Tiffany Extra Band 03
würde sie bei ihrer Arbeit nur stören.
Sie nahm die schwere Halskette ab und legte sie der kleineren Frau um den Hals. „Oh, das Blau passt genau zu Ihren Augen! Es ist so eine schöne Farbe. Royce hat in dieser Saison viel Aquamarin verwendet.“
Kaia hatte damit nur sagen wollen, dass es modisch aktuell war, doch die Frau wirkte enttäuscht. „Ich würde nichts tragen wollen, was alle haben.“ Sie runzelte die Stirn und berührte die Kette, als wollte sie sie abnehmen.
Kaia alarmierte Royce mit einem Blick. Er schoss geradezu durch den Raum. Demnach musste es sich um eine sehr reiche Kundin handeln.
„Royce, du musst einmal sehen, wie diese Steine zu den Augen der Dame passen.“ Sie trat beiseite, um ihm das Feld zu überlassen.
Donner grollte, es blitzte, und der Wind rüttelte an den Scheiben. Kaia schaute zum Fenster und sah die rot gekleideten Pagen, die die Limousinen der Gäste parkten, von der Straße kommen. Inzwischen war es eine ganze Reihe von Autos. Wie viele Leute hatte Tina nur eingeladen?
Je mehr, desto besser, dachte Kaia. Tina konnte nicht erwarten, dass alle die Gästetoiletten unten benutzten. Ein hervorragender Vorwand, um später nach oben zu gehen.
Mehrere Blitze erhellten schlagartig das Gelände. Kaia sah eine Gestalt von draußen hereinschauen. Wahrscheinlich einer der Wachleute. Dem nächsten Blitz folgte ein Donner, der einige Gäste nach Luft schnappen ließ. Kaia auch.
Die Gestalt war nur für eine Sekunde beleuchtet, aber es reichte, um deutlich das Gesicht zu erkennen.
Blake McCauley .
Er stand draußen und beobachtete die Party. Er beobachtete sie .
Kaia wartete darauf, Schock oder Wut oder Bitterkeit zu empfinden – irgendetwas. Sie hatte heftiger reagiert, als sie an diesem Morgen nur seinen Namen gelesen hatte. Aber vielleicht hatten all die emotionalen Schläge von heute sie bereits betäubt.
Sie trat dicht ans Fenster und versuchte, trotz der Spiegelung des hellen Raums in der Scheibe, draußen in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Als Blitze das nächste Mal die Schatten aufhellten, war die Gestalt verschwunden wie ein Geist. Ein Geist aus ihrer Vergangenheit, wenn sie es dramatisch ausdrücken wollte.
Kaia wollte sich einreden, dass sie sich nur eingebildet hatte, ihn zu sehen, doch sie war zu realistisch. Seine Firma war für die Sicherheit an diesem Abend zuständig, also lag es nahe, dass er persönlich vor Ort war.
Es half nichts. Blake war hier. Und er hatte sie mit Sicherheit erkannt.
Wie sollte sie damit umgehen? Kaia atmete tief ein, um sich zu sammeln, und ging zu Royce, der etwas in sein Auftragsbuch kritzelte. Die Frau war weg.
„Siehst du? Du bist besser im Verkaufen, als du denkst“, meinte er und klappte das Buch zu. „Trag als Nächstes die Cabochon-Rubine“, ordnete er an. „Und frisch deinen Lippenstift auf.“
Hatte er vergessen, dass sie eigentlich nicht für ihn arbeitete?
„Los, los, los.“ Er machte kleine scheuchende Bewegungen mit den Fingern.
Na schön. Kaia legte die Rubinkette um ihren Hals und zog vor einem der vielen silbernen Bilderrahmen ihre Lippen nach.
Hinter sich sah sie verzerrt eine dunkle Gestalt, die sich in jedem der glänzenden Rahmen auf dem Sekretär widerspiegelte.
Blake.
Auf der anderen Seite des Raums schluckte Blake. Sein Mund war trocken.
Kaia.
Er hätte nie gedacht, dass er sie jemals wiedersehen würde. Um ehrlich zu sein, er hatte sie nie wiedersehen wollen. Ihr letzter schmerzerfüllter Schrei klang ihm immer noch in den Ohren. Und jetzt war sie hier in Nazarios Haus? Sie konnte nur Rache im Sinn haben. Pech für sie, dass er geblieben war.
Sie rechnete bestimmt nicht damit, dass er hier war. Er könnte sie diskret auffordern, die Party zu verlassen. Wenn sie noch nichts gestohlen hatte, konnte er sie gehen lassen. Würde er sie gehen lassen.
Doch je näher er auf sie zuging, desto näher wollte er ihr sein. Erinnerungen bombardierten ihn geradezu. Er hatte vergessen, wie stark ihre Anziehungskraft auf ihn wirkte. Nein, nicht vergessen. Er hatte geglaubt, dass er darüber hinweg war. Aber, falls überhaupt möglich, war diese Anziehungskraft über die Jahre noch intensiver und noch verwirrender geworden. Was war das nur für eine Macht, die Kaia über ihn hatte? Er tat dumme Dinge, wenn er in ihrer Nähe war. Und es war ihm auch noch egal. Sie war wie eine Sucht, die er bekämpfen musste.
Kaia war nicht schön im klassischen Sinn. Schön war ein zu weiches Wort für ihr Aussehen. Sie
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