Tiffany Extra Band 03
würde das Knistern sie alarmieren.
Unter einer Truhe hatte Kaia am Nachmittag eine Teppichnaht entdeckt. Sie schob das Möbelstück beiseite und legte eine quadratische Platte mit Ring frei. Bingo. Sie hob die Bodenplatte hoch, und da war auch schon der Safe. Oder zumindest einer von ihnen.
Zum Glück war es ein Tresor mit Standardwählscheibe. Ganz sicher kein Modell von Blake.
Sie überlegte, wie wütend er sein mochte und ob sie zu weit gegangen war. Aber jahrelang hatte sie sich immer wieder gefragt, wie er über einen so langen Zeitraum Gefühle hatte heucheln können. Und warum. Okay, er hielt sie für eine Diebin – aber warum musste er sie so verletzen?
Nein. Sie war nicht zu weit gegangen. Sie war nicht weit genug gegangen.
Unter ihren Leggings zog Kaia einen Messring heraus, der auf die Wählscheibe passte, und fing an zu arbeiten.
Keiner der Pagen war verletzt worden, als die Plane heruntergeweht war, weil alle im Raum neben der Küche saßen und Poker spielten. Blake konnte es ihnen nicht übel nehmen. Er hätte auch nichts dagegen, drinnen zu sitzen.
Die Plane war total hin, aber sonst war nichts passiert. Tina organisierte eine spontane Modenshow mit Royces Schmuck, und alle beruhigten sich.
Außer Blake.
Er ging umher. Er ging in die Küche, wo sich das Personal vor einem kleinen Fernseher versammelt hatte und Nachrichten von Sturmschäden und überlasteten Stromnetzen verfolgte. Dann kehrte er in den Partyraum zurück, wo er Frauen beobachtete, die wegen ein bisschen Metall und funkelnder Steine in Verzückung gerieten. Und er ging weiter umher.
Gedanken an Kaia schwirrten ihm durch den Kopf. Selbst jetzt, wo eindeutig war, dass sie ihn hasste, konnte er nicht loslassen. Es spielte für ihn keine Rolle, dass sie nicht dieselbe Kaia war wie früher; er wollte die Frau kennenlernen, die sie heute war. Trotz der Tatsache, dass er ihr nicht traute. Er traute sich ja selbst nicht.
War sie schon wieder unten? Suchend schaute er über die Menge und konnte Kaia nirgends entdecken. Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie nach ihrer … Begegnung nach oben gegangen war.
Zu lange.
Er ging aus dem Raum, tippte an sein Mikrofon und bat den Mann, der die Signale der Sender auf dem Monitor verfolgte, Kaia zu lokalisieren.
„Sie ist im Partysaal.“
Blake trat an die Türschwelle und blickte sich um. „Wo?“
„In unmittelbarer Nähe von Mrs Nazario.“
Tina saß mit ihrem Hund auf dem Schoß am Ende einer Stuhlreihe, die eilig für die Show zusammengestellt worden war. Der Mann neben ihr war nicht Kaia, die Frau neben ihm auch nicht. Oder sonst jemand in der Nähe.
„Ich sehe Mrs Nazario, aber keine Kaia Bennet.“
„Sie muss da sein – beinahe auf Mrs Nazario.“
„Das Einzige …“ Tinas Hund leckte ihr das Gesicht ab, und Blake erstarrte.
„Was …?“
Er brach die Verbindung ab und eilte zu Tina Nazario. „Entschuldigen Sie bitte.“ Damit nahm er ihr den Hund, der knurrte und nach ihm schnappte, aus den Armen.
„Was machen Sie mit Jo Jo?“, fragte Tina empört.
„Ich suche einen ID-Button.“ Blake strich über das Halsband.
Gerade als seine Finger den Anstecker berührten, zappelte Jo Jo wie verrückt und knurrte noch lauter. Blake setzte den Hund ab, der sofort mit Kaias Sender davonrannte.
„Süßer!“, rief Tina ihm verwirrt nach.
Blake konnte immer noch nicht glauben, dass Kaia tatsächlich so dreist sein würde, unter seinen Augen einen Coup zu versuchen. Er wollte ihr glauben, dass sie nur die Assistentin eines Schmuckdesigners war. In Wahrheit hatte er gehofft, dass er sich vor sechs Jahren geirrt hatte, um seine ungebrochene Faszination rechtfertigen zu können.
Nun, wo er wusste, dass sie die ganze Zeit gelogen hatte, sollte es ihm leichter fallen, sie zu vergessen.
Aber zuerst musste er sie finden.
7. KAPITEL
Kaia starrte in ein Wirrwarr von Schmuck und Schnickschnack. Die Unordnung war unerwartet und tragisch. Unerwartet, weil der Rest von Tinas Wandschrank so penibel ordentlich war, und tragisch, weil die Stücke durch die nachlässige Behandlung gelitten hatten.
Vorsichtig zog Kaia eine Perlenkette hervor, einen silbernen Löffel, drei Montblanc-Füller, ein paar Kristallfiguren, Armbänder, Parfumflaschen, einen Hermès-Schal und einen Schlüsselring – noch mit den Schlüsseln daran.
Kopfschüttelnd trug Kaia Schicht um Schicht von Tinas Plunder ab, bis sie Royces Armbänder entdeckte. Sie hatten nur ein paar leichte Kratzer, die auch
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