Tiffany exklusiv Band 19
herablassend an. „Durchaus möglich, junger Mann. Anscheinend wissen Sie so einiges über mich. Von Ihnen weiß ich nur, dass Sie ein Modefotograf sind. Da ist doch einer wie der andere.“
Archer hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah ihn fest an. Es hätte auch das Duell zweier Westernhelden sein können. „Ach ja, das sagt für Sie alles?“ Seine Stimme war voller Sarkasmus. „Nun, ich bin aber nicht wie die anderen. Ich bin besser. Sehr viel besser sogar. Aber davon wissen Sie ja nichts. Sie mögen Zeitschriften kaufen und verkaufen, aber ich wette, dass Sie keine Ahnung haben, wie man eine macht.“
Melody beobachtete die beiden Männer und erkannte plötzlich, wie viel sie gemeinsam hatten. Wie hatte sie nur so blind sein können? Beide wollten den Kampf. Sie liebten den Kampf und waren schlechte Verlierer. Sie waren auf Streit aus; entweder mit ihr oder miteinander, das war ihnen egal, solange sie mitten im Gefecht waren.
Ihre Mutter kam aus der Küche und schaute sich den Zirkus mit einer Tasse Kaffee in der Hand an. Sie hätte auch in ihrem Penthouse stehen und sich den Sonnenuntergang anschauen können. Und Melody begriff, dass ihre Mutter ihren Vater schon sehr häufig in solch einer Situation erlebt hatte und wusste, was dabei herauskommen würde. Ihr ruhiges Gesicht zeigte das. Wie in der Natur: Der Stärkere würde gewinnen.
„Ich brauche das Know-how nicht, junger Mann. Dazu habe ich meine Leute. Die zu finden, ist meine Stärke. Deshalb sollten Sie eigentlich das Fotoressort meiner vier neuen Zeitschriften leiten. Ich mache ungern einen Fehler, und so, wie es aussieht, wäre das der Fall, wenn ich Sie tatsächlich engagieren würde. Wenn Sie zu dumm sind, die Qualitäten meiner Tochter zu erkennen, dann können Sie sicherlich auch nichts anderes sehen.“
„Ihre Tochter hat mich zum Narren gehalten. Sie wusste, wie wichtig mir meine Karriere ist. Und dass ich es aus eigener Kraft schaffe oder gar nicht.“ Archer drehte den Kopf und blickte Melody zornig an. „Aber sie hat sich nicht darum geschert, als sie mit Sondra gesprochen hat. Sie hat ihr auf meine Kosten einfach alles erzählt.“
„Sondra?“, fragte Melody verwirrt. „Wer ist Sondra?“
„Die Journalistin, die diesen Müll geschrieben hat“, antwortete ihr Vater, ohne sie anzuschauen. „Sie arbeitet seit zwei Jahren für die Zeitschrift. Und ich benutze das Wort Journalistin im weitesten Sinne. Und zu Ihrer Kenntnisnahme, meine Tochter hat noch nie mit der Presse über ihr Leben gesprochen. Niemals.“ Er machte eine Pause, um das wirken zu lassen. „Aber, Mr Archer, es scheint, dass Sie diese … Journalistin doch sehr persönlich kennen.“
„Ja, ich kenne sie“, erwiderte Archer herausfordernd. „Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie solch einen Artikel nicht schreiben würde, wenn sie nicht gründlich recherchiert hätte und sich ihrer Quellen sicher wäre.“
„Sie erklären, Sie könnten meiner Tochter nicht trauen, und trotzdem sind Sie mit ihr ins Bett gegangen?“
Obwohl sie sich nicht schämte, wünschte Melody, ihr Vater hätte das alles nicht gehört.
Archer zuckte mit den Schultern. „Jeder macht mal einen Fehler.“
Der Schmerz, den seine Worte bei Melody auslösten, traf sie mitten ins Herz.
„Das spricht nicht gerade für Ihren Sinn für Anstand, oder?“ Emma Chase trat unterstützend an die Seite ihres Mannes, doch der schien das gar nicht zu bemerken und fuhr fort:
„Sie gehen also mit einer Frau ins Bett, die Sie nicht gut genug kennen, um ihr zu trauen. Und Sie sind außerdem eng mit einer Frau bekannt, die sich als Journalistin ausgibt, allerdings eher eine Klatschtante ist. Und auf dieser Basis haben Sie sich entschlossen, einer von ihnen zu glauben?“ Er lachte kurz. „Erstaunlich, wie verdreht Ihre Intuition ist. Ich hoffe, meine Anwälte waren schlau genug, eine Rücktrittsklausel in Ihrem Arbeitsvertrag zu verankern.“
Archer und Ian Chase standen sich Auge in Auge gegenüber und starrten sich unerbittlich an. Archer hatte sich entschieden. Und Ian Chase auch.
Aber jetzt hatte auch Melody einen Entschluss gefasst.
Was sie betraf, war es vorbei. Sie ging zur Haustür und öffnete sie. „Vielen Dank, dass du vorbeigekommen bist, um die Sache aufzuklären, Archer. Es tut mir leid, dass ich zu diesem Missverständnis beigetragen habe, aber ich möchte, dass du jetzt gehst.“ Ihre Stimme war leise, doch unüberhörbar.
Archer starrte ihren Vater noch einen
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