Tiffany Extra Band 01
festgesteckt und dir mit dem Whisky einen angetrunken.“
„Und wäre alleine ins Bett gegangen und am nächsten Morgen genauso alleine wieder aufgestanden. Dann wäre ich nach Seattle und anschließend nach San Diego geflogen“, fuhr er fort und zog sie noch ein bisschen näher zu sich heran. „Was ist mit dir? Was wäre geschehen, wenn du den Aufzug verpasst hättest?“
„Zuerst hätte ich diese furchtbare Demütigung ertragen müssen. Danach wäre ich nach Hause geflüchtet und hätte überlegt, was ich machen soll. Zuletzt hätte ich meinen Ärger und meinen Stolz heruntergeschluckt und wäre wieder an meine Arbeit gegangen.“
„Was?“ Er konnte es nicht fassen. „Du wärst auf der Ranch geblieben? Nach dem, was Jeffrey dir angetan hat?“
„Bis ich dich kennengelernt habe, war ich ein praktisch denkender Mensch.“
„Und jetzt?“
„Jetzt habe ich beschlossen, einige Dinge in meinem Leben zu ändern.“
„Was zum Beispiel?“
„Ich lasse nicht mehr zu, dass meine Ängste meine Zukunft bestimmen.“ Sie holte einmal tief Luft. „Und ich werde meinen Job kündigen.“
Einen endlos erscheinenden Moment blickte er sie nur schweigend an, dann nickte er. „Ich hatte gehofft, dass du das tust. Ich möchte dich nicht in der Nähe dieses Kerls wissen. Was willst du stattdessen machen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Mir einen neuen Job suchen. Ich bin eine gute Managerin. Vielleicht gibt mir jemand eine Chance.“
„Ich werde meinen Job auch aufgeben. Ich brauche eine Veränderung.“
„Das kannst du nicht machen. Du hast doch einen Traumjob.“
„Ich habe einen grässlichen Job. Ich verbringe mein ganzes Leben in Hotelzimmern, fliege kreuz und quer durch die Gegend. Ich habe keine Freunde, nicht mal ein richtiges Zuhause. Ich habe mich entschieden: Ich werde mich nun irgendwo niederlassen, vielleicht sogar ein Haus kaufen.“
„Und wo?“
„Weiß ich noch nicht. Irgendwo auf dem Land. Wenn du mich besuchst, können wir nackt herumlaufen.“
Tess kicherte. „Daran kann man sich schnell gewöhnen. Hoffentlich denken wir demnächst wieder daran, uns etwas überzuziehen.“
Er nahm ihre Hand und presste seine Lippen auf ihre Finger. „Hast du Hunger?“
„Auf dich oder auf Essen?“
„Erst mal bekommst du etwas zu essen – und dann mich. Die Hotelküche hat das Mittagessen in unser Haus geliefert.“
„Fantastisch! Ich bin kurz vorm Verhungern. Hoffentlich hast du etwas von der Pasta bestellt, die ich gestern hatte.“
Derek erhob sich und half danach Tess beim Aufstehen. „Natürlich habe ich das. Ich weiß doch, womit ich meine Lady glücklich machen kann.“
Hand in Hand liefen sie zum Haus zurück, und sie dachte, wie gut es sich anfühlte, seine Lady zu sein.
Der Wind hatte aufgefrischt, ein Unwetter braute sich zusammen. Am Strand beobachtete Derek, wie die Blitze die dahinjagenden Wolken und weißen Schaumkronen der Wellen beleuchteten. Das Wetter passte zu seiner Stimmung. Bei einem Hurrikan würde das Flugzeug nicht starten können, und sie müssten mindestens noch einen Tag auf der Insel bleiben. Aber selbst das wäre nur eine Gnadenfrist. Letztlich würde Tess nichts davon abhalten, wieder nach Hause zurückzukehren.
Nach dem fantastischen Essen hatten sie das kritische Thema nicht mehr angesprochen. Wie würde es nach ihrer Heimkehr mit ihnen weitergehen?
Noch einmal hatten sie sich geliebt. Diesmal war es Tess gewesen, die anschließend erschöpft eingeschlafen war. Doch er konnte sich nicht entspannen, fühlte sich ruhelos.
Es gab so viel, was er ihr sagen wollte. Nie hatte er Frauen Gefühle vorgespielt, die er nicht empfand. Jetzt verspürte er diese Gefühle zum ersten Mal – und wusste nicht, wie er sie ausdrücken sollte.
Zunächst musste er herausfinden, was Tess wollte. Keine Frage, dass sie ihre körperliche Beziehung genoss. Und auch außerhalb des Schlafzimmers verstanden sie sich wunderbar. Aber Tess Robertson war extrem unabhängig. Und das Einzige, was er ihr anbieten konnte – finanzielle Sicherheit –, schien sie nicht zu interessieren.
Sie war bereit gewesen, diese Verantwortung an Jeffrey abzutreten, doch der hatte sie verraten. Also muss ich ihr beweisen, dass meine Gefühle echt und dauerhaft und meine Motive rein sind, dachte Derek. Dass sie ihm vertrauen könne und er sie immer beschützen würde. Wenn sie schlicht und einfach leben wollte, ohne Luxus, würde auch er es versuchen.
Tief in Gedanken versunken,
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