Tiffany Extra Band 03
Kopfkissen versteckt.
„Na gut“, sagte sie, und er ging an ihr vorbei.
Er roch so gut. Joanna schaute ihm in die Augen, und er erwiderte ihren Blick.
„In einer Stunde?“
„In einer Stunde“, erwiderte sie und blies die Luft aus.
Als Ben weg war, ließ Joanna sich aufs Bett sinken, holte die Glock unterm Kopfkissen hervor und überlegte, wo sie die Waffe sonst verstecken könnte, damit Ben sie nicht auch noch fand.
Schließlich entschied sie sich für die oberste Ablagefläche in einem leeren Küchenschrank. Dort würde niemand eine Waffe suchen, nicht einmal Ben. Nachts konnte sie sie ja weiterhin unter ihrem Kopfkissen aufbewahren.
Ihr Handy piepte. Die Dossiers über Charlie und Lisa waren angekommen. Rasch forderte sie per SMS auch ein Dossier über Lisas Ex, Paul, an.
Sie überflog die Texte und stellte fest, dass die Akte über Lisa wie erwartet nichts Besonderes enthielt. Nur um ganz sicher zu sein, bat sie noch um eine Liste der letzten auf Lisas Telefon eingegangenen Anrufe.
Charlies Akte war etwas umfangreicher, es gab ein paar kleinere Delikte in seiner Jugendzeit, dann hatte er beim Militär gedient. Was Joanna jedoch stutzig machte, waren einige Lücken in seinem Lebenslauf. Was hatte er gemacht, nachdem er die Klinik verlassen und bevor er bei Ben angefangen hatte? Nicht dass es von Bedeutung war. Vielleicht hatte er bei einem Freund gewohnt oder in einem Motel. Trotzdem, Zeitlücken im Lebenslauf eines Menschen konnten bedeuten, dass er etwas zu verbergen hatte.
Sie würde nachforschen, allein schon deshalb, weil sie begonnen hatte, Lisa zu mögen. Charlie machte zwar auch einen guten Eindruck, aber man konnte nie wissen.
Joanna zog sich um, wischte im Badezimmer auf und bereitete sich auf ihr Treffen mit Ben vor. Es würde nicht ganz einfach sein, so zu tun, als wäre sie eine Anfängerin. Schießen war für sie fast so selbstverständlich wie Atmen.
Als sie zufällig aus dem Fenster blickte, sah sie Charlie auf dem Parkplatz mit jemandem reden. Diese Unterhaltung schien alles andere als freundlich zu sein.
Rasch ging sie die Treppe hinab und durch den Hinterausgang hinaus. Sie schlich an der Rückseite des Hauses entlang und versuchte, lautlos zu atmen. An der Hausecke blieb sie stehen. Sie hörte die Männer reden, leider ziemlich leise, sie konnte nicht alles verstehen.
Charlie sagte etwas, das klang wie „das war ein Fehler“, aber dann senkte er die Stimme, und sie konnte nicht mehr hören, was er sagte.
„Du tust besser, was man dir sagt“, sagte der andere.
„Es kommt nicht infrage, dass ich …“, zischte Charlie. Joanna fluchte lautlos, als ihr erneut die zweite Hälfte des Satzes entging, weil gerade ein Truck in der Nähe parkte.
Es war unmöglich zu sagen, ob es bei diesem Gespräch um etwas Persönliches ging oder um mehr. Joanna musste unbedingt versuchen, das herauszufinden. Sie trat hinter der Ecke hervor, ging auf die Männer zu und grüßte freundlich.
„Charlie, da bist du! Ich habe dich überall gesucht.“ Sie bemerkte, dass Charlie sich instinktiv zwischen sie und den anderen Mann stellte.
Um sie zu beschützen? Oder um ihr den Blick auf diesen Mann zu verstellen?
„Was gibt’s, Jo?“ Charlie wirkte gestresst, als ob ihr plötzliches Auftauchen ihn verunsicherte.
„Ich war nicht sicher, ob … die übrig gebliebene Suppe eingefroren oder nur gekühlt werden soll.“
Ziemlich mager, aber etwas Besseres war ihr nicht eingefallen.
„Ich mach das schon, wenn ich wieder drin bin“, sagte er, und sein Blick verriet eindeutig, dass er sich gestört fühlte.
Joanna trat zur Seite und warf einen Blick auf den dunkelhaarigen, hochgewachsenen Mann, der sie und Charlie beobachtete. Er war teuer gekleidet, machte aber einen schmierigen, ja sogar gewalttätigen Eindruck.
Der Mann verzog keine Miene. Joanna blickte von ihm zu Charlie und neigte den Kopf.
„Ist alles in Ordnung?“
„Alles in Ordnung“, antwortete der Dunkelhaarige und lächelte. Ein eisiger Schauer fuhr Joanna über den Rücken. „Ich versuche nur, Charlie von einem moderneren Sicherheitssystem für die Bar zu überzeugen. Man kann schließlich nie vorsichtig genug sein.“
„Ah, Sie sind Vertreter“, sagte Joanna, scheinbar erleichtert, und lächelte.
„Ja.“
„Ich weiß, ich habe gesagt, ich würde darüber nachdenken, aber ich habe mit meinem Partner geredet, und wir haben es uns anders überlegt“, sagte Charlie. „Vielen Dank für das Angebot, aber wir kommen
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