Tiffany Extra Band 03
Wasser, das aus einem Rohr in der Wand spritzte. Er bückte sich wieder, drehte den Hahn unter dem Waschbecken zu und setzte der Flut damit ein Ende.
Joanna holte tief Luft und stemmte die Hände in die Hüften.
„Was machen Sie denn hier?“
„Ich repariere Ihren Wasserhahn“, erwiderte er, als sei nichts selbstverständlicher als das.
„Wieso?“
„Ich habe an der Steckdose gearbeitet, dann musste ich mal. Da ist mir aufgefallen, dass der Wasserhahn stark tropft, also dachte ich mir, ich mach ihn mal auf und setze eine neue Dichtung ein, aber so einfach war das nicht. Die Armaturen sind ziemlich alt, die Wasserleitung brüchig und …“
„Und da haben Sie sich gedacht, Sie machen das einfach alles, ohne mich zu fragen?“
Ihr Ton war ungewollt scharf.
„Nun ja, Sie waren beschäftigt, und ich habe gerade jetzt Zeit.“ Ben richtete sich auf und zog sein patschnasses T-Shirt aus. „Mir ist eingefallen, dass wir schon einmal ein Problem mit dieser Steckdose hatten. Falls Sie sich erinnern – Charlie und ich bezahlen hier die Wasser- und Stromrechnung. Wenn etwas kaputt ist, muss ich das wissen und mich darum kümmern.“
Joanna nickte. Er hatte recht, und sie war zu empfindlich.
„Schon gut. Tut mir leid. Ich wollte eigentlich Bescheid sagen, aber es war mir unangenehm, zumal Sie mir ja schon die Klimaanlage eingebaut haben. Dass der tropfende Wasserhahn ein Problem für Sie ist, kam mir gar nicht in den Sinn.“
Sie standen sich in dem engen Bad gegenüber und schwiegen. Joanna starrte auf Bens nackte Brust. Die Fantasien, die sie unter der Dusche gehabt hatte, beherrschten plötzlich wieder ihre Gedanken.
„Ich …“, stotterte sie. Dann drehte sie sich um und ging hinaus. Dabei streifte sie mit einem Bein den Türrahmen. Etwas Schweres fiel zu Boden.
Ihre Pistole.
Joanna schloss verzweifelt die Augen und wartete eine Sekunde, bevor sie sich wieder umdrehte.
„Was machen Sie denn damit?“, fragte Ben langsam.
Sie wollte so unbefangen wie möglich die Pistole aufheben, doch er kam ihr zuvor.
„Sie gehört mir. Ich habe eine Lizenz.“
„Wozu?“ Ben ging einen Schritt auf sie zu.
„Ich … man kann als Frau nie vorsichtig genug sein, wissen Sie? Ich habe sie mir in San Diego besorgt.“
„Die meisten Frauen, die eine Pistole haben, bewahren sie in ihrem Nachttisch auf oder irgendwo sonst im Haus. Oder vielleicht in ihrer Handtasche. Sie tragen sie nicht mit sich herum.“ Bevor Joanna etwas dagegen tun konnte, hatte er sich vorgebeugt, ihr Bein abgetastet und das Knöchelhalfter entdeckt. „Und schon gar nicht so .“ Er richtete sich auf und sah Joanna fragend an.
„Erklären Sie mir das, Joanna. Alles.“
Jetzt musste sie improvisieren.
„Ich habe vor Lenny mehr Angst, als ich zugegeben habe“, sagte sie verlegen. „Und vor seinen Freunden. Er hat auch eine Waffe, und ich wollte einfach sicher sein. Ich hatte Angst, dass Sie mich nicht einstellen, wenn ich Ihnen das sage.“
Ben nickte. „Okay, aber Sie hätten mir gegenüber von Anfang an ehrlich sein sollen.“
„Stimmt. Es tut mir leid. Ich habe am liebsten immer alles selbst unter Kontrolle.“
Er betrachtete die Waffe und drehte sie hin und her, wie ein Mann, der es gewohnt ist, mit Schusswaffen umzugehen.
„Sie können also schießen?“, fragte er.
„Man zielt und drückt ab.“
Ben lächelte.
„Das ist eine Hochleistungswaffe. Haben Sie mit der schon einmal geschossen?“
„Der Laden, in dem ich sie gekauft habe, hatte einen Übungsplatz. Dort habe ich sie einmal benutzt.“
Ben schüttelte den Kopf. „Wir treffen uns in einer Stunde hinter meinem Haus.“
Sie sah ihn verwundert an. „Wozu?“
„Ich kann Ihnen zeigen, wie man schießt und dabei auch trifft“, erwiderte er und schob die Pistole in den Bund seiner Jeans.
„Hey“, rief Joanna. „Die gehört mir.“
„Stimmt. Und wenn ich den Eindruck habe, dass Sie wissen, wie man damit umgeht, dann können Sie sie wiederhaben. Aber ich will nicht, dass Sie jemals wieder hier damit herumlaufen. Bewahren Sie sie hier in Ihrer Wohnung auf, getrennt von der Munition. Es ist zu gefährlich, wenn man als Amateur bewaffnet in einem Raum voller Menschen herumläuft“, fügte er noch hinzu.
Joanna wollte protestieren, ihm sagen, dass sie keine Amateurin war – weit davon entfernt. Wahrscheinlich konnte sie sogar besser schießen als er. Aber sie musste an ihrer Tarnung festhalten. Außerdem hatte sie ja noch eine zweite Pistole unter ihrem
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