Tiffany exklusiv Band 19
Moment lang an. Dann nickte er ihrer Mutter zu, drehte sich um und ging, ohne sich noch einmal umzuschauen oder sich zu verabschieden.
Melody hatte das Gefühl, ihr Herz würde in tausend Stücke zerspringen.
Sie schloss die Tür und wünschte, sie wäre allein, damit sie auf der Couch zusammensacken und in Tränen ausbrechen konnte. Aber diese Möglichkeit hatte sie nicht.
Ihr Vater stand hochaufgerichtet da und starrte vor sich hin. Sie ahnte, was er dachte, und fühlte sich schuldig. Nicht weil sie mit Archer geschlafen hatte, das auf keinen Fall. Sie liebte ihn, und wenn das die einzigen Erinnerungen von ihm waren, die ihr blieben, dann war sie glücklicher als viele andere.
Aber ihren Vater beschämt zu sehen war … war … Sie suchte noch immer nach einem Wort, als ihr Vater sich umdrehte und zur Tür ging.
„Daddy?“, rief sie, aber er war schon weg und hatte die Haustür hinter sich geschlossen.
Ihre Mutter nahm sie kurz in den Arm. „Gib ihm Zeit, Liebes. Bis zu dieser Minute war ihm wahrscheinlich nie bewusst, dass sein kleines Mädchen erwachsen ist.“
Melody fühlte sich gedemütigt. Aber es war nicht das Ende der Welt. „Er muss doch gewusst haben, dass ich mit meinen Freunden nicht immer nur Händchen halte.“
Ihre Mutter lächelte nachsichtig. „Das ist ihm nie in den Sinn gekommen, Liebling. Nie.“ Sie wandte sich um und ging zur Tür. „Ich habe auch nicht viel daran gedacht. Aber ich war doch ein bisschen besser vorbereitet.“
„Mom“, rief Melody, während ihr Tränen die Wangen hinunterliefen.
Ihre Mutter küsste sie kurz. „Ich rufe dich später an, Liebes. Ich muss zu deinem Vater.“
Sie folgte ihrem Mann und ließ Melody mit ihren persönlichen Problemen allein.
Wie immer.
Melody schlug die Haustür mit einem Knall zu. Was auch geschehen würde, sie wollte keine Ehe wie ihre Eltern führen. Sie wollte sich nie wie ein Mensch zweiter Klasse fühlen, nur weil sie eine Frau war. Sie wollte ihr Leben nicht damit verbringen, sich nur auf den Mann zu konzentrieren und ihr Kind vernachlässigen. Niemals. Dann lebte sie lieber allein, als in einer Ehe gefangen zu sein, in der es immer nur um die Karriere des Mannes ging.
Ihr Blick fiel auf den Teppich vor dem Kamin. Und plötzlich wurde sie von einer überwältigenden Wut erfasst.
Ihr war klar, dass Archer nicht gewusst hatte, dass ihr Vater zuhörte. Sie ging jedoch davon aus, dass er darauf auch keine Rücksicht genommen hätte. Er war so wütend gewesen, dass er unbedingt jemandem wehtun wollte – nämlich ihr.
Nie würde sie einem Mann vertrauen können, der sie vorsätzlich verletzte.
Doch das würde sie nicht daran hindern, ihn bis ans Ende ihrer Tage zu lieben.
Melody brach in Schluchzen aus. Sie klang wie ein verwundetes Tier.
Die Tränen flossen den ganzen Nachmittag, und als sie schließlich versiegten, fielen Melody die Augen zu, und sie schlief auf dem Teppich ein, auf dem sie sich mit dem Mann geliebt hatte, den sie gerade verloren hatte.
Während der nächsten drei Tage vergrub Archer sich in seine Arbeit. Er konnte nie mehr als ein paar Stunden am Stück schlafen, ohne schweißgebadet aufzuwachen. Dann stand er auf und arbeitete weiter.
Zum Glück hatte er einen Auftrag fertigzubringen. Jetzt betätigte er noch einmal den Auslöser und rief dann seinem Team zu, dass sie eine Pause machen würden. „Tracy, mach bitte die Sachen für die nächsten Aufnahmen fertig“, bat er seinen Assistenten.
„Okay“, antwortete der junge Mann.
Archer ging zur Dunkelkammer. Er musste den Film so schnell wie möglich entwickeln, damit die Negative zum Büro des Auftraggebers gebracht werden konnten.
Doch in der Dunkelkammer lehnte er sich an die Tür und schloss die Augen. Drei lange Tage waren vergangen, seit er bei Melody gewesen war und sie mit Anschuldigungen überhäuft hatte. Er hatte sich so hintergangen gefühlt, als sein Assistent ihm die Zeitschrift brachte, dass er außer sich vor Wut aus dem Studio gestürmt und zu ihr nach Hause gefahren war.
Doch sobald er sie verlassen hatte und wieder auf der Straße stand, wusste er, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte.
Er hatte die falsche Person beschuldigt. Und er hatte nicht nur sie, sondern auch noch ihre Familie beleidigt.
Wieder zu Hause hatte er versucht, Sondra zu erreichen. Stündlich. Jeden Tag. Heute Morgen hatte sie bei der Arbeit dann den Fehler gemacht, selbst ans Telefon zu gehen. Sobald er ihre Stimme gehört hatte,
Weitere Kostenlose Bücher