Tiffany Extra Band 03
grinste die Frau an, die auf dem Bett lag.
Er hatte Lydia aus dem Schrank gelassen, damit sie frische Luft bekam. Schließlich war er kein Monster. Allerdings war sie noch immer gefesselt und geknebelt. Und die Panik in ihren Augen verriet, was sie dachte.
„Entspann dich“, sagte er seufzend. „Ich werde dir nicht wehtun. Wie oft soll ich dir das noch versprechen?“
Sie wimmerte. Herrgott, das nervte ihn! Patrick ging zum Bett, setzte sich und sah Lydia in die Augen. „Ich bin kein schlechter Junge. Also hör auf, mich so anzusehen. Was ist falsch daran, wenn man viel Geld verdienen möchte?“
Die alte Frau konnte nicht antworten – mit Klebeband auf dem Mund –, doch ihr Blick machte ihn rasend. So hatten seine Eltern ihn angesehen, so … verächtlich, wenn er von seinen großen Plänen erzählt hatte. Die beiden lebten in einem Kaff in Idaho, unterrichteten Mathe und kamen vor Langeweile um.
Also, für Patrick wäre das nichts. Er hatte sich schon als Kind gewünscht, aus dem miefigen Provinznest rauszukommen und jemand zu sein . Er wollte ein aufregendes Leben führen. Eine weiße Jacht haben, etliche Millionen Dollar auf dem Bankkonto und um die ganze Welt reisen.
Doch vor allem wollte er Marley. Sie war schön und liebevoll und gut. Ein böser Junge brauchte einen Engel, ein gutes Mädchen wie sie, so glich sich alles wieder aus.
Dumm war nur, dass er jetzt diesen Drogenfahnder austricksen musste. Es würde nicht leicht werden, an das Geld zu kommen, das er unter den Fliesen in Marleys Badezimmer versteckt hatte. Aber er würde schon einen Weg finden.
Klar. Es gelang ihm doch immer.
6. KAPITEL
Den Vormittag verbrachte Caleb damit, nochmals alle Akten über Patrick Grier zu studieren. In der Hoffnung, er würde einen Hinweis finden, wo sich der Kerl aufhalten könnte. Doch bisher tappte er im Dunkeln.
Und die letzte Nacht? Die hatte er damit verbracht, sich ruhelos im Bett zu wälzen, an eine bestimmte Frau zu denken und sich nach ihr zu sehnen.
Sein Körper schmerzte vor Verlangen. Auch sein Kopf schmerzte. Und sein Herz.
Er wollte Marley. Er mochte Marley.
Nein. Er mochte sie wirklich … sehr … zu sehr. Das wurde langsam beunruhigend. Er wollte sich nicht verlieben.
Das Telefon klingelte. Caleb sah auf dem Display, dass es sein Vorgesetzter war. „Guten Morgen, Sir.“
Statt einer Begrüßung polterte Stevens los. „Ford, was ist los bei Ihnen?“
„Wie meinen Sie das?“
„Miguel Hernandez hat mich gerade angerufen. Wollte wissen, warum sich einer meiner Männer bei Marley Kincaid einschleimt.“
Vielen Dank, Hernandez.
„So ist es nicht, Sir. Ich hatte keine andere Wahl, als Kontakt zu ihr aufzunehmen.“ In kurzen Worten erzählte er von der Szene am Dachvorsprung und sagte dann: „Adam meinte, da sie mich ohnehin schon gesehen hatte, sollte ich den Umgang mit ihr intensivieren, um herauszufinden, ob sie etwas über Grier weiß.“
„Und, weiß sie etwas?“
„Nein.“
Stevens fluchte. „Informieren Sie mich nächstes Mal, bevor Sie Aktionen starten, die nicht geplant sind, okay? Was ist mit der E-Mail, die Hernandez erwähnt hat?“
Caleb zitierte den Inhalt, obwohl Stevens vermutlich eine Kopie vor sich liegen hatte. „Nun wissen wir, dass Grier die Frau unbedingt sehen will. Und ich denke, er wird hier schon bald aufkreuzen.“
„Dann halten Sie die Augen offen.“
„Wir werden den Mörder von Russ fassen, Sir.“ Das hatte sich Caleb geschworen, genau wie alle anderen Kollegen und auch ihr Boss. Der sie oft anschnauzte, doch immer fair blieb und seinen Männern absolut vertraute.
„Das werden wir“, bestätigte Stevens.
„Gibt es außer der E-Mail irgendwelche Neuigkeiten?“
„Nein. Lukas behält das Konto im Blick, das Grier und Kincaid gemeinsam eröffnet haben. Aber es gab weder weitere Einzahlungen noch den Versuch, Geld abzuheben. Ich habe sechs Männer am Flughafen postiert, zwei am Hauptbahnhof von San Diego, und einige Kollegen sind dabei, alle Kontaktpersonen von Grier zu befragen. Adam und ich haben die Überwachung von Miss Kincaid übernommen.“
Es waren so viele Männer für diesen Fall im Einsatz, dass die Chance, weitere Polizisten zu Marleys Schutz zu bekommen, äußerst gering war. Caleb wusste das. Davon abgesehen gehörte auch Stevens zu jenen, die an Marleys Unschuld zweifelten.
„Bändeln Sie nicht mit der Frau an, Ford. Seien Sie nur der freundliche Nachbar. Verstanden? Wir dürfen nicht riskieren, dass der
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