Tiffany Extra Band 03
ins Bad.
Blake leuchtete mit der Taschenlampe über die Wände. „Was? Das winzige Fenster?“ Er hatte es selbst ausgemessen. „Da passt niemand durch.“
„Du wirst dich wundern.“ Sie stellte einen Hocker unters Fenster, raffte ihren Rock hoch und kletterte auf die Fensterbank.
Blake schoss das Bild durch den Kopf, wie sie vorhin ihren Rock hochgehoben und auf ihn geklettert war. Unglaublich. Er konnte kaum fassen, dass es passiert war – oder dass er bereit war, es wieder passieren zu lassen.
Er schaute zu ihr hoch und wusste in diesem Moment, dass er bereit für vieles war. Ob es Kaia gelang, hier herauszukommen, oder nicht, er würde sie davon überzeugen, ihnen eine zweite Chance zu geben.
Kaia stand auf Zehenspitzen und leuchtete das Fenstersims ab. Ihre Minitaschenlampe war besser als seine. Er würde sie später fragen, woher sie sie hatte.
„Das Fenster ist kürzlich gestrichen worden“, stellte sie fest und kramte in ihren Taschen. Einen Moment später hörte Blake ein Schnippen und erriet, dass sie ein Taschenmesser aufgeklappt hatte, mit dem sie jetzt am Rahmen entlangfuhr. Kurz drauf spürte er eine angenehme Brise. Kaia hatte das Fenster geöffnet, ohne dass er es bemerkt hatte. Er sollte besser aufpassen.
Sie drückte das Fenster so weit wie möglich auf. Der Spalt war fünfundzwanzig Zentimeter breit.
„Wie ich schon sagte, da passt niemand durch.“
„Wie ich schon sagte, du wirst dich wundern.“ Kaia beugte sich vor und arbeitete still weiter.
Blake leuchtete mit der Taschenlampe auf sie, doch da richtete sie sich schon wieder auf. Er hörte ein Kratzen, ein unangenehmes Quietschen, und plötzlich hielt Kaia die Scheibe in den Händen. „Halt das bitte mal.“
Verblüfft nahm Blake ihr die Scheibe ab und legte sie auf den Waschtresen. Als er sich umdrehte, lehnte Kaia sich halb durch die Öffnung.
„Wie breit ist das? Fünfundvierzig, fünfzig Zentimeter? Du passt da immer noch nicht durch.“
Keine Antwort.
„Toller Anblick, den ich hier habe.“
Sie wackelte mit dem Po. Blake lachte und gab ihr einen Klaps. Er konnte es nicht lassen.
„Hey, darauf steh ich nicht.“
„Ich wollte es nur testen. Steckst du fest?“
Sie kam wieder herunter. „Ich bin schon durch kleinere Löcher gekrochen. Ich habe nur überlegt, welchen Weg ich nehme, wenn ich erst einmal draußen bin.“
Während sie sprach, zog sie das Oberteil ihres Kleides herunter, steckte ihre Arme durch Löcher im Stoff, von denen er nicht gewusst hatte, dass es sie gab, bedeckte ihre Schultern und Brust mit Stoff und strich die Ärmel glatt. Als Nächstes wickelte sie die Metallschnur von ihrer Taille und prüfte die Stärke.
Blake beschlich ein mulmiges Gefühl.
„Beruhig dich“, sagte sie. „Vergiss nicht, dass ich engagiert wurde, Royces Armbänder zurückzuholen.“
„Woher wusstest du, was ich gedacht habe?“ Er machte sich gar nicht erst die Mühe, es zu leugnen.
„Dein Atmen hat sich verändert, und du hast mit deinem Knöchel geknackt.“
Sofort löste er seine Faust.
Kaia richtete sich auf und zupfte hier und da noch etwas. Blake begriff nicht, wie sie das Abendkleid so schnell in ein langärmeliges Shirt, Leggings und Rucksack verwandelt hatte.
„Wie hast du das gemacht?“
„Reine Übungssache.“ Sie streifte ihre Pumps ab, riss das Innenfutter heraus und zauberte so etwas wie flache Ballettschuhe hervor. „Besser zum Klettern“, erklärte sie. Die Schuhe verschwanden im Rucksack.
Nur ihre Hände und ihr Gesicht blieben unverhüllt. Der Rest war in hautenges Schwarz gekleidet. Sie sah aus wie eine … nun, eben wie eine Einbrecherin.
„Ich bin beeindruckt“, gab Blake zu.
„Ja, und auch besorgt.“ Sie seufzte tief und schaute ihm direkt in die Augen. „Ich schätze, du wirst mir niemals ganz vertrauen, oder?“
Er zögerte. „Ich …“
„Nicht.“ Sie legte einen Finger auf seine Lippen, dann küsste sie ihn, leicht und schnell.
Es fühlte sich wie ein Abschied an.
Dann stieg Kaia auf den Hocker und winkte ihm zu. „Bis bald.“
Wenn Blake nicht selbst gesehen hätte, was als Nächstes passierte, hätte er es niemals geglaubt.
Kaia steckte ein Bein durchs Fenster. Dann streckte sie die Arme weit über ihren Kopf aus, bis ihre Schultern verschwanden. Sie drehte sich ein paar mal hin und her, er hörte ein Knacken – hatte sie sich die Schulter ausgerenkt? –, und schon saß sie rittlings auf dem Sims. Sie hievte den Rucksack durch die Öffnung, bewegte
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