Tiffany Extra Band 01
Strand.“
Während sie durchs Haus liefen, wurde Tess der unglaubliche Luxus bewusst, mit dem es ausgestattet war. Diese Nacht wurde immer surrealer. Was machte sie hier – ein ganz gewöhnliches Mädchen, das in den Nächten meist über Geschäftsbüchern brütete und tagsüber Ställe ausmistete?
Das Haus hätte aus einem Hochglanzmagazin für exklusive Reisen stammen können. Es war u-förmig gebaut im feudalen Kolonialstil einer französischen Plantage. In der Mitte war ein riesiger Garten angelegt – selbstverständlich mit einem prachtvollen Springbrunnen. Statt Fenster hatten alle Zimmer raumhohe Glastüren, die offen standen, um die leichte Brise vom Meer einzulassen. Der salzige Geruch des Ozeans lag in der Luft, und Tess konnte hören, wie sich am Strand die Wellen brachen.
Auf der breiten Veranda, die das Erdgeschoss und das erste Stockwerk umschloss, waren wie zufällig Stühle und Tische zwischen mannshohen Topfpalmen gruppiert. Eine exotische Pflanze in einem Hängekübel duftete wie ein betörendes Parfüm. Tief sog Tess den Atem ein und versuchte, sich jeden Aspekt dieser Nacht einzuprägen. Fast rechnete sie damit, die Augen zu öffnen und festzustellen, dass alles nur ein Traum war.
Am Ende der Veranda stiegen sie über die Treppe in den ersten Stock. Durch die hohe Glastür führte Derek sie in ein schwach beleuchtetes Zimmer, das von einem riesigen Himmelbett mit einem Moskitonetz beherrscht wurde.
„Ich hoffe, dir gefällt das Zimmer“, sagte er und warf dabei lässig sein Jackett über einen Stuhl. Dann folgte die Krawatte, und schließlich zog er das Hemd aus der Hose. „Das Bad ist da drüben. Wenn du irgendetwas brauchst, wähle einfach die Sieben. Der Portier der Hotelanlage wird sich darum kümmern, und Chloe wird dir etwas zum Anziehen raussuchen, bevor sie abreist.“
Wie hypnotisiert starrte Tess ihn an, als er sein Hemd aufknöpfte und seine muskulöse, tiefbraun gebrannte Brust entblößte. Das würde verdammt viel schwieriger werden, als sie gedacht hatte. Ihre Finger zuckten, und sie stellte sich vor, wie sie sanft über seine Haut fuhr. Gedanken, die man durchaus als Untreue bezeichnen konnte. Konnte? Es war Untreue! Sie seufzte.
„Was ist los?“ Er runzelte irritiert die Stirn.
„Du ziehst dich aus?!“
Einen Moment stutzte er, dann brach er in Gelächter aus. „Ich wollte es mir nur bequem machen, bevor wir zum Strand runtergehen. Entschuldige, aber hier laufe ich immer ziemlich leger herum.“
Vor Verlegenheit lief sie rot an. „Nein, nein, das ist okay, ich dachte nur … na ja, ist auch egal.“
„Ich sage es noch einmal. Nichts wird passieren, solange du es nicht willst.“
„Warum hast du mich hierhergebracht?“ Ihre Neugier hatte gesiegt. Wenn es ihm nicht um Sex ging, worum dann?
Einen ziemlich langen Moment dachte er über ihre Frage nach, dann zuckte er mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Ich wollte dich einfach nicht gehen lassen. Ich finde dich … faszinierend.“
Darüber musste sie lachen. „Faszinierend“ war wohl das letzte Wort, mit dem sie sich beschrieben hätte. Bestenfalls war es ihr gelungen, sich ein bisschen geheimnisvoll zu geben. Vielleicht fand er sie aber auch nur so sonderbar, dass es ihn neugierig machte.
„Es ist gar nicht so kompliziert, wie du glaubst.“ Beruhigend legte er die Hand auf ihren Arm. „Jetzt machst du es dir hier gemütlich, während ich uns etwas zu trinken besorge. Danach gehen wir an den Strand. Ach ja, etwas zu essen bestelle ich auch.“ Nach diesen Worten verschwand er und überließ Tess ihren Gedanken.
Verwirrt setzte sie sich aufs Bett. Was wäre geschehen, wenn Derek sich tatsächlich ausgezogen hätte? Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben: Spätestens, wenn er völlig nackt vor ihr gestanden hätte, hätte sie sich auch die Kleider vom Leib gerissen.
Dass sie sich begehrten, war keine Frage. Sie spürten es beide und wussten, wohin es führen konnte. Aber es gab eine Grenze, die sie nicht überschreiten durfte. Falls sie zu Jeffrey zurückkehren und ihn heiraten wollte, musste sie sich anständig benehmen und ihre Gefühle unterdrücken. Ein paar Küsse waren vielleicht noch zu entschuldigen. Leidenschaftliche Bettspiele dagegen nicht.
Genieße es, solange es währt, sagte sie sich. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Märchen wahr wird …
3. KAPITEL
„Du steckst voller Überraschungen. Bisher hast du noch nie eine Freundin auf die Insel gebracht,
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