Tiffany Extra Band 03
es Charlie ganz eng in der Brust.
„Oh, fast hätte ich es vergessen“, sagte Lisa. Sie drehte sich auf den Rücken und winkelte einen Arm an. „Ein Mann hat hier angehalten und sich nach dir erkundigt.“
Sofort war es vorbei mit der wohligen Entspannung. Niemand wusste von ihm und Lisa, nicht einmal Ben. Charlie wollte auf keinen Fall riskieren, dass ihr Verhältnis bekannt wurde. Also sollte niemand an Lisas Tür klopfen und nach ihm fragen.
„Tatsächlich? Wann denn?“
„Vorgestern Abend“, erwiderte sie. „Tut mir leid, ich hatte es ganz vergessen. Die Kinder waren wieder einmal so wild – und dann die Arbeit. Ich …“
„Hat er sich vorgestellt?“, fiel Charlie ihr ins Wort.
„Er hat nur gesagt, ich soll dir ausrichten, Joe sei vorbeigekommen und wollte wissen, ob du mit der Arbeit fertig bist. Arbeitest du für ihn an einem Motorrad?“
Charlie verdiente sich Geld dazu, indem er Motorräder restaurierte. Er selbst fuhr ja nicht mehr, aber es machte ihm Spaß, an den Maschinen zu arbeiten.
„Ja. Ich schätze, ich habe ihm wohl von dir erzählt“, sagte er. „Tut mir leid.“ Ihm war ganz flau in der Magengegend.
Joe wartete keineswegs auf ein repariertes Motorrad. Joe war ein Teil von Charlies Vergangenheit, über die er lieber nicht reden wollte. Er hatte geglaubt, das sei alles vorbei und vergessen. Er hatte geglaubt, wenn genug Zeit verstrichen war, würden sie ihn in Ruhe lassen. Offenbar hatten sie ihn stillschweigend beobachtet.
Joes Erscheinen war eine Botschaft an Charlie. Er hatte Lisa nichts von ihnen erzählt – aber sie ließen ihn auf diese Art wissen, dass sie Bescheid wussten. Dass sie von ihm und Lisa wussten, dass sie wussten, wie wichtig sie für ihn war, und dass sie jederzeit bei ihr auftauchen und sie belästigen könnten, wenn sie das wollten.
Er nahm Lisa in die Arme als sie ruhig und gleichmäßig zu atmen begann und er wusste, dass sie eingeschlafen war. Er würde alles – alles – tun, um sie und ihre Kinder zu beschützen.
Dieses Mal könnte der Preis allerdings sehr hoch sein.
Es könnte ihn seinen besten Freund kosten. Charlie wusste, was Ben vor aller Welt geheim hielt. Die Männer, die ihn bedroht hatten, hatten ihm erzählt, was bei dem Rodeo passiert war und dass Ben letzte Woche keineswegs unterwegs gewesen sei, um ein Problem mit einem Spirituosenlieferanten zu klären, jedenfalls nicht nur. Er hatte sich mit Vertretern der Bundespolizei getroffen, weil er einen Mord beobachtet hatte. Zu wissen, dass sein Freund das durchmachen musste, machte Charlie ganz fertig. Aber Ben hatte bis jetzt nicht mit ihm darüber geredet.
Er selbst musste jedenfalls Lisa und den Kindern die oberste Priorität einräumen. Ben würde das verstehen, aber hoffentlich würde er nie erfahren, was Charlie wusste oder was man von ihm verlangte.
Wenn er nur einen Ausweg wüsste.
Fast hätte Joanna genussvoll aufgestöhnt, als sie in das Riesensandwich biss, das Lisa ihr gegeben hatte. Sie saßen an einem kleinen Tisch in der Bar. Es war Freitagmittag.
„Schmeckt himmlisch“, murmelte sie.
„Nichts ist so sexy wie ein Mann, der gut kochen kann“, bemerkte Lisa und blickte kurz zu Charlie hinüber.
„Das stimmt.“ Joanna lächelte wehmütig. „Kochen habe ich irgendwie nie richtig gelernt.“
Lisa grinste. „Ich auch nicht, ehrlich gesagt. Die Kinder lieben es, wenn Charlie das Abendessen macht.“
Joanna hob ihr Limonadenglas. „Auf die Männer, die kochen können.“
Lisa hob ebenfalls ihr Glas und nickte.
„Wozu eigentlich diese Geheimnistuerei?“, fragte Joanna. „Charlie scheint es doch wirklich ernst zu meinen, und auch wenn du noch nicht geschieden bist, du lebst doch getrennt von Paul.“
„Wenn man Kinder hat, ist es kompliziert. Paul versucht, ein Teilsorgerecht zu bekommen. Ich darf auf keinen Fall etwas tun, das er vor Gericht als Beweis dafür verwenden könnte, dass ich keine Vollzeitmutter bin.“
„Was für ein Schwein. Hat er dich geschlagen?“
Lisa sah sie überrascht an. „Wie kommst du darauf?“
Durch ihren Job wusste Joanna nur zu gut, was manche Männer ihren Frauen antaten.
„Ich kenne das“, sagte sie nur, obwohl das nicht stimmte. Wenn ein Mann jemals auch nur den Versuch machen würde, sie zu schlagen, dann würde er im nächsten Moment bewusstlos am Boden liegen.
„Ich hatte mich damit abgefunden, hatte gedacht, es sei besser für die Kinder, beide Eltern zu haben. Meine Eltern waren geschieden, und viele
Weitere Kostenlose Bücher