Tiffany Extra Band 01
Home Run erzielt, weil er konzentriert geblieben war, nicht weil irgendeine Frau auf der Tribüne saß.
Als er am Ausgangsbase ankam, sah er sie. Sie hatte nichts Farbenfrohes an. Aber irgendwie wurde sein Blick von ihrem glücklichen, geröteten Gesicht angezogen.
Tess. So hieß sie. Sie klatschte wie alle anderen. Aber die anderen wurden immer leiser, so leise, dass nur noch Tess ihn anzufeuern schien.
Er rannte über das Base, und sein Herz hämmerte. Aber nicht vor Anstrengung, eher euphorisch. Mann, das war die Wende. Im zweiten Durchgang erreichte er mit einem Schlag das erste Base, im fünften gelang ihm das Double und dann der Home Run.
Jemand klopfte ihm auf den Rücken.
Ein anderer klapste ihm auf den Hintern. „Bravo, Lessing.“
Langsam schritt er zu den Logen der Spielerfrauen, nahm den Helm ab, und lächelte Tess zu.
Prompt erstarrte sie und hörte auf zu klatschen. Ihr Gesicht sah nicht mehr glücklich aus, und sie guckte ihn an, als habe er sie geschockt.
Sally grinste übers ganze Gesicht und stieß ihre Freundin an.
Eric machte kehrt. Was zum Teufel war das denn?
„Glaubst du es nun?“, rief Mike ihm zu. „Sie ist da – und du bist in Bestform.“
Eric zog die Handschuhe aus und setzte sich. „Sie … Sallys Freundin … Tess?“
„Ja.“ Mike verzog das Gesicht, als der Schiedsrichter „Fehler“ rief.
„Geht ihr Jungs nachher zu O’Malley’s?“, versuchte Eric, vom Thema abzulenken.
„Nicht heute.“ Mike sah ihn an. „Du kannst sie einfach anrufen, weißt du.“
„Tess?“ Eric tat ahnungslos. „Mann, ich glaube, sie mag mich gar nicht.“
„Wieso?“
„Vorhin lächelte ich ihr zu, und sie sah aus, als …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Sie reagierte seltsam.“
„Du täuschst dich, Junge. Laut Sally bist du ihr Favorit. Verflixt, sie kennt deine Trefferquote, liest sämtliche Statistiken, weiß alles.“
Das galt auch für eine Menge anderer Fans. „Hey, sie ist aufgekreuzt, ich treffe wieder. Lass es gut sein.“
„Morgen kommt Tess nicht. Wenn du willst, kann ich dir ihre Handynummer geben. Aber wenn du nicht dran glaubst, dass sie dir Glück bringt … na ja, dann lass es gut sein, wie du sagtest.“
Tess rieb sich die müden Augen und warf einen Blick auf die Notizen für die Unterrichtseinheit, die sie noch vorbereiten musste. Die Schule fing wieder an, und wenn sie nicht fertig wurde, konnte sie morgen nicht zum Spiel. Aber heute hatten die Bulls gewonnen, Eric einen Home Run erzielt, und sie war glücklich, dabei gewesen zu sein.
Abgesehen von dem Moment, als sie gedacht hatte, dass er sie anlächelte. Stichwort verlegen. Sie war total erstarrt. Bis sie begriffen hatte, dass sein Lächeln nicht ihr, sondern Sally galt. Das jedenfalls versuchte sie sich seit Stunden einzureden. Was allerdings nicht erklärte, warum sie so verlegen geworden war. Schließlich hatte er ja nicht gewusst, dass sie dachte, er würde in ihre Richtung lächeln.
Ihr Handy klingelte. Sie blickte stirnrunzelnd zur Wanduhr in der Küche und stand vom Tisch auf. Verflixt, wo hatte sie das blöde Ding diesmal gelassen? Das nächste Klingeln führte sie ins Wohnzimmer. Sie sah das blinkende Handy auf dem Telefonbänkchen, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, und lächelte schief. Na also. Der richtige Platz für ein Telefon.
Die Nummer des Anrufers wurde nicht angezeigt. „Hallo?“
„Tess? Tess Myers?“
„Ja …“
„Hi. Hier ist Eric Lessing.“
Ihr Denken setzte aus. Eric Lessing? Nein, Sally hätte ihr gesagt, wenn sie ihm ihre Nummer gegeben hätte. Es musste sich jemand einen Scherz erlauben. Vielleicht Mike? Seit Wochen drohte er, ihr die Yoga-Geschichte heimzuzahlen. „Wie bitte?“
„Eric Lessing. Ich spiele für die Bulls.“
Sie hatte Erics Stimme schon einmal in einem Werbespot gehört. Jetzt klang er anders, obwohl das sexy Timbre zu ihm passen würde. „Okay, ja und?“ Sie tastete hinter sich nach einem Stuhl und sank auf die Sitzfläche.
„Ich weiß, es ist spät, aber …“
Sie hörte Männergelächter im Hintergrund. Vielleicht aus einer Umkleide? Sonderbar. Hatte Mike etwa mitgekriegt, dass sie kurz geglaubt hatte, Eric würde sie anlächeln? Fand er das lustig? Hm. Am besten wandte sie erst mal eine Hinhaltetaktik an. „Warum rufen Sie an?“
„Äh … warum ich anrufe?“ Er klang irritiert. Gut.
Sie würde ihm den Hals umdrehen … nein, beiden. Nein, nur Mike war zu so etwas fähig. Sally wäre nie so
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