Tiffany Extra Band 01
und drosch erst langsam, dann immer schneller mit seinen Fäusten darauf ein, womit er dem Interview so geschickt auswich wie ein Boxer seinem Gegner. Er schlug nicht fest, nur schnell und gleichmäßig, ließ seine Fäuste rotieren.
Sein Timing war perfekt. Die rhythmische Schlagabfolge zu beobachten, wirkte beruhigend auf Elizabeth. Zumindest so lange, wie sie auf die Hände schaute und nicht auf das Muskelspiel seiner Oberarme. Es war zwar zehn Jahre her, aber Dylan törnte sie immer noch mächtig an. Unter seiner manchmal fast arroganten Schale hatte er etwas an sich, das sie unwiderstehlich anzog.
Und wenn sie nicht aufpasste, würde sie ihre Karriere zum zweiten Mal gefährden.
Anderthalb Stunden später griff Dylan sich ein Paar Hanteln, das zwölf Kilo wog. Er musste sich unbedingt noch mehr verausgaben. Anstatt ihn nämlich lockerzumachen, hatte das Training ihn diesmal verspannt. Alles nur wegen Beth.
Und auch wenn sie es nicht glaubte – sie war ihm schon in der Schule aufgefallen. Sie hatte immer eine große Klappe gehabt, wenn sie sich für etwas interessierte. Lächelnd dachte er an ihre Reaktion, als die Schulbehörde es untersagt hatte, Kondomautomaten aufzustellen. Aufgebracht war sie während der Auftaktveranstaltung zur Sportwoche in der Aula nach vorn gestürmt, hatte sich das Mikro geschnappt und die Schüler aufgerufen, zu protestieren. Von den Sticheleien einiger Jungs, sie sei doch noch Jungfrau und wisse nichts über Kondome, hatte sie sich nicht beirren lassen. Sondern verdammt tapfer gekämpft.
„Wenn du jetzt Zeit hättest, wäre das gut.“
„Wie bitte?“ Er nahm das Handtuch, das er sich über die Schulter gelegt hatte, wischte sich den Schweiß vom Gesicht und starrte sie an. Worum ging es überhaupt?
Elizabeth seufzte frustriert und setzte sich auf die Trainingsbank ihm gegenüber. „Wenn du das Interview hinauszögern willst, kann ich es kaum verhindern, aber wenn du glaubst, ich würde unverrichteter Dinge verschwinden, irrst du dich.“
Er grinste. „Ja, ich erinnere mich. Du kannst verbissen sein wie eine Bulldogge.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Vielen Dank auch.“
„Es war ein Kompliment.“
„Weißt du was? Es ist okay, wenn du dich nicht an mich erinnerst. Es ist lange her. Das meiste würde ich auch gern vergessen.“
Er machte ein geringschätziges Geräusch, obwohl es ihm genauso ging. Mann, die Highschool war für ihn Himmel und Hölle gewesen, weit schlimmer als die Grundschule. Er hatte sich geschämt, nicht so gut lesen zu können, aber dann war er ein Baseball-Star geworden, und niemand schien zu merken, dass er mit dem Lesen nicht klarkam. „Hast du eigentlich immer in Lester gewohnt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir zogen dahin, als ich in die neunte Klasse kam.“
„Ich wette, du hast jede Klasse spielend geschafft.“
Beth musterte ihn mit ihren blauen Augen, und ihm fiel auf, dass sie keine Brille mehr trug. Mit den XXL-großen runden Gläsern hatte sie immer so gelehrt ausgesehen. „Ich schreibe nicht mehr für die Schulzeitung“, rief sie ihm in Erinnerung. „Dieses Interview muss gut laufen. Ich wäre dankbar, wenn du aufhören würdest, meine Zeit zu verschwenden. Denn wenn du mich zum Narren hältst, habe ich auch weniger Zeit, den Artikel sorgfältig zu schreiben, was dir keinen Dienst erweisen würde.“
„Ich halte dich nicht zum Narren.“ Was nicht ganz stimmte. Er wich ihren Fragen aus, aber das war ihm im Moment egal. Beth interessierte ihn mehr. „Warum ist das Interview so wichtig? Ich hätte gedacht, ein Auftrag wie dieser ist unter deinem Niveau.“
Sichtlich überrascht ließ sie das Notizbuch sinken. „Wieso?“
„Du bist zu klug. Nicht nur um bei einer Kleinstadtzeitung zu arbeiten, auch um eine Story über mich zu schreiben. Das ergibt keinen Sinn.“
„Ich stimme dir zu, aber ich verstehe nicht, wie du darauf kommst.“
„Wolltest du nicht Karriere machen?“
„Stimmt. Unglaublich, dass du das weißt.“
„Wie gesagt, ich erinnere mich an dich.“
Stöhnend verdrehte sie die Augen gen Himmel.
„Was hast du?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich fasse es nicht, dass es mir nach zehn Jahren immer noch peinlich ist.“
„Was denn?“
„Willst du das wirklich wissen?“
„Ja. Denn ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
„Das Foto von uns. Diese schreckliche Fotomontage. Aber ich schwöre, ich weiß nicht, wer es war.“
Dylan wusste genau, worüber sie sprach. Er grinste.
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