
Der „Club Wed“
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