Tiffany Extra Band 03
das weißt du.“ Gwen lächelte sie mitfühlend an. „Glaub mir, ich verstehe dich ja. Dieser Mistkerl ist noch immer auf der Flucht. Ich an deiner Stelle hätte auch Angst. Ich meine, was ist, wenn er plötzlich vor deiner Tür steht? Oder dir irgendwo auflauert und dich bedroht, damit du ihm hilfst?“
Marley spürte, wie sich ihr der Hals zuschnürte. Sie schluckte. Oh, wie sie es hasste, an Patrick erinnert zu werden – und an ihre eigene Dummheit!
Vor acht Monaten war sie noch überglücklich gewesen. Frisch verliebt, die Arbeit gefiel ihr, und sie hatte sich ein schönes altes Haus gekauft.
Na ja, Job und Haus waren ihr geblieben, aber der Mann, den sie geliebt hatte? Der war ein Schwindler. Ein Verbrecher. Vermutlich sogar ein eiskalter Mörder.
Sie hatte Patrick im Krankenhaus kennengelernt, wo er wegen einer Stichwunde lag. Er war auf dem Heimweg überfallen worden – angeblich. Jedenfalls hatte er auf ihrer Station gelegen und Marley ziemlich schnell mit seinem charmanten Lächeln erobert.
Am Tag seiner Entlassung waren sie das erste Mal miteinander ausgegangen, drei Wochen später war er zu ihr ins Haus gezogen. Und vier Monate danach hatten sie sich verlobt.
Ihr großes Glück hielt fünf Monate. Fünf Monate voller Lachen, mit fantastischem Sex und dem wundervollen Gefühl, von einem Mann geliebt zu werden, der nicht nur gut aussah, sondern auch Humor besaß und sie von morgens bis abends verwöhnte. Er hatte den Beschützer gespielt und sie glauben lassen, sie würde ihm alles bedeuten.
Ja, Patrick war gut darin gewesen, ihr etwas vorzuspielen. So gut, dass sie ihn auch noch verteidigt hatte, als die Polizisten ihr zum zehnten Mal sagten, ihr Verlobter sei kein freischaffender Webdesigner, sondern ein Drogendealer. Und der Hauptverdächtige in einem Mordfall. Man beschuldigte ihn, einen Ermittler des Drogendezernats erschossen zu haben.
Gott, wie dumm sie gewesen war! Sie hatte diesem Verbrecher hundertprozentig vertraut und nie gemerkt, dass er sie die ganze Zeit belogen hatte.
„Er wird hier nicht auftauchen“, sagte sie grimmig. „Ich schätze, er ist in Mexiko. Liegt am Strand und lacht über die Polizisten, weil sie ihn nicht schnappen konnten.“
Seit er vor drei Monaten geflohen war, hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Und das blieb hoffentlich so. Marley wollte Patrick nie wiedersehen, und sie hatte alles getan, um jede Spur von ihm zu vernichten. Seine Kleidung im Garten verbrannt, den Verlobungsring die Toilette hinuntergespült.
Jetzt wünschte sie nur noch, sie könnte ihn für immer vergessen!
„Auf die Polizei bin ich auch sauer.“ Gwen zog die Stirn kraus. „Sie hätten dich nicht beschuldigen dürfen, Patricks Komplizin zu sein.“
Marley lachte bitter. „Detective Hernandez konnte eben nicht glauben, dass ich so naiv war. Eine Frau, die nicht merkt, dass ihr Verlobter ein Krimineller ist? Das klingt doch für jeden total unglaubwürdig.“
„Du warst nicht naiv. Patrick ist einfach ein guter Schauspieler.“
„Ja, das ist er.“ Marley stand auf, nahm die leeren Kaffeebecher vom Tisch und brachte sie zum Spülbecken. „Inzwischen lässt die Polizei mich ja auch endlich in Ruhe. Ich habe seit Wochen nichts mehr von ihnen gehört. Und nun lass uns bitte das Thema wechseln, okay?“
Gwen lächelte. „Darf ich dir von Nicks Freund erzählen?“
„Nein, ich bin nicht interessiert.“
„Ach, komm. Du sollst den Kerl ja nicht gleich heiraten. Es geht nur um ein Date. Ein harmloses Date.“
Marley schüttelte den Kopf. „Ein Blind Date ist nichts für mich. Ich kann nicht mit einem Fremden im Restaurant sitzen. Das ist mir … zu gezwungen.“
„Dann organisiere ich ein Dinner zu viert.“
„Nein.“ Auch diese Vorstellung behagte ihr nicht. „Ich will niemanden kennenlernen. Ich bin noch nicht so weit, Gwen. Versteh das bitte.“
„Ja, natürlich.“ Gwen stand auf. „Aber glaub nicht, dass ich tatenlos zusehe, wenn du dich weiterhin in diesem Haus vergräbst.“ Sie griff nach ihrer Handtasche. „Jetzt muss ich mich allerdings beeilen. Ich bin mit Nick zum Lunch verabredet.“
Marley folgte ihrer Freundin aus der Küche und auf den Flur, wo ein Stapel Bretter lag, um den man herumgehen musste.
„Sind die für den Wandschrank, den dir dein Bruder bauen soll?“
„Ja. Er wollte es letzten Sonntag erledigen. Doch kaum hatte er das Material hereingebracht, wurde er zu einem Kunden gerufen. Ich weiß nicht, wann er sich wieder blicken
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