Tiffany Extra Band 03
auf ihre überwältigende Anziehungskraft reagiert. Er hatte geglaubt, dass es gegenseitig war. Dieser Irrtum kam ihn teuer zu stehen. „Es tut mir leid.“
Sie schaute ihm in die Augen. „Was?“
„Dich geküsst zu haben.“
„Es tut dir noch nicht richtig leid.“ Sie drückte ganz leicht zu.
Es reichte. „Kaia!“ Er knirschte mit den Zähnen. „Lass sofort los!“
Ihre Mundwinkel gingen nach oben.
„Wenn ich fertig bin.“
Blake strengte sich an, gleichmäßig zu atmen. „Ich habe mich entschuldigt. Du hast deinen Punkt gemacht.“
„Oh, ich weiß. Jetzt geht es nur noch darum, dafür zu sorgen, dass du meinen Punkt nicht vergisst.“
Keine Chance, dass er diesen Moment je vergessen würde. Sie standen zwar in einer abgeschiedenen Ecke, aber trotzdem könnte jederzeit jemand vorbeischlendern. Schweiß rann aus seinen Achselhöhlen und an seinem Rücken herab. „Also geht es um Rache?“
Lächelnd hob Kaia das Kinn, bis ihr Mund seinem nah war und ihr Atem seine Lippen streifte. „Das ist nicht annähernd Rache genug.“
Okay, er hatte verstanden. Er hatte sie gedemütigt, jetzt demütigte sie ihn. Genug. „Lass mich los, oder du wirst es bereuen.“
„Nur zu. Ruf deine Leute.“ Sie zog an ihm. „Sag ihnen, dass ich ihren Boss in der Mangel habe.“
Das würde er nicht überleben. Er schluckte. „Was willst du?“
In diesem Moment ertönten Schreie, weil die Plane sich gelöst hatte und Teile davon gegen die Scheiben schlugen. Automatisch versuchte Blake sich umzudrehen, doch er konnte nur den Kopf bewegen. Kaia war nicht einmal zusammengezuckt.
„Kaia, ich muss helfen! Sag mir, was du willst, damit wir dies beenden können.“
Ihr Blick blieb fest. „Ich habe ein neues Leben.“ Sie ließ ihn los. „Halt dich da raus.“
Blake trat zurück. Gott sei Dank. Er versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, aber seine Hände zitterten, als er den Reißverschluss hochzog. „Bleib ehrlich, und ich werde es tun.“
Wortlos schritt sie an ihm vorbei zur Treppe.
„Wohin gehst du?“, fragte er.
Sie verzog die Lippen. „Mir die Hände waschen.“
Ein kleiner Schlag in die Magengrube zum Abschied.
Blake sah Kaia nach, als sie die Treppe hochging. Sein Gefühlschaos ließ sich nicht beschreiben.
Nie zuvor war ihm dergleichen passiert. Diese Frau hatte ihn völlig überrumpelt.
Trotzdem hasste er sie nicht. Im Gegenteil, er fühlte sich stärker denn je zu ihr hingezogen. Wie verrückt war das denn?
Völlig. Denn es war klar, dass Kaia ihn aus tiefstem Herzen hasste.
Aber wenigstens fühlte sie überhaupt etwas.
Während sie unter Blakes wütendem Blick die Treppe hochging, war Kaia froh, dass Blake nicht bemerkt hatte, wie sehr ihre Knie zitterten. Sie wusste aus Erfahrung, dass eine plötzlich nachlassende Anspannung ein Zittern auslösen konnte. Sie hatte ihre Gefühle in der Gewalt gehabt, und jetzt musste all die aufgestaute Energie erst einmal heraus. Im Moment war sie voller Euphorie, es Blake gezeigt zu haben.
Er hatte sich bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie schockiert er war. In Wahrheit war sie selbst schockiert über sich. Sie war nicht impulsiv, und als sie auf ihn zugegangen war, hatte sie nicht geplant, ihn derart hart anzupacken. Aber sie hatte auch nicht geplant, sich von ihm küssen zu lassen.
Kaia wollte nicht riskieren, sich nach Blake umzuschauen, doch sie vermutete, dass er sie jetzt eine Weile allein lassen würde.
Sie ging über die Empore in den geschlossenen Teil des Flurs. Hier oben war niemand, auch nicht im Gästebad.
Die beste Gelegenheit, nach den Armbändern zu suchen. Kaia schaute sich um, und als sie niemanden entdeckte, hob sie den Rock hoch und lief lautlos Richtung Schlafzimmer.
Die Uhr tickte. Irgendwann würde Blake ihre Abwesenheit bemerken und sie entweder suchen oder den Standort ihres Senders auf dem Monitor überprüfen. Sie wünschte, er hätte sie nicht nach oben gehen sehen, aber das ließ sich nun nicht mehr ändern.
Im Schlafzimmer holte Kaia ein Paar Latexhandschuhe aus einer versteckten Rocktasche. Sie war heute zwar schon einmal im Schlafzimmer gewesen, aber es würde schwer sein, ihre Fingerabdrücke auf einem Safe zu erklären. „Ich habe Jo Jo gesucht“ würde als Entschuldigung kaum taugen.
Sie vergewisserte sich noch einmal, dass niemand im Flur war, bevor sie die Tür halb offen stehen ließ und ein Stück zerknüllte Plastikfolie unter den Spalt schob. Wenn jemand die Tür öffnete,
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