Tiffany exklusiv Band 19
voller pastellfarbener Karteikarten auf. Sie hing über einem dazu passenden breiten Regalbrett, auf dem sich Umschläge und Papier befanden, ebenso eine Holzkiste mit einem Schlitz. Ein darüber hängendes Schild wies diese Ecke als „Club Wed“ aus.
Die größte Überraschung waren jedoch die Gäste. Früher war dies ein Familiencafé und Treffpunkt für Teenager gewesen; heute verkehrten hier Yuppies und schicke Künstlertypen.
Er wandte sich wieder dem Tresen zu und entdeckte eine hübsche junge Frau, die ihn neugierig betrachtete. Sie war auf schlichte Art hübsch und hatte lange schwarze Haare und ein rundes Gesicht mit Wangengrübchen. Sie trug Jeans und ein grünes T-Shirt. Aber sie war nicht Flame, und das war nun einmal alles, woran er heute denken konnte. Die Erinnerungen an die vergangene Nacht waren ihm unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt. Wenn es sein musste, würde er jeden Stein in Manhattan umdrehen, um Flame zu finden.
„Hallo, ich bin Tracy“, begrüßte die junge Frau ihn. „Kann ich Ihnen helfen?“
Garrett ging auf sie zu, die Hände in den Taschen seiner Kaschmirhose. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Tracy. Ich suche Dylan. Er ist doch hier, oder?“
In diesem Moment kam Dylan mit einem Geschirrkorb voller frisch gespülter Tassen aus der Küche. „He, Mann! Wer hat einen Abtrünnigen wie dich denn hier reingelassen?“ Er stellte den Korb auf den Arbeitstresen und kam um die Glasvitrine herum.
„Ich wette, das war deine schnellste Bewegung seit dem Basketballturnier gegen die Washington High.“
Die Männer umarmten sich und lachten.
„Ob du es glaubst oder nicht“, meinte Dylan schließlich, „mir gehört dieser Laden inzwischen.“
Garrett war beeindruckt. „Ehrlich? Dann haben sich deine Eltern tatsächlich zur Ruhe gesetzt?“
„Ja, Mom und Dad sind vor zwei Jahren in den sonnigen Süden gezogen.“ Dylan drehte sich zu Tracy um. „He, gib uns mal zwei Mountain Dews.“
„Jawohl, mein Gebieter.“ Tracy schlug die Hacken zusammen und nahm zwei Dosen Limonade aus der Vitrine.
„Der Kerl hier war mein bester Freund während meiner Schulzeit“, erklärte Dylan ihr stolz.
„Das habe ich mir schon gedacht“, erwiderte Tracy unbeeindruckt.
„Er war der Star unserer Basketballmannschaft.“
Garrett errötete geschmeichelt. „Ohne die Deckung von Leuten wie dir hätte ich die vielen Punkte nicht machen können.“
„Seit unserer letzten Begegnung beim Jubiläumstreffen der Highschool habe ich die Veränderungen im Café vorgenommen, von denen ich dir damals erzählt habe“, berichtete Dylan. „Erinnerst du dich an meine alte Tante Lucille, die immer diese riesigen Kekse gebacken hat? Sie ist vor einigen Monaten gestorben und hat mir und Shari ein bisschen Geld hinterlassen. Wir haben davon nur das Beste gekauft, angefangen bei den modernsten Kaffeemaschinen, einem größeren Kühlschrank und einem Geschirrschrank.“
„Sie kennen Shari also?“, fragte Tracy überrascht.
„Oh ja“, bestätigte Garrett, und seine Stimme bekam einen zärtlichen Unterton. „Sie lief mir dauernd über den Weg.“
Dylan kam auf sein Thema zurück. „Die richtigen Umbauarbeiten sollen im Sommer losgehen. Wir lassen die Rohre und die elektrischen Leitungen neu verlegen. Außerdem wird das Mobiliar teilweise ersetzt. Die Gäste heute sind viel anspruchsvoller als früher, und wir wollen auf der Höhe der Zeit bleiben, um bessere Gewinne zu machen. Natürlich nicht in deiner Größenordnung.“
„Klingt gut.“ Erneut ließ Garrett den Blick durch das Café schweifen und spürte die alte gesellschaftliche Barriere. Dabei wollte er sich nicht von Dylan abheben, so wenig, wie er es damals gewollt hatte. Und dennoch entsprach er nach wie vor dem Klischee eines Reichen, obwohl er bewusst schlicht gekleidet war, mit einer grauen Hose und einem hellblauen Poloshirt. Doch es blieben all die kleinen Details, die typisch für Garrett waren: der teure Haarschnitt, die handgearbeiteten Schuhe, die brillantenbesetzte Uhr. Dylans Erscheinung wirkte dagegen immer noch eher nachlässig, von seiner Frisur bis zu den verwaschenen Jeans und dem grünen T-Shirt, das er ebenso wie die Angestellten trug. „Ich hätte auf deine Einladung zurückkommen und gleich nach dem Ehemaligentreffen vorbeischauen sollen.“
Dylan klopfte ihm auf den Rücken. „Tja, jetzt ist schon wieder eine ganze Weile vergangen.“
Fast hätte Garrett erwidert, dass Dylan sich ja auch hätte melden können.
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