Tiffany Extra Band 01
kleinen Hangar, ein Stück vom Flughafen Lexington entfernt. Draußen parkte ein schwarzer Wagen, der sie in den Alltag zurückbringen würde.
Als sie vor Derek stand, schienen ihre Füße auf einmal am Boden festgefroren zu sein. Sie hatte es sich nicht so schwer vorgestellt, sich von ihrer Fantasie zu verabschieden. Der Traum war ausgeträumt, jetzt musste sie sich wieder dem richtigen Leben stellen. Vielleicht sah sie Derek nie wieder.
Der gesunde Menschenverstand riet ihr, praktisch zu denken. Sie kamen aus zwei völlig verschiedenen Welten. Wie ein wunderschöner Traum war ihr das Wochenende mit Derek erschienen. Aber rund um die Uhr, an jedem Tag der Woche in einer Fantasiewelt zu leben – das war nichts für sie.
Bisher war sie mit ihrem Leben und ihrem Job zufrieden gewesen. Dieses eine Wochenende hatte jedoch alles verändert. Egal ob und wie es mit Derek weiterging – ihr Leben wäre nicht mehr dasselbe.
Die drei Tage in dieser Fantasiewelt hatten etwas tief in ihrem Inneren bewegt, sodass sie nicht einmal mehr derselbe Mensch war wie zuvor. War sie nun unglücklich, weil ihr der Luxus fehlen würde, den Derek ihr bot? Oder weil ihr Derek fehlen würde?
„Lass uns jetzt einfach ‚Goodbye‘ sagen und gehen.“ So oft hatte sie das in ihrem Leben getan. Mit Freundinnen, mit Schulfreunden. An einem Tag war sie noch da, am nächsten Tag wurde der Wagen gepackt, und sie musste weiterziehen. Es war leichter, wenn man es schnell hinter sich brachte. Kurz und – fast – schmerzlos. Wie bei einem Pflaster oder einem losen Zahn.
„Ich will dich nicht unter Druck setzen, Tess. Ich werde dich nicht bitten, etwas zu tun, was du nicht tun willst. Ich will auch keine Versprechungen von dir, die du nicht halten kannst. Aber ich möchte dich wiedersehen. Mein Plan sieht so aus: Ich werde dich nicht anrufen, keine SMS oder E-Mail schicken. Dafür schicke ich dir am Freitag in zwei Wochen das Flugzeug. Das wird um 18 Uhr hier auf dich warten. Wenn du möchtest, dass es mit uns beiden weitergeht, steigst du ein und fliegst zu mir.“
„Und wenn ich keine Zeit habe? Ich muss mir wahrscheinlich einen neuen Job suchen.“
„Ich werde warten.“
Sie schaute ihn lange an. „Und wenn ich nicht auftauche?“
„Dann gehe ich davon aus, dass es vorbei ist. Ich werde nicht versuchen, dich vom Gegenteil zu überzeugen, sondern deine Entscheidung respektieren.“
Damit konnte sie leben. Mit etwas Abstand würde vieles klarer werden. Was sie jetzt brauchte, war eine anständige Portion Realität. Wenn sie es aus der richtigen Perspektive betrachtete, konnte sie vielleicht erkennen, was sie wirklich für Derek empfand.
„Also gut“, fuhr er fort. „Du fährst jetzt, und ich warte noch eine Viertelstunde, um sicherzugehen, dass du es dir nicht anders überlegst und zurückkommst.“
„Ich werde es mir nicht anders überlegen“, entgegnete sie.
„Du hast deine Fantasien, lass mir auch meine.“ Er lächelte.
„In Ordnung. Also küss mich noch einmal – und gib dein Bestes!“
Er beugte sich zu ihr hinunter, ihre Lippen trafen sich – zunächst ganz sanft. Während er seine Hände über ihren Körper gleiten ließ, stellte er sich vor, ihre weiche, zarte Haut zu spüren. In seinem Kopf wiederholten sich in einer Endlosschleife Bilder von ihnen beiden: nackte Körper, verschlungene Glieder im Pool, im Bett, im Ozean.
Als er sich schließlich zurückzog, schlug ihr das Herz bis zum Hals, und sie bekam kaum Luft. Die Vorstellung, nicht in seiner Nähe zu sein, tat weh – ein tiefer, brennender Schmerz, der ihr Herz wie eine eiserne Faust umschloss.
„Goodbye, Derek“, flüsterte sie, ihre Augen hielt sie geschlossen.
„Goodbye, Tess.“
Ohne die Augen zu öffnen, ging sie zum Auto. Der Fahrer wartete neben der Tür.
„Tess!“
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Wenn sie ihn noch einmal anschaute, würde sie wahrscheinlich in Tränen ausbrechen und auf der Stelle zurücklaufen.
„Ich glaube, ich liebe dich, Tess. Ich dachte, das solltest du wissen. Tatsächlich bin ich sogar ziemlich sicher, dass ich dich liebe. Zu neunundneunzig Prozent. Eigentlich fast hundert Prozent.“
Jetzt musste sie sich umdrehen und ihn ansehen. Ihre Augen schwammen in Tränen, doch in ihren Mundwinkeln zuckte ein winziges Lächeln. Sie hob den Arm und winkte, dann stieg sie in den Wagen.
8. KAPITEL
Die Autotür fiel ins Schloss, und Derek stieß die angehaltene Luft aus. Er hatte das gesagt, was ihm
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